Carcharodus alceae (Malven-Dickkopffalter) (Esper, 1780)
Verbreitung in Deutschland: Carcharodus alceae ist außerhalb Schleswig-Holsteins und Niedersachsens in ganz Deutschland verbreitet. In allen Bundesländern gilt diese Art jedoch zumindest als gefährdet. Verbreitungsschwerpunkte befinden sich im Osten und Süden Deutschlands (Settele et al. 2005). Flächendeckende Populationen finden sich beispielsweise im Saarland und in Rheinland-Pfalz (Reinhardt et al. 2020). In den letzten Jahren ist eine Ausbreitung des Malven-Dickkopffalters in Richtung Norden zu beobachten. Vermeintliche Lücken in der Verbreitung sind häufig Nachweislücken. Bundesweit gilt die Art aktuell als ungefährdet (Reinhardt & Bolz 2011).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Malven-Dickkopffalter war ursprünglich in Baden-Württemberg vor allem auf der Schwäbischen Alb und im Oberrheintal verbreitet. Daneben existierten vereinzelte Nachweise aus Oberschwaben mit Bodenseebecken, aus den Oberen Gäuen, aus dem Albvorland und aus den Kocher-Jagst-Ebenen (Ebert & Rennwald 1991b). In den vergangenen Jahren hat sich die Art stark ausgebreitet, sodass mittlerweile ganze Regionen (z. B. Oberschwaben) flächendeckend besiedelt sind. Da C. alceae als Falter nur schwer nachweisbar ist, sind aktuelle Funde trotz der mittlerweile weiten Verbreitung eher spärlich. Wesentlich einfacher als die Faltersuche gestaltet sich die Suche nach Eiern und den Blatttüten der Raupen (G. Hermann, mündl.), mithilfe derer die Art nun fast landesweit nachgewiesen werden kann.
Habitatansprüche: Besiedelt werden bevorzugt offene Lebensräume mit guten Beständen der Wirtspflanzen aus der Familie der Malvengewächse (z. B. Moschusmalve (Malva moschata), Stockrose (Alcea rosea)). Dies sind häufig Dämme, (Straßen-)Böschungen, Saumbereiche, Ruderalflächen, Weinbergslagen und saumreiche Halbtrockenrasen, aber auch naturnahe Gärten (Ebert & Rennwald 1991b). Die aktuell gängige Praxis der Ausbringung von Malvengewächsen im Saatgut für Verkehrsnebenflächen hat wahrscheinlich mit dazu beigetragen, dass sich der Malven-Dickkopffalter stark ausbreiten konnte.
Gefährdung/Schutz: RL BW: Gefährdet (Ebert et al. 2005). Die Einschätzung der Gefährdungssituation von C. alceae muss nach aktuellen Erkenntnissen neu vorgenommen werden. Nach diesen scheint die Art mittlerweile nicht mehr ernsthaft gefährdet. Intensive Mahd entlang von Straßenrändern und an Saumbereichen kann die Entwicklungsstadien dieser Art gefährden, was jedoch bisher nicht zu einem Bestandsrückgang geführt hat. Zum Schutz von C. alceae sollten Säume, Böschungen und Dämme extensiv gepflegt, also nur sporadisch gemäht oder gemulcht werden, damit die Larven eine Chance haben sich zu entwickeln.
Eignung als Indikatorart: Der Malven-Dickkopffalter kann als Indikator für extensiv gepflegte Säume und Böschungen gelten.
Bestimmung: Einzige Verwechslungsart in Deutschland ist der Heilziest-Dickkopffalter (Carcharodus flocciferus). Bei C. alceae ist der weiße Fleck auf der Hinterflügeloberseite weniger stark ausgeprägt, ebenso die Spiegelflecken auf der Vorderflügeloberseite. Die Art bleibt zudem meist etwas kleiner. Abgeflogene Exemplare können aber durchaus Schwierigkeiten bei der Bestimmung verursachen. Im Zweifelsfall hilft auch hier eine Genitaluntersuchung.
Quellen für diese Seite:
Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991b): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2, Tagfalter 2. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 535 S.
Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.
Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). - Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.
Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.
Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.
Frisch geschlüpftes Weibchen des Malven-Dickkopffalters (Carcharodus alceae) im Oberen Donautal (Hausen im Tal), Juli 2020.
C. alceae auf einer mageren Böschung mit angrenzenden Feuchtbrachen in Oberschwaben (Inzigkofen), Juni 2009.
Etwas abgeflogenes Weibchen des Malven-Dickkopffalters aus dem Kraichgau (Odenheim), Mai 2018.
Larve von C. alceae in der Blatttüte im Baar-Wutach-Gebiet, Oktober 2010.
Weitere Raupe in einer geöffneten Blatttüte in den Oberen Gäuen (Maichingen), September 2017.
Tote, parasitierte Larve von C. alceae im Albvorland (NSG Katzenbach-Dünnbachtal), Juni 2021.
Ei von C. alceae im Hegau (Singen am Hohentwiel), August 2013.
Drei Eier des Malven-Dickkopffalters im Albvorland (Waldenbuch), Juli 2018.
Blatttüte von C. alceae im Baar-Wutach-Gebiet, Oktober 2010.
Blatttüte einer fast erwachsenen Raupe in den Oberen Gäuen (Maichingen), September 2017.
Moschus-Malve (Malva moschata) mit Blatttüte in den Oberen Gäuen (Maichingen), September 2017.
Mit zahlreichen Eiern von C. alceae belegte Malve im Hegau (Singen am Hohentwiel), August 2013.
Larvalhabitat des Malven-Dickkopffalters am südlichen Oberrhein (Freiburg), malvenreiche Brachen und Säume.
Habitat von C. alceae am Rande der östlichen Schwäbischen Alb (Asselfingen), ein Halbtrockenrasen mit Malven-Vorkommen.
Ehemaliges Militärgelände am Bodensee (Konstanz-Wollmatingen), Habitat von C. alceae.
Auch in solchen Blühmischungen entlang von Straßenrändern kann sich der Malven-Dickkopffalter reproduzieren, Oberschwaben (Lampertsweiler).
Schematische Verbreitung von C. alceae in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022
Thymelicus acteon, Thymelicus lineolus, Thymelicus sylvestris, Ochlodes sylvanus, Hesperia comma, Carterocephalus palaemon, Spialia sertorius, Pyrgus alveus, Pyrgus armoricanus, Pyrgus cirsii, Pyrgus carthami, Pyrgus malvae, Pyrgus onopordi, Pyrgus serratulae, Erynnis tages, Carcharodus alceae, Carcharodus flocciferus