Podisma pedestris (Gewöhnliche Gebirgsschrecke) (Linnaeus, 1758)

Verbreitung in Deutschland: Ehemals war Podisma pedestris innerhalb Deutschlands in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Bayern verbreitet. Aktuell nachgewiesen ist die Art noch von der Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg) und aus Bayern. In Bayern ist die Gewöhnliche Gebirgsschrecke im Alpenraum und in Nordbayern verbreitet. Hier werden die Naturräume Nördliche und Mittlere Frankenalb, Oberpfälzer Hügelland und Oberpfälzer Wald mit wenigen isolierten Vorkommen besiedelt. Verschollen ist die Art im Mittelfränkischen Becken, im Steigerwaldvorland und in der Südlichen Frankenalb (Heusinger & Voith 2003). In Sachsen ist die Art aufgrund von Prozessschutz auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Königsbrucker Heide erloschen. Bundesweit gilt die Art als stark gefährdet, wobei Deutschland eine besondere Verantwortung für die Erhaltung der Art trägt (Poniatowski et al. 2024).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Der erste Nachweis von P. pedestris aus Baden-Württemberg gelang in den 1920er-Jahren. Danach galt die Art lange Zeit als verschollen bis sie in den 1990er-Jahren wieder entdeckt wurde (Hermann 1990). Die Nachweise beschränken sich auf wenige Stellen im Oberen Donautal (Detzel 1998).

Habitatansprüche: P. pedestris besiedelt im Oberen Donautal potentiell dauerhaft waldfreie Felskuppen und angrenzende Magerrasen. Neben Halbtrockenrasen und xerothermen Gehölzsäumen wechseln sich Felskuppen, Felswände und Geröllhalden ab. Die Tiere halten sich bevorzugt in von Felsen durchsetzten Halbtrockenrasen und in vegetationsarmen Pionierfluren auf (Detzel 1998, Maas et al. 2002).

Gefährdung/Schutz: RL BW: Vom Aussterben bedroht (Detzel et al. 2022). Die wenigen voneinander isolierten Vorkommen im Oberen Donautal sind vom Aussterben bedroht. Teilweise sind nur noch individuenarme Bestände vorhanden, die durch aufkommendes Gehölz und Verfilzung der Magerrasen auf immer kleinere Restflächen zurück gedrängt werden. Um die letzten Bestände von P. pedestris in Baden-Württemberg zu erhalten, werden weitreichende Pflegemaßnahmen umgesetzt. Hierbei werden zugewachsene Felsköpfe und Steppenheiden freigestellt und durch regelmäßige Nachpflege offengehalten. Einige Populationen von P. pedestris konnten hiervon deutlich profitieren. Eine Vermeidung des Abschusses des dort ebenfalls vorkommenden Gamswildes könnte ebenfalls zu einer längerfristigen Offenhaltung der Felskuppen durch den entstehenden Wildverbiss beitragen. Das Gamswild ist, trotz seiner künstlichen Ansiedlung im Oberen Donautal, ein natürlicher Pflanzenfresser, der in die felsreichen Lebensräume des Oberen Donautals gehört und dort ohne Einfluss des Menschen auch vorkäme. Das Land Baden-Württemberg besitzt eine besondere Verantwortung für die Erhaltung hochgradig isolierter Vorposten dieser Art in Deutschland (Detzel et al. 2022).

Eignung als Indikatorart: P. pedestris ist in Baden-Württemberg ein sehr guter Indikator für vegetationsarme, felsige Pioniervegetation.

Bestimmung: In Deutschland aufgrund ihrer Größe und Zeichnung unverwechselbare Art. Die Art ist aufgrund der zurückgebildeten Flügel stumm, der Nachweis funktioniert also rein über Sichtbeobachtungen.

Quellen für diese Seite:

Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.

Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.

Hermann, G. (1990): Wiederfund der Gewöhnlichen Gebirgsschrecke (Podisma pedestris LINNE 1758) in Baden-Württemberg (Orthoptera: Catantopidae). - Articulata 5 (2): 31-34.

Heusinger, G. & J. Voith (2003): Gewöhnliche Gebirgsschrecke - Podisma pedestris (Fischer, 1853). In: Schlumprecht, H. & G. Waeber (Hrsg.): Heuschrecken in Bayern. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 187-190.

Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.

Poniatowski, D.; Detzel, P.; Drews, A.; Hochkirch, A.; Hundertmark, I.; Husemann, M.; Klatt, R.; Klugkist, H.; Köhler, G.; Kronshage, A.; Maas, S.; Moritz, R.; Pfeifer, M.A.; Stübing, S.; Voith, J.; Winkler, C.; Wranik, W.; Helbing, F. & T. Fartmann (2024): Rote Liste und Gesamtartenliste der Heuschrecken und Fangschrecken (Orthoptera et Mantodea) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (7): 88 S.

 

Weibchen der Gewöhnlichen Gebirgsschrecke (Podisma pedestris) im Oberen Donautal (Thiergarten), September 2010.

 

Männchen von P. pedestris im Oberen Donautal (Thiergarten), September 2010.

 

Weiteres Männchen der Gewöhnlichen Gebirgsschrecke im Oberen Donautal (Gutenstein), Juni 2014.

 

Weiteres Männchen der Gewöhnlichen Gebirgsschrecke im Oberen Donautal (Neidingen), Juli 2020.

 

Kopula von P. pedestris im Oberen Donautal (Gutenstein), Juli 2020.

 

Die Gewöhnliche Gebirgsschrecke im Lebensraum auf Felsköpfen im Oberen Donautal (Neidingen), Juli 2020.

 

Überblick über den Lebensraum der Gewöhnlichen Gebirgsschrecke im Oberen Donautal.

 

Typischer Einblick in das Obere Donautal und in den Lebensraum von Podisma pedestris.

 

Ein weiteres Habitat im Oberen Donautal (Thiergarten).

 

Mikrohabitat von P. pedestris im Oberen Donautal, an derart strukturierten Stellen halten sich die Tiere bevorzugt auf.

 

Eine der wenigen größeren Freiflächen, die im Oberen Donautal noch bestehen. Sie stellen die letzten bestandserhaltenden Habitate für P. pedestris in Baden-Württemberg dar.

 

Auch Felswände und Felsbänder werden von P. pedestris besiedelt und stellen ein wichtiges Element im besiedelten Lebensraum dar.

 

Selbst die höchsten Felsen im Oberen Donautal (Neidingen) werden nach und nach von Gehölzen eingenommen, sie dienen noch als Lebensraum der Gewöhnlichen Gebirgsschrecke.

 

Schematische Verbreitung von P. pedestris in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus

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