Neurergus kaiseri (Iranischer Bergbachmolch)

 

Steckbrief:

Größe: 11-14 cm

Verbreitung: Westlicher Iran nahe der irakischen Grenze (Zagros-Gebirge) zwischen 500 und 1.400 m NN.

Lebensraum: Gebirgige Halbwüsten mit spärlicher Vegetation, hier tief in das Karstgebirge eingeschnittene Bäche, teilweise unterirdisch als Höhlensysteme ausgebildet.

Lebensweise: Tag- und nachtaktiv, Fortpflanzung im Winterhalbjahr bis zum Frühling von Dezember bis März/April, Entwicklung der Larven bis zum Herbst.

Nahrung: Insekten und deren Larven, Schnecken, Würmer, Bachflohkrebse, Asseln.

Gefährdung/Schutz: Neurergus kaiseri wird von der IUCN inzwischen nur noch als "Vulnerable" (Gefährdet) eingestuft, da sich das Wissen um seine natürliche Verbreitung in den vergangenen Jahren stark erhöht hat. Er wird weiterhin im Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommens geführt, weshalb CITES-Papiere für Haltung, Nachzucht und Weitergabe notwendig sind.

Quellen:

Schmidtler, J. J. & J. F. Schmidtler (1975): Untersuchungen an westpersischen Bergbachmolchen der Gattung Neurergus (Caudata, Salamandridae). - Salamandra 11 (2): 84-98.

Schneider, W. & C. Schneider (2013): Beobachtungen zur Verbreitung der Bergbachmolche Neurergus derjugini (Nesterov, 1916), Neurergus microspilotus (Nesterov, 1916) und Neurergus kaiseri Schmidt, 1952, in Iran (Caudata: Salamandridae). - Herpetozoa 26 (1/2): 27-38.

Schultschick, G. & D. Karbe (2012): Der Zagros-Molch Neurergus kaiseri. - Natur- und Tierverlag (Münster), 63 S.

 

Eigene Erfahrungen:

Im Winter 2015 erhielt ich sechs Jungtiere von Neurergus kaiseri, die sich später glücklicherweise als zwei Männchen und vier Weibchen herausstellten. Die Tiere bezogen ein Aquaterrarium mit den Maßen 80x40x40 cm, das etwa bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist. Der Kies wurde auf einer Seite so hoch aufgeschüttet, dass ein Landteil entstand. Hier dienen einige Rindenstücke als Verstecke. Im Wasserteil bietet Lochgestein Versteckmöglichkeiten. Eine Wasserpflanze sowie zur Fortpflanzungszeit einige Schaumstoffteile, die gerne zur Eiablage genutzt werden, komplettieren die recht spartanische Einrichtung. Dies entspricht dem natürlichen aquatischen Lebensraum des Iranischen Bergbachmolchs, der ebenfalls als karg und arm an Vegetation beschrieben wird. Später stieg ich entsprechend dem Wachstum der Molche auf ein größeres Aquarium mit den Maßen 100x40x50 cm für die Adulttiere um. Den Landteil installiere ich mittlerweile mit Steinaufbauten, die aus dem Wasser ragen. Das Aquarium wird über einen Außenfilter betrieben. Der Deckel des Aquariums wird von einem abnehmbaren, aber gleichzeitig schweren und dicht schließenden Lochblech gebildet, das die Schläuche des Außenfilters in das Becken leitet. Es ist wichtig, dass keine größeren Lücken vorhanden sind, da die Molche sonst entkommen und in der Folge schnell austrocknen können. Das Becken wird nicht beleuchtet oder beheizt, solange andere Terrarien und Aquarien im Raum ausreichend Licht abgeben. Die Wassertemperaturen entsprechen daher der Raumtemperatur und bewegen sich je nach Jahreszeit zwischen 17 und 23 °C. Teilwasserwechsel (ca. 1/3) erfolgen zwischenzeitlich nur noch während der Eiablage- und Larvenzeit. Ansonsten wird lediglich verdunstendes Wasser nachgefüllt. Einmal jährlich sollte das gesamte Becken komplett ausgeräumt und gesäubert werden.

Die 2015 erhaltenen Molche entwickelten sich sehr schnell und fraßen gierig die angebotenen Roten Mückenlarven (lebend oder tot) und Tubifex, etwas weniger gerne Weiße Mückenlarven. Bereits im Winter 2016/17 hatten sie die Geschlechtsreife erreicht und begannen im Dezember 2016 mit Balz- und Paarungsverhalten sowie mit der Eiablage. Im ersten und vor allem im zweiten Reproduktionsjahr verpilzten jedoch ziemlich viele Eier, sodass die Anzahl geschlüpfter Larven jeweils nur ca. 30-40 betrug. Vor der Reproduktionszeit im Winter 2018/19 reinigte ich das Aquaterrarium komplett, da ich vermutete, dass eine zu hohe Verunreinigung/Keimbelastung des Wassers die hohe Verpilzungsrate bedingte. Dies zahlte sich offenbar aus, da in diesem Winter über 70 Larven schlüpften. Ein Entfernen der Eier aus dem Becken der Adulttiere führte bei mir fast immer zum Absterben dieser, sodass ich sie dort beließ, bis die jungen ca. 10-15 mm langen Larven schlüpften. Diese saugte ich dann mit einem Aquarien-Saugreiniger ab und setzte sie in kleine Aufzuchtbecken (ca. 20 x 15 cm) mit einem Wasserstand von ca. 5 cm. Zwischenzeitlich verwende ich zum Entfernen der Larven eine Bratensaft-Pipette, dies ist schonender und sie kann gezielter eingesetzt werden.

Die Aufzuchtbecken bestanden anfangs nur aus einem flachen Stein und wenigen Eichenblättern, die als Versteckmöglichkeiten dienten und waren filterlos. Nun begann die schwierigste Zeit der Aufzucht, da die Larven anfangs nur sehr kleine, lebende Futtertiere fressen und gleichzeitig relativ empfindlich gegenüber sinkender Wasserqualität sind. Ich reichte zu Beginn etwa jeden zweiten Tag Artemia-Nauplien, Entwicklungsstadien von Daphnien und Ruderfußkrebse (Copepoden). Wer diese Futtertiere selbst züchten kann, ist klar im Vorteil, da man sie sonst regelmäßig neu beschaffen muss, weil sie nicht allzu lange haltbar sind (max. eine Woche). Durch einen Tipp eines Bekannten bin ich zwischenzeitlich dazu übergegangen, lebende Tubifex mit einem Rasiermesser kleinzuhacken. Die nur 2-3 mm großen Stücke werden auch von den jüngsten Larven bereits gefressen und stellen ein ideales, proteinreiches Futter für die ersten Lebenswochen dar. Hierdurch wachsen die Larven auch deutlich schneller.

Da normalerweise über 2-3 Monate regelmäßig neue Larven hinzukommen, müssen diese nach Größe getrennt werden, da die Larven untereinander kannibalisch sind. Dies bedeutet auch, dass man mehrere Behälter zur Larvenaufzucht benötigt. Hierzu eignen sich kleine Aquarien, die ähnlich eingerichtet sind wie die der Elterntiere (s. u.). Nach 6-8 Wochen fressen die Larven in aller Regel aufgetaute Rote Mückenlarven, was die Ernährung deutlich erleichtert. Hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt (ohne die Methode mit den gehackten Tubifex und bei Verzicht auf Filterung) große Verluste unter den Larven durch Kannibalismus, Einsaugen in den Filter, Verunreinigung des Wassers oder sonstige Todesfälle, sinkt die Mortalitätsrate ab diesem Stadium fast auf Null ab. Die Larven entwickeln sich unterschiedlich schnell und erreichen die Metamorphose zwischen Juni und Dezember. Dies ist nicht allzu überraschend, da sich auch die Legeperiode der Weibchen über einen längeren Zeitraum von Dezember bis März hinzieht. Ich halte die größeren Larven und jungen Molche in kleinen Gruppen zusammen, was bisher völlig problemlos war. Den metamorphosierten Molchen biete ich auch die Möglichkeit des Landgangs, welcher allerdings nur selten genutzt wird, meist bleiben die Molche vollständig aquatil. Allerdings sind sowohl Adult- als auch Jungtiere vor allem nachts regelmäßig auch außerhalb des Wassers zu beobachten. Dies scheint für die Molche wichtig zu sein, ggf. dient es auch zur Entfernung von Keimen wie Pilzen.

Aufgrund der oben angesprochenen Probleme gelang es mir im Winter 2016/17 8, im Winter 2017/18 7 und im Winter 2018/19 11 Jungmolche aufzuziehen, was jeweils eine verhältnismäßig geringe Zahl ist, wobei die größten Verluste bereits im Eistadium durch Verpilzung und bei den jungen Larven auftraten. Ab dem Winter 2019/20 zog ich die Larven in größeren Gruppen in Aquarien auf, die denjenigen der Elterntiere entsprachen. Mittels durch Filterschwämme oder Nylonstrümpfe geschützten Nanofiltern war es möglich, die Filter bereits bei den frisch geschlüpften Larven in Betrieb zu nehmen, wodurch sich der Betreuungsaufwand (Wasserwechsel) stark reduzierte. Anfangs zahlte sich diese Methode aus, da sich weit über 100 Larven in den Becken aufhielten. Trotz regelmäßiger Futtergaben wuchsen allerdings viele Larven nur sehr langsam, während andere bereits deutlich größer waren. Hierdurch kam es wiederholt zu Kannibalismus, auch fand ich tote (verhungerte?) Larven auf bzw. im Substrat, da mit zu diesem Zeitpunkt die o. g. Tubifex-Methode noch nicht bekannt war. So reduzierte sich die Anzahl der Larven nach und nach, sodass sie im Juni 2020 auf ca. 40 abgesunken war. Immerhin konnte ich Ende 2020 ca. 35 Jungmolche aufziehen.

Im Winter 2020/21 wurden von den Weibchen fast ausschließlich unbefruchtete Eier gelegt, was ich auf einen Umzug in eine neue Wohnung zurückführte. Zusätzlich hatte ich Anfang 2020 auch ein Männchen durch einen Unfall verloren. Möglicherweise war das verbliebene Männchen nicht ausreichend, um in Paarungsstimmung zu kommen und genügend befruchtete Eier zu produzieren. Im Frühjahr 2021 erhielt ich immerhin noch ca. 15 Larven aus befruchteten Eiern, die ich zum einen in einer Kleingruppe und zum anderen in einer Einzelaufzuchtanlage für Froschlarven aufzog. Letztgenannte Methode ist sehr aufwändig, da jede Larve einzeln versorgt werden muss, jedoch schützt sie vor Kannibalismus. Meine Erfahrungen mit dieser Methode sind eher negativ: Die Larven wuchsen verhältnismäßig langsam und es gab einige Verluste. Wenige Larven lagen einfach tot in ihren Boxen, andere suchten den Weg nach draußen, da die Boxen nach oben hin offen sind. Die meisten Larven konnte ich auf diese Weise aber erfolgreich durchbringen, bis sie groß genug waren, um Kannibalismus auszuschließen. Ich setzte sie dann wieder zusammen in ein Aquarium und zog sie ohne Verluste bis zur Metamorphose groß. 11 Jungmolche konnte ich auf diese Weise aus den wenigen geschlüpften Larven erzielen.

Im Winter 2021/22 schlüpften nur verhältnismäßig wenige Larven, die meisten Eier verpilzten. Ich führe das auf die nach dem Umzug höheren Raumtemperaturen von 17-21 °C zurück, die für andere im Terrarienraum lebende Tierarten notwendig sind. Diese erhöhten Temperaturen führen wahrscheinlich, trotz regelmäßiger Reinigung des Aquariums, zu einer erhöhten Verpilzungsrate. Die Larven zog ich in Kleingruppen in reich strukturierten Aquarien (24-40 l) mit integrierten Nanofiltern auf. Hierdurch hatte ich bei den Larven kaum noch Verluste. Letztendlich erhielt 15 vitale Jungtiere.

Im Winter 2022/23 verpilzten zu Beginn aufgrund der hohen Raumtemperaturen wieder recht viele Eier. Aus diesem Grund entfernte ich die Eier mittels Pipette und inkubierte sie in einem kalten Nebenraum bei Temperaturen von 13-16 °C.  Es wurden jedoch im Frühjahr immer mehr Eier produziert, sodass ich sie letztendlich teilweise doch bei den Elterntieren schlüpfen ließ. Insgesamt schlüpften in beiden Räumen zusammen ca. 200 Larven. Diese teilte ich auf insgesamt sechs Aufzuchtaquarien auf. Die Entwicklung der Larven verlief mit o. g. Tubifex-Methode gut und ich konnte im September 2023 exakt 100 metamorphosierte Jungtiere zählen. Einen Teil der Larven zog ich auch in einem Aquarium mit Jungtieren von N. crocatus auf, was ebenfalls völlig problemlos verlief. Prädation durch die jungen Urmia-Molche war nicht zu beobachten.

Auch im Winter 2023/24 schlüpften wieder ca. 100 Larven, von denen nun im Sommer 2024 ca. 50 Stück kurz vor der Metamorphose stehen.

Nachzuchtstatistik:

Jahr Larven Jungtiere
2017 50 8
2018 100 7
2019 100 11
2020 150 35
2021 20 11
2022 25 15
2023 200 100
2024 100  
Summe 745 187

 

Männchen des Iranischen Bergbachmolches im Aquarium.

 

Frisch metamorphosierter Jungmolch von N. kaiseri.

 

Larve von N. kaiseri kurz vor der Metamorphose.

 

Kurz vor Einsetzen der Metamorphose sind die Larven von N. kaiseri besonders groß und kräftig.

 

Ältere Larven in einem kleinen Aufzuchtaquarium.

 

Etwas ältere Larve mit bereits ausgeprägter Pigmentierung und Zeichnung.

 

 Einige Monate alte Larve des Iranischen Bergbachmolches.

 

Jüngere Larve von N. kaiseri mit beginnender Entwicklung einer Farbpigmentierung.

 

Junglarve von N. kaiseri; auffällig sind die Pigmentierung und die golden gerandeten, blauen Augen.

 

 Aquarium der Adulttiere. Durch die Steinaufbauten entsteht auf der rechten Seite ein Landteil, der allerdings relativ selten genutzt wird. Die Einrichtung ist spartanisch, eine Beleuchtung fehlt. Wichtig ist ein problemlos funktionierender Filter für eine gute Wasserqualität.

 

Aufzuchtaquarium für Larven des Bergbachmolches in Kombination mit der Haltung des Urmia-Molches (Neurergus crocatus). Die Vergesellschaftung funktioniert unproblematisch. Der Innenfilter sorgt für das dringend notwendig saubere Wasser. Steine, Rindenstücke und Mooskugeln bieten Versteckmöglichkeiten sowie für die Jungmolche die Möglichkeit des Landgangs, die allerdings selten genutzt wird.

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