Ischnura pumilio (Kleine Pechlibelle) (Charpentier, 1825)
Verbreitung in Deutschland: Ischnura pumilio ist aus ganz Deutschland nachgewiesen, jedoch sind die Vorkommen weit verstreut, unstet und häufig individuenarm (Sternberg & Buchwald 1999). In Deutschland steht die Art auf der Vorwarnliste (Ott et al. 2015).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Die Kleine Pechlibelle ist auch in Baden-Württemberg zerstreut verbreitet. Eine Präferenz ist für warme und tiefe Lagen zu erkennen, so existieren zahlreiche Vorkommen in der Oberrheinebene, im Neckar-Tauberland und im Bodenseebecken. Vereinzelt ist die Art auch in Oberschwaben, auf der Schwäbischen Alb und in den Oberen Gäuen anzutreffen. Aus dem Schwarzwald existieren nur sehr wenige Nachweise (Hunger et al. 2006).
Habitatansprüche: I. pumilio ist eine typische Pionierart, die gut besonnte, vegetationsarme Kleingewässer mit schwankendem Wasserstand bevorzugt. Dies können natürliche Überschwemmungsflächen im Rahmen der Auendynamik sein oder - heutzutage deutlich häufiger - Naturschutztümpel, Kiesgruben- und Steinbruchgewässer, aber auch langsam fließende Gräben (Sternberg & Buchwald 1999).
Gefährdung/Schutz: RL BW: Gefährdet (Hunger & Schiel 2006). Die Kleine Pechlibelle gilt in Baden-Württemberg weiterhin als gefährdet, weil der bevorzugte Habitattyp in der heutigen Kulturlandschaft nur noch selten entsteht und die natürlichen Auen längst verschwunden sind. Die mobile Art ist deshalb auf ständig neu entstehende Kleingewässer im Rahmen von Abbauvorhaben und Naturschutzmaßnahmen angewiesen. Hierdurch kann die Art auch am besten gefördert werden, solange die größeren Flussauen weiterhin begradigt und ohne jegliche Dynamik bleiben.
Eignung als Indikatorart: I. pumilio ist ein sehr guter Indikator für gut besonnte Kleingewässer mit niedrigem Wasserstand und temporärem Charakter.
Bestimmung: Die Kleine Pechlibelle kann mit der Großen Pechlibelle (Ischnura elegans) verwechselt werden. Männchen unterscheiden sich durch das blaue Schlusslicht, das bei I. elegans das achte und bei I. pumilio das neunte und kleine Teile des achten umfasst. Bei den Weibchen ist die Abdomenoberseite der Kleinen Pechlibelle komplett schwarz (außer bei jungen Weibchen), der Großen Pechlibelle meist dunkelbraun.
Quellen für diese Seite:
Hunger, H. & F.-J. Schiel (2006): Rote Liste der Libellen Baden-Württembergs und der Naturräume, Stand November 2005 (Odonata). – Libellula Supplement 7: 3-14.
Hunger, H., F.-J. Schiel & B. Kunz (2006): Verbreitung und Phänologie der Libellen Baden-Württembergs (Odonata). – Libellula Supplement 7: 15-184.
Ott, J.; Conze, K.-J.; Günther, A.; Lohr, M.; Mauersberger, R.; Roland, H.-J. & F. Suhling (2015): Rote Liste und Gesamtartenliste der Libellen Deutschlands mit Analyse der Verantwortlichkeit, dritte Fassung, Stand Anfang 2012 (Odonata). - Libellula Supplement 14, 395-422.
Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs – Band 1, Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). – Ulmer-Verlag (Stuttgart), 468 S.
Weibchen der Kleinen Pechlibelle (Ischnura pumilio) in der charakteristischen Orange-Färbung im Albvorland (Rottenburg-Wurmlingen), Juli 2012.
Weiteres Weibchen von I. pumilio im Neckarbecken (Winnenden), Juli 2012.
Männchen der Kleinen Pechlibelle im Neckarbecken (Winnenden), Juli 2012.
Tandem zweier Männchen von I. pumilio im Neckarbecken (Winnenden), August 2012.
Typisches Habitat der Kleinen Pechlibelle, temporäres, vegetationsarmes und gut besonntes Flachgewässer im Neckarbecken (Winnenden).
Weiteres Entwicklungsgewässer von I. pumilio, Kiebitz-Blänke im Offenland im Neckartal bei Rottenburg-Wurmlingen.
Auch in den Überschwemmungsbereichen dieser Kiesgrube in Oberschwaben (Baltringen) konnte die Kleine Pechlibelle zahlreich nachgewiesen werden.
Durch einen Biberstau verursachte Überschwemmungsfläche in einer Feuchtwiese in Oberschwaben (Schlier); Habitat der Kleinen Pechlibelle, Mai 2016.
Gut besonnter Grabenabschnitt im württembergischen Allgäu (NSG Bodenmöser) als Habitat von I. pumilio.
Schematische Verbreitung von I. pumilio in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2021
Calopteryx splendens, Calopteryx virgo, Lestes barbarus, Lestes dryas, Lestes sponsa, Lestes virens, Chalcolestes viridis, Sympecma fusca, Sympecma paedisca, Platycnemis pennipes, Ceriagrion tenellum, Coenagrium hastulatum, Coenagrion lunulatum, Coenagrion mercuriale, Coenagrion ornatum, Coenagrion puella, Coenagrion pulchellum, Coenagrion scitulum, Enallagma cyathigerum, Erythromma lindenii, Erythromma najas, Erythromma viridulum, Ischnura elegans, Ischnura pumilio, Nehalennia speciosa, Pyrrhosoma nymphula