Anguis fragilis (Westliche Blindschleiche) (Linnaeus, 1758)
Verbreitung in Deutschland: Anguis fragilis ist in ganz Deutschland verbreitet und meist häufig anzutreffen (Wolfbeck & Fritz 2007). Regionen mit etwas dünneren Besiedlungsdichten finden sich in Bayern südlich der Donau und in Bereichen Norddeutschlands (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg) (Online). Möglicherweise handelt es sich hierbei aber um Erfassungsdefizite. Bundesweit gilt die Art als ungefährdet (Kühnel et al. 2009).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Auch in Baden-Württemberg ist die Westliche Blindschleiche im gesamten Bundesland anzutreffen. Etwas spärlicher sind die Nachweise in den großflächig intensiv landwirtschaftlich genutzten Regionen wie im Bauland, im nördlichen Kraichgau und in Oberschwaben (Wolfbeck & Fritz 2007).
Habitatansprüche: A. fragilis kann in einer Vielzahl von Lebensräumen auftreten. Hierzu zählen etwa Offenflächen im Wald, Wald- und Wegränder, Böschungen, feuchtere Wiesen und Halbtrockenrasen, Abbaustellen, jedoch auch naturnahe Gärten. Die Art scheint in strukturreichen Lebensräumen mit einer Vielzahl von Versteckmöglichkeiten und sonnenexponierten Stellen die größten Dichten zu erreichen (Wolfbeck & Fritz 2007).
Gefährdung/Schutz: RL BW: Ungefährdet (Laufer & Waitzmann 2022). Die Westliche Blindschleiche ist in Baden-Württemberg weit verbreitet und aufgrund ihrer schlechten Nachweisbarkeit durch die versteckte Lebensweise wohl deutlich häufiger als vielfach angenommen. Die Art kann also momentan als ungefährdet für Baden-Württemberg gelten. Gefährdungspotenziale bestehen durch Flächenversiegelung, intensive Landwirtschaft und naturnahen Waldbau. Direkte Verluste entstehen häufig durch den Einsatz von Mulchgeräten und durch hohe Katzendichten in Siedlungsräumen. Zum Schutz der Westlichen Blindschleiche sollten Wälder wieder strukturreicher und offener gestaltet werden, auch im Offenland ist auf einen hohen Strukturreichtum zu achten.
Eignung als Indikatorart: A. fragilis hat aktuell keine Indikatorqualität.
Bestimmung: Die Westliche Blindschleiche ist in Deutschland als einzige vorkommende Schleichenart aufgrund ihres Körperbaus und ihrer Färbung im Prinzip unverwechselbar. Trotzdem gibt es immer wieder Verwechslungen mit diversen Schlangenarten.
Quellen für diese Seite:
Kühnel, K.-D.; Geiger, A.; Laufer, H.; Podloucky, R. & M. Schlüpmann (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) Deutschlands [Stand Dezember 2008]. In: Haupt, H.; Ludwig, G.; Gruttke, H.; Binot-Hafke, M.; Otto, C. & A. Pauly (Red.) (2009): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere. Bundesamt für Naturschutz: Naturschutz und biologische Vielfalt 70 (1).
Laufer, H. & M. Waitzmann (2020): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. 4. Fassung. Stand 31.12.2020. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 16.
Wolfbeck, H. & K. Fritz (2007): Blindschleiche - Anguis fragilis (Linnaeus, 1758). In: Laufer, H.; Fritz, K. & P. Sowig (Hrsg.): Die Reptilien und Amphibien Baden-Württembergs. Ulmer Verlag (Stuttgart), 619-632.
Westliche Blindschleiche (Anguis fragilis) auf einem Waldweg im Albvorland (Altdorf), März 2011.
Sich im nassen Übergangsmoor sonnende Westliche Blindschleiche im württembergischen Allgäu (NSG Blauensee), Mai 2019.
Jungtier der Westlichen Blindschleiche in Oberschwaben (Altusried), September 2007.
Portrait von A. fragilis im Albvorland (Altdorf), März 2011.
Mehrere Westliche Blindschleichen unter einem Reptilien-Blech im Albvorland (NSG Schaichtal) zusammen mit zahlreichen Ameisen-Nestern, August 2008.
Birken-Sukzessionsfläche im Albvorland (Altdorf) mit dicker Altgrasauflage, hier kommt auch die Westliche Blindschleiche vor.
Schematische Verbreitung von A. fragilis in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020
Natrix natrix, Zamenis longissimus, Coronella austriaca, Vipera berus, Vipera aspis, Zootoca vivipara, Lacerta agilis, Lacerta bilineata, Podarcis muralis, Emys orbicularis