Hesperiidae (Dickkopffalter)
Die Familie der Dickkopffalter wurde lange Zeit zu den Nachtfaltern gerechnet, mittlerweile gilt jedoch ihre Zugehörigkeit zu den Tagfaltern als gesichert. Nur wenige Arten sind noch regelmäßig zu beobachten, so z. B. der Kronwicken-Dickkopffalter (Erynnis tages), der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus), der Schwarzkolbige Braundickkopffalter (Thymelicus lineolus), der Braunkolbige Braundickkopffalter (Thymelicus sylvestris), der Kleine Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus malvae) und der Gelbwürfelige Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon). Viele andere Arten sind Bewohner lückiger, felsiger Magerrasen. Während Komma-Dickkopffalter (Hesperia comma), Roter Würfeldickkopffalter (Spialia sertorius) und Mattscheckiger Braundickkopffalter (Thymelicus acteon) noch etwas weiter auf Halbtrockenrasen verbreitet sind, sind die Arten Schwarzbrauner Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus serratulae), Spätsommer-Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus cirsii) und Sonnenröschen-Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus alveus) auf wenige Lebensräume der Schwäbischen Alb und der Baar beschränkt. Der Mehrbrütige Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus armoricanus) besiedelt ebenfalls Halbtrockenrasen, aber auch stark entwässerte Moore. Der Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae) bevorzugt dagegen magere Böschungen und Dämme, die Wuchsorte der Wirtspflanzen sind, während der Heilziest-Dickkopffalter (Carcharodus flocciferus) ganz auf wenige wechseltrockene Streuwiesen im Alpenvorland beschränkt ist. Mit dem Steppenheiden-Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus carthami) und dem Ambossfleck-Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus onopordi) sind bereits zwei Arten aus dieser anspruchsvollen Artengruppe aus Baden-Württemberg verschwunden.
Rote Liste der Dickkopffalter Baden-Württembergs (leicht verändert nach Ebert [2005]):
Zeichenerklärung: OR = Oberrheinebene, SW = Schwarzwald, NT = Neckar-Tauberland, SA = Schwäbische Alb, OS = Oberschwaben
Gefährdung: 0 = ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste, * = ungefährdet, U = Kenntnislücke, - = nicht vorkommend, ( ) = keine sicheren, bodenständigen Vorkommen, ! = besondere Verantwortung, R= geographische Restriktion. ZAK (Zielartenkonzept nach Laufer 2006): N = Naturraumart, LB = Landesart Gruppe B, LA = Landesart Gruppe, E = erloschen, - = nicht gelistet. FFH-Richtlinie (nach LUBW 2008): Anhänge II und IV.
Der Mattscheckige Braun-Dickkopffalter (Thymelicus acteon) ist bevorzugt auf langgrasigen, leicht versaumten Halbtrockenrasen anzutreffen.
Der Schwarzkolbige Braun-Dickkopffalter (Thymelicus lineolus) ist eine häufige Art mesophiler bis trockener Standorte.
Der Braunkolbige Braun-Dickkopffalter (Thymelicus sylvestris) ist ebenfalls eine häufige Art meist feuchterer Offenland- und Saumbiotope.
Der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus) ist ein häufiger Tagfalter, der bei flüchtigem Hinsehen mit dem deutlich selteneren Komma-Dickkopffalter (Hesperia comma) verwechselt werden kann. Im Gegensatz zum stenotopen Magerrasen-Bewohner H. comma bewohnt O. sylvanus auch mesophile Wiesen- und Waldrandgesellschaften.
Der Komma-Dickkopffalter (Hesperia comma) ist in seiner Verbreitung auf meist magere und kurzrasige Halbtrockenrasen beschränkt. Die meist erst im August fliegende Art gilt in Baden-Württemberg aufgrund des Schwundes schafbeweideter Magerrasen als gefährdet.
Der Gelbwürfelige Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon) ist noch regelmäßig auf Kahlschlägen, Lichtungen und an mageren Böschungen zu beobachten, jedoch mittlerweile auf der Vorwarnliste der Roten Liste zu finden.
Der Rote Würfel-Dickkopffalter (Spialia sertorius) ist auf Magerrasen noch relativ weit verbreitet.
Der Sonnenröschen-Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus alveus) ist auf scharf beweideten Wacholderheiden der Schwäbischen Alb verbreitet und gilt als gefährdet.
Der einst in Baden-Württemberg fast ausgestorbene Mehrbrütiger Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus armoricanus) hat sich möglicherweise klimatisch bedingt wieder etwas ausgebreitet.
Der Spätsommer-Würfel-Dickkopf (Pyrgus cirsii) ist aktuell die seltenste in Baden-Württemberg heimische Pyrgus-Art. Nur ein Vorkommen auf der Ostalb ist aktuell noch bestätigt, hier hat sich die Population dank umfangreicher Pflegemaßnahmen etwas erholt.
Der Steppenheiden-Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus carthami) ist in Baden-Württemberg ausgestorben und kommt nur noch im benachbarten Bayern und Elsass vor.
Der Kleine Würfelfleck-Dickkopffalter (Pyrgus malvae) ist im Gegensatz zu allen anderen einheimischen Pyrgus-Arten noch vergleichsweise regelmäßig anzutreffen.
Der stark gefährdete Schwarzbraune Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus serratulae) kann auf der Schwäbischen Alb auf lückig bewachsenen, trockenen Magerrasen angetroffen werden.
Der Kronwicken-Dickkopffalter (Erynnis tages) ist in Baden-Württemberg verstreut verbreitet, in mageren, offenen und sonnenexponierten Biotopen jedoch noch regelmäßig anzutreffen.
Der Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae) hat sich in Baden-Württemberg ausgebreitet und kann anhand seiner auffälligen Eier und Blatttüten einfach nachgewiesen werden.
Der Heilziest-Dickkopffalter (Carcharodus flocciferus) ist ein Spezialist trockener Streuwiesen in Oberschwaben.