Pelophylax ridibundus (Seefrosch) (Pallas, 1771)
Verbreitung in Deutschland: Pelophylax ridibundus ist in Deutschland vom Süden bis in die Küstenregion Schleswig-Holsteins verbreitet. Bevorzugt werden eindeutig tiefere Lagen, während die Mittelgebirge weitgehend gemieden werden (Sowig et al. 2007). Hier ist die Art vor allem entlang der größeren Flussläufe (Elbe, Weser, Lahn, Rhein, Main, Donau, Isar, Neckar) verbreitet (Online). Bundesweit gilt die Art als ungefährdet (Kühnel et al. 2009).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Baden-Württemberg bildet die natürliche westliche Verbreitungsgrenze des Seefroschs (Laufer & Waitzmann 2020). Es existieren zerstreute Vorkommen der Art, die sich ebenfalls auf die tieferen Lagen der großen Flusslandschaften (Oberrhein, Neckar, Donau) konzentrieren. Verbreitungsschwerpunkt ist die Oberrheinebene, wobei vor allem der Südteil flächendeckend besiedelt wird. Daneben existieren größere Populationen im Neckarbecken und am Bodensee und kleinere Vorkommen im Tauberland, in der Kocher-Jagst-Region, im Albvorland, im Donautal und am Hochrhein. Weite Bereiche des Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb sind unbesiedelt geblieben (Sowig et al. 2007).
Habitatansprüche: P. ridibundus bevorzugt größere Gewässer wie Baggerseen, größere Teiche und Weiher, Altarme und ruhige Flussuferabschnitte. Hier werden vor allem die warmen und sonnenexponierten Flachwasserzonen besiedelt. Dem Faktor Besonnung kommt im Habitat des thermophilen Seefroschs eine besondere Bedeutung zu. Dagegen ist die Art in der Lage einen moderaten Fischbesatz zu tolerieren (Sowig et al. 2007).
Gefährdung/Schutz: RL BW: Daten unzureichend (Laufer & Waitzmann 2020). Vor allem im Hauptverbreitungsraum am Oberrhein existiert zwischenzeitlich ein Mix aus autochthonen und allochthonen Seefröschen, deren Laich und Larven über die Fischwirtschaft verfrachtet werden (Ohst 2001). Aus diesem Grund wurde auf eine Einstufung in die Rote Liste verzichtet. Gefährdungspotenziale bestehen, da er seine ehemaligen Primärhabitate - die großen, dynamischen Flussauen - fast komplett aufgeben musste. Die Ersatzlebensräume - in vielen Fällen Kiesgruben mit Baggerseen - unterliegen stetigem Wandel und sind durch Verfüllung, Rekultivierung oder fischereiwirtschaftliche Nutzung gefährdet. Hinzu kommt die starke Verbauung und Kanalisation der Flussauen etwa am nördlichen Oberrhein oder am mittleren Neckar. Zum Schutz der Art sollten die Flussläufe bereichsweise renaturiert, Auenbereiche geschaffen und eine naturverträgliche Folgenutzung von Kiesgruben und Baggerseen gewährleistet werden.
Eignung als Indikatorart: P. ridibundus ist ein guter Indikator für größere, sonnenexponierte Gewässer in tieferen Lagen.
Bestimmung: Die drei Grünfroscharten sind recht schwer voneinander zu unterscheiden. Am besten lässt sich noch der Seefrosch aufgrund seiner Größe, seines kleinen Fersenhöckers und der dunklen Schallblase der Männchen abtrennen. Große Exemplare des Teichfroschs können an den Seefrosch heranreichen, besitzen aber einen größeren Fersenhöcker. Der Kleine Wasserfrosch besitzt den im Verhältnis größten Fersenhöcker, dazu eine meist rein weiße Kehle, zitronengelbe Färbungen um Hüfte und Kopf sowie eine deutlich geringere Adultgröße. Laich und Larven der drei Arten sind kaum voneinander zu unterscheiden. Die Larven sind jedoch aufgrund ihrer Größe und ihrer golden bis kupferrot glänzenden Bauchseite gut von anderen Amphibienlarven zu unterscheiden.
Quellen für diese Seite
Kühnel, K.-D.; Geiger, A.; Laufer, H.; Podloucky, R. & M. Schlüpmann (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) Deutschlands [Stand Dezember 2008]. In: Haupt, H.; Ludwig, G.; Gruttke, H.; Binot-Hafke, M.; Otto, C. & A. Pauly (Red.) (2009): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere. Bundesamt für Naturschutz: Naturschutz und biologische Vielfalt 70 (1).
Laufer, H. & M. Waitzmann (2020): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. 4. Fassung. Stand 31.12.2020. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 16.
Ohst, T. (2001): Untersuchungen zur stammesgeschichtlichen Entwicklung des westpaläarktischen Wasserfroschkomplexes (Anura, Ranidae) auf der Grundlage von DNA-Sequenzen des mitochondrialen ND2- und ND3-Gens. – Diplomarbeit, Universität Berlin.
Sowig, P.; Plötner, J. & K. Fritz (2007): Seefrosch - Rana ridibunda (Pallas, 1771). In: Laufer, H.; Fritz, K. & P. Sowig (Hrsg.): Die Reptilien und Amphibien Baden-Württembergs. Ulmer Verlag (Stuttgart), 487-500.
Adulter Seefrosch (Pelophylax ridibundus) an einem Baggersee im Albvorland (NSG Burglehen), August 2024.
Weiterer, auffällig hell gefärbter Seefrosch aus dem Albvorland (NSG Burglehen), August 2024.
Subadulter Seefrosch in der Oberrheinebene (Philippsburg), April 2020.
Jungtier des Seefroschs (Pelophylax ridibundus) in einem größeren Gewässerkomplex am nördlichen Oberrhein (Karlsruhe), Mai 2014.
Kiesgrube im Albvorland (NSG Burglehen) als Habitat des Seefroschs.
Schematische Verbreitung von P. ridibundus in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020
Salamandra atra, Salamandra salamandra, Ichthyosaura alpestris, Triturus cristatus, Lissotriton helveticus, Lissotriton vulgaris, Alytes obstetricans, Bombina variegata, Bufo bufo, Epidalea calamita, Bufotes viridis, Pelobates fuscus, Hyla arborea, Rana temporaria, Rana dalmatina, Rana arvalis, Pelophylax esculentus, Pelophylax lessonae, Pelophylax ridibundus