Phengaris (Maculinea) nausithous (Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling) (Bergsträsser, 1779)
Verbreitung in Deutschland: Phengaris nausithous ist vor allem noch im südlichen Deutschland verbreitet. Dieser Raum wird auch als Schwerpunktvorkommen der Art innerhalb Europas angesehen (Online). Die besten Populationen existieren in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Sachsen, während die Art in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und im Saarland bereits vom Aussterben bedroht ist (Drews 2003, Settele et al. 2005). Keine aktuellen Nachweise bestehen aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Verbreitungszentren sind der gesamte Bereich Mitteldeutschlands (Hessen, Thüringen, Sachsen), Rheinland-Pfalz und das nördliche Baden-Württemberg sowie große Bereiche Bayerns (v. a. Alpenvorland) (Reinhardt et al. 2020). Bundesweit steht die Art aktuell auf der Vorwarnliste (Reinhardt & Bolz 2011).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling besitzt seine Schwerpunktvorkommen in der nördlichen und mittleren Oberrheinebene. Daneben bestehen Populationen in den Keuperwaldbergen, in der Kocher-Jagst-Region, im Albvorland (Schönbuch), auf der Schwäbischen Alb und in Oberschwaben (mit Bodenseebecken). Die Art fehlt komplett im Schwarzwald, im nördlichen Kraichgau und in weiten Teilen des Tauber- und Baulandes (Ebert & Rennwald 1991b). Regional ist P. nausithous stark rückläufig und wahrscheinlich in Oberschwaben bereits aus weiten Teilen der Landschaft vollständig verschwunden.
Habitatansprüche: P. nausithous benötigt meist feuchtere Wiesen oder Brachen mit Vorkommen der spätblühenden Variante des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis). Dies können extensiv genutzte Feucht- und Streuwiesen, Wiesenrandbereiche, Hochstaudenfluren oder graben- und bachbegleitende Brachestrukturen sein. Regelmäßig gemähte Wiesen können nur besiedelt werden, wenn diese nicht während der Flugzeit und frühen Raupenzeit gemäht werden. Im Spätsommer wechseln die Larven dann in die Nester der Knotenameisen Myrmica sabuleti und M. rubra über (Ebert & Rennwald 1991b).
Gefährdung/Schutz: RL BW: Gefährdet (Ebert et al. 2005). Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling verschwindet bei intensiver Nutzung (mehrmaliger Schnitt und Düngung) genauso wie die Wirtspflanzen und -ameisen sehr schnell aus den Habitaten. Auch eine unangepasste Nutzung (etwa eine Mahd im Juli/August) führt zum Verschwinden der Art, die im Gegensatz zum Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris teleius) ein längeres Brachfallen tolerieren kann (Geißler-Strobel 1999). Zum Schutz dieser FFH-Art der Anhänge II und IV müssen die besiedelten Habitate extensiv bewirtschaftet und am besten einmal recht früh (etwa Anfang Juni) und einmal spät (ab September) im Jahr gemäht werden. Darüber hinaus sollten wiesenknopfreiche Brachebestände erhalten bleiben. Gehölzsukzessionen müssen bei Aufkommen in diesen Flächen zurückgedrängt werden. Eine extensive Beweidung mit entsprechender Weideruhe zwischen Mitte Juni und September ist ebenfalls geeignet, die Vorkommen des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings zu erhalten. Gerade extensiv genutzte, feuchtere Talwiesen sind in Mitteleuropa, dem Hauptverbreitungsgebiet von P. nausithous, extrem rar geworden, weshalb eine Aufnahme in den Anhang II der FFH-Richtlinie europaweit gefährdeter Arten erfolgte.
Eignung als Indikatorart: P. nausithous ist ein sehr guter Indikator für extensiv genutzte Feuchtwiesen und Feuchtbrachen mit Wiesenknopfbeständen.
Bestimmung: Eigentlich unverwechselbare Art, allerdings treten gerade bei Anfängern immer wieder Verwechslungen mit dem Rotklee-Bläuling (Cyaniris semiargus) auf, da auch dieser keine Randflecken besitzt. P. nausithous ist im Gegensatz zu diesem aber niemals blau und besitzt eine einheitlich zimtbraune Färbung der Flügelunterseiten.
Quellen für diese Seite:
Drews, M. (2003): Glaucopsyche nausithous (Bergsträsser, 1779). – In: Petersen, B., Ellwanger, G., Biewald, G., Hauke, U., Ludwig, G., Pretscher, P., Schröder, E. & Ssymank, A. (2003): Das europäische Schutzgebietsystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 1: Pflanzen und Wirbellose. – Bonn (Bundesamt für Naturschutz). – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69 /1: 493-501 S.
Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991b): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2, Tagfalter 2. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 535 S.
Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.
Geißler-Strobel, S. (1999): Landschaftsplanungsorientierte Studien zu Ökologie, Verbreitung, Gefährdung und Schutz der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge Maculinea nausithous und Maculinea teleius. - Neue Entomologische Nachrichten 44, 1-105.
Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). - Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.
Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.
Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris nausithous) auf einer extensiv genutzten Wiese im Albvorland (Steinenbronn), Juli 2009.
Weiterer P. nausithous aus dem Albvorland (Steinenbronn), Juli 2009.
Weiterer Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling aus dem Albvorland (Weil im Schönbuch) an der Wirtspflanze, Juli 2011.
Weiterer Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling auf einer feuchten Talwiese im Albvorland (Schönaich), Juli 2012.
Kopula des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings im Albvorland (Breitenstein), Juli 2014.
Feuchte, extensiv genutzte Waldwiese mit guten Beständen des Großen Wiesenknopfs im Albvorland (Weil im Schönbuch), hier kommen sowohl P. nausithous als auch P. teleius vor.
Extensiv genutztes Grünland mit guten Wiesenknopf-Beständen als Habitat des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings im Albvorland (Breitenstein).
Habitat von P. nausithous auf der Schwäbischen Alb (Ringingen); nordexponierter Magerrasen mit guten Beständen des Großen Wiesenknopfs.
Auch in Oberschwaben ist P. nausithous vereinzelt in Streuwiesen mit Vorkommen des Großen Wiesenknopfs anzutreffen, so wie hier im NSG Bodenmöser.
Schematische Verbreitung von P. nausithous in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022
Hamearis lucina, Callophrys rubi, Thecla betulae, Favonius quercus, Satyrium acaciae, Satyrium ilicis, Satyrium w-album, Satyrium spini, Satyrium pruni, Lycaena helle, Lycaena phlaeas, Lycaena dispar, Lycaena virgaureae, Lycaena tityrus, Lycaena alciphron, Lycaena hippothoe, Cupido minimus, Cupido osiris, Cupido argiades, Celastrina argiolus, Pseudophilotes baton, Glaucopsyche alexis, Phengaris alcon, Phengaris rebeli, Phengaris arion, Phengaris teleius, Phengaris nausithous, Plebejus argus, Plebejus idas, Plebejus argyrognomon, Aricia agestis, Aricia artaxerxes, Eumedonia eumedon, Agriades optilete, Cyaniris semiargus, Polyommatus damon, Polyommatus dorylas, Polyommatus amandus, Polyommatus thersites, Polyommatus icarus, Polyommatus daphnis, Lysandra coridon, Lysandra bellargus