Leucorrhinia rubicunda (Nordische Moosjungfer) (Linnaeus, 1758)

Verbreitung in Deutschland: Leucorrhinia rubicunda erreicht in Mitteleuropa ihre südwestliche Verbreitungsgrenze. Während die Art in Norddeutschland stellenweise häufig ist, sind aus dem Südwesten nur lokale Reliktvorkommen bekannt (Sternberg & Buchwald 2000). Deutschlandweit gilt die Art als gefährdet (Ott et al. 2015).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Die Nordische Moosjungfer ist in Baden-Württemberg ausschließlich im Alpenvorland bodenständig. Hier werden nur die größeren Moorgebiete besiedelt, sodass Reproduktionsnachweise lediglich von vier Lokalitäten vorliegen. Aus anderen Regionen (Südschwarzwald, Tauberland, Albvorland) liegen Streufunde vor (Hunger et al. 2006).

Habitatansprüche: L. rubicunda bevorzugt in Baden-Württemberg saure, meist mesotrophe Moorgewässer mit Sphagnum-Bewuchs. Dies sind häufig Kolke, Schlenken der Übergangsmoore oder kleinbäuerliche Handtorfstiche (Hunger et al. 2006). Meist fliegt die Art dort zusammen mit der Kleinen Moosjungfer (Leucorrhinia dubia), weshalb die in der Regel individuenärmeren Bestände von L. rubicunda leicht übersehen werden können. L. rubicunda fliegt allerdings etwas früher als L. dubia und fällt darüber hinaus aufgrund ihrer Größe auf (Sternberg & Buchwald 2000).

Gefährdung/Schutz: RL BW: Vom Aussterben bedroht (Hunger & Schiel 2006). Aktuell existieren nur sehr wenige Populationen dieser seltensten Moosjungfer der baden-württembergischen Fauna. Nur in den großen Moorkomplexen scheint die Art überlebensfähige Populationen aufbauen zu können. Die bereits als Naturschutzgebiete ausgewiesenen Habitate müssen hinsichtlich ihres Wasserhaushalts stabilisiert werden, um eine Eutrophierung und Sukzession der offenen Moorstandorte zu verhindern. Durch eine vorsichtige Wiedervernässung der Moorkomplexe scheint dies möglich zu sein. Kurzfristig wirksame Maßnahmen können auch die Neuanlage von Torfstichgewässern und das Entfernen von Sukzessionsgehölz sein. Eine Extensivierung angrenzender landwirtschaftlicher Nutzflächen ist ebenfalls anzustreben (Sternberg & Buchwald 2000).

Eignung als Indikatorart: L. rubicunda ist ein sehr guter Indikator für saure und mesotrophe Moorgewässer.

Bestimmung: Die Nordische Moosjungfer kann mit anderen Arten der Gattung Leucorrhinia verwechselt werden. Am ähnlichsten sind ihr die Kleine Moosjungfer und die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis). L. rubicunda besitzt rote Flügelmale, komplett gelbe Flügelvorderkanten und der Fleck auf dem siebten Abdominalsegment umfasst nur etwa drei Viertel des Segments. Die Kleine Moosjungfer unterscheidet sich durch die gewöhnlich schwarzen Flügelmale und den Fleck auf dem siebten Abdominalsegment, der in etwa so lang wie das Segment ist. L. pectoralis ist generell größer und der Fleck auf dem siebten Segment ist bei den Männchen hellgelb, während bei den Weibchen zahlreiche große, gelbe Flecken auf dem Abdomen ausgebildet sind. Nachweise sollten aufgrund der Seltenheit der Art immer mittels Fotobeleg abgesichert werden.

Quellen für diese Seite:

Hunger, H. & F.-J. Schiel (2006): Rote Liste der Libellen Baden-Württembergs und der Naturräume, Stand November 2005 (Odonata). – Libellula Supplement 7: 3-14.

Hunger, H., F.-J. Schiel & B. Kunz (2006): Verbreitung und Phänologie der Libellen Baden-Württembergs (Odonata). – Libellula Supplement 7: 15-184.

Ott, J.; Conze, K.-J.; Günther, A.; Lohr, M.; Mauersberger, R.; Roland, H.-J. & F. Suhling (2015): Rote Liste und Gesamtartenliste der Libellen Deutschlands mit Analyse der Verantwortlichkeit, dritte Fassung, Stand Anfang 2012 (Odonata). - Libellula Supplement 14, 395-422.

Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs – Band 2, Großlibellen (Anisoptera). – Ulmer-Verlag (Stuttgart), 712 S.

 

Männchen der Nordischen Moosjungfer (Leucorrhinia rubicunda) in Oberschwaben (NSG Wurzacher Ried), erkenntlich an den rötlich gefärbten Pterostigmen, Juni 2014.

 

Weiteres Männchen der Nordischen Moosjungfer aus Schweden (Uppsala), Juni 2011.

 

Portrait von L. rubicunda aus Schweden (Uppsala), Juni 2011.

 

Stark abgeflogenes Weibchen der Nordischen Moosjungfer aus Schweden (Uppsala), Juni 2011.

 

Torfmoosreiches Gewässer im NSG Wurzacher Ried, das der Nordischen Moosjungfer wahrscheinlich zur Reproduktion dient.

 

Schematische Verbreitung von L. rubicunda in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2021

Pyrrhosoma nymphula, Aeshna affinis, Aeshna caerulea, Aeshna grandis, Aeshna isoceles, Aeshna juncea, Aeshna mixta, Aeshna subarctica, Anax ephippiger, Anax imperator, Anax parthenope, Boyeria irene, Brachytron pratense, Gomphus flavipes, Gomphus pulchellus, Gomphus simillimus, Gomphus vulgatissimus, Onychogomphus forcipatus, Onychogomphus uncatus, Ophiogomphus cecilia, Cordulegaster bidentata, Cordulegaster boltonii, Cordulia aenea, Epitheca bimaculata, Somatochlora alpestris, Somatochlora arctica, Somatochlora flavomaculata, Somatochlora metallica, Crocothemis erythraea, Leucorrhinia albifrons, Leucorrhinia caudalis, Leucorrhinia dubia, Leucorrhinia pectoralis, Leucorrhinia rubicunda, Libellula depressa, Libellula fulva, Libellula quadrimaculata, Orthetrum albistylum, Orthetrum brunneum, Orthetrum cancellatum, Orthetrum coerulescens, Sympetrum danae, Sympetrum depressiusculum, Sympetrum flaveolum, Sympetrum fonscolombii, Sympetrum meridionale, Sympetrum pedemontanum, Sympetrum sanguineum, Sympetrum striolatum, Sympetrum vulgatum                               

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