Pyrgus alveus (Sonnenröschen-Würfel-Dickkopffalter) (Hübner, 1803)
Verbreitung in Deutschland: Pyrgus alveus ist vor allem im südlichen Deutschland (Bayern und Baden-Württemberg) verbreitet. Aus zahlreichen nördlichen Bundesländern ist die Art nur sporadisch nachgewiesen, so gilt sie in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz als vom Aussterben bedroht oder ist dort bereits ausgestorben (Settele et al. 2005). Aktuelle Vorkommen außerhalb Baden-Württembergs existieren in der Oberlausitz (Sachsen), in der Dübener Heide (Sachsen-Anhalt), in der Lüneburger Heide (Niedersachsen), im Thüringer Becken (Thüringen), in der Südeifel (Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen), auf der Fränkischen Alb und im bayerischen Alpenvorland (Reinhardt et al. 2020). Bundesweit gilt die Art aktuell als stark gefährdet (Reinhardt & Bolz 2011).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Der genaue Artstatus von P. alveus ist auch heute noch sehr umstritten. Es gilt als wahrscheinlich, dass die ehemalige Taxa Pyrgus trebevicensis und Pyrgus accretus jeweils zu P. alveus gerechnet werden müssen (Wagner 2002, 2005). Beiden Taxa wird häufig Unterartstatus zugesprochen. Folgt man dieser Auffassung, so ist P. a. alveus vornehmlich auf der Schwäbischen Alb verbreitet, während sich P. a. trebevicensis im Baar-Wutach-Gebiet anschließt. Auch aus dem Südschwarzwald existieren vereinzelte Meldungen aus dem P. alveus- Komplex. P. a. accretus kommt am Kaiserstuhl vor. Die letzten Nachweise liegen allerdings bereits über zehn Jahre zurück. Im benachbarten Elsass mit Vogesen ist die Art noch verbreitet (R. Treiber, schriftl.). Ehemals war P. alveus auch in den Oberen Gäuen (z. B. Heckengäu) verbreitet, hier gilt er als ausgestorben (Ebert & Rennwald 1991b).
Habitatansprüche: Der Sonnenröschen-Würfel-Dickkopffalter benötigt kurzrasige, lückige und xerotherme Halbtrockenrasen mit reichlich Offenbodenstellen. Hier frisst die Raupe an Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) (Ebert & Rennwald 1991b). Es gibt allerdings zwischenzeitlich auch Beobachtungen der Nutzung von Potentilla-Arten als Eiablage- und Raupennahrungspflanzen durch das Taxon P. a. accretus, aber auch durch Individuen, die von der Schwäbischen Alb stammen (G. Hermann, schriftl.). Larvalhabitate sind meist magere Flächen mit vielen Wirtspflanzen, besonders in südlicher Exposition. Im Vergleich mit dem Spätsommer-Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus cirsii) und dem Schwarzbraunen Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus serratulae) ist P. alveus weit weniger anspruchsvoll, was Exposition und Xerothermie der Habitate anbelangt (Wagner 2006).
Gefährdung/Schutz: RL BW: Stark gefährdet (Ebert et al. 2005). P. alveus ist zwar auf der Schwäbischen Alb noch weit verbreitet und an geeigneten Standorten hin und wieder anzutreffen, jedoch ist auch diese Art durch Extensivierung bzw. Aufgabe der Beweidung stark gefährdet. Die aktuell noch weite Verbreitung hängt mit den im Vergleich zu P. cirsii oder P. serratulae etwas geringeren Ansprüchen bezüglich der Offen- und Lückigheit der Habitate zusammen (Wagner 2005). Trotzdem wird auch diese Art schnell verschwinden, wenn die Beweidung aufgegeben wird. Hierdurch sollten die Halbtrockenrasen kurzrasig und offen gehalten werden. Für P. alveus wird eine frühe Beweidung Anfang Mai und eine intensive Beweidung ab August empfohlen (Wagner 2006).
Eignung als Indikatorart: P. alveus ist ein sehr guter Indikator für lückige, offene Halbtrockenrasen.
Bestimmung: Schwierig zu bestimmende Art, die optisch von ähnlichen Arten wie Schwarzbrauner Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus serratulae) oder Zweibrütiger Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus armoricanus) kaum zu unterscheiden ist. P. alveus ist tendenziell etwas größer als die beiden Arten und besitzt im Vergleich zu P. serratulae eine stärker gezeichnete Vorderflügeloberseite. Dies sind allerdings nur weiche Merkmale. Auch die Flügelunterseite kann zur Determination herangezogen werden, eine 100 %-ige Sicherheit bietet aber häufig nur die Genitaluntersuchung.
Quellen für diese Seite:
Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991b): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2, Tagfalter 2. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 535 S.
Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.
Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). - Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.
Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.
Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.
Wagner, W. (2002): Zur Ökologie von Pyrgus trebevicensis (Warren, 1926) und Pyrgus alveus (Hübner, [1803]) (Lepidoptera: Hesperiidae) auf der Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg). - Entomologische Zeitschrift 112 (5): 145-156.
Wagner, W. (2005): Neue Erkenntnisse zur Ökologie der Dickkopffalter der Gattung Pyrgus in Baden-Württemberg. In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 48-66.
Wagner, W. (2006): Die Gattung Pyrgus in Mitteleuropa und ihre Ökologie - Larvalhabitate, Nährpflanzen und Entwicklungszyklus. - In: Fartmann, T. & G. Hermann (2006): Larvalökologie von Tagfaltern und Widderchen in Mitteleuropa. - Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. Heft 68 (3/4): 83-122.
Sonnenröschen-Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus alveus trebevicensis) aus dem Baar-Wutach-Gebiet (Löffingen), Juni 2010.
Weiterer frischer P. alveus auf einer Wacholderheide auf der Schwäbischen Alb (Ingstetten), Juni 2016.
Flügelunterseite von P. alveus von der Schwäbischen Alb (Albstadt-Ebingen), Juli 2010.
Ei des Sonnenröschen-Dickkopffalters auf der Schwäbischen Alb (Bichishausen), Juni 2019.
Habitat von P. alveus auf der Schwäbischen Alb (Oberstetten), lückige und felsige Halbtrockenrasen.
Weiteres Habitat von der Schwäbischen Alb (Albstadt-Ebingen), bereichsweise verfilzter, bereichsweise offener Halbtrockenrasen.
Einmähder am nördlichen Albtrauf (Pfullingen), ebenfalls Habitat von P. alveus.
Weiteres Habitat im Baar-Wutach-Gebiet (Löffingen), ein recht niedrigwüchsiger Halbtrockenrasen.
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Schematische Verbreitung von P. alveus in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Grauer Bereich: Ehemalige Vorkommen (letztes Nachweisdatum)
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022
Thymelicus acteon, Thymelicus lineolus, Thymelicus sylvestris, Ochlodes sylvanus, Hesperia comma, Carterocephalus palaemon, Spialia sertorius, Pyrgus alveus, Pyrgus armoricanus, Pyrgus cirsii, Pyrgus carthami, Pyrgus malvae, Pyrgus onopordi, Pyrgus serratulae, Erynnis tages, Carcharodus alceae, Carcharodus flocciferus