Plebejus idas (Ginster-Bläuling) (Linnaeus, 1760)

Verbreitung in Deutschland: Plebejus idas ist über weite Teile Deutschlands verbreitet und fehlt aktuell nur in Nordrhein-Westfalen und in Hessen. Die Art ist allerdings in allen Bundesländern gefährdet, in zahlreichen (Thüringen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg) gar vom Aussterben bedroht. Die größte Verbreitungsdichte besitzt P. idas noch im Nordosten Deutschlands (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen) (Settele et al. 2005). Im Süden Deutschlands tritt P. idas sehr lokal im Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg auf, wobei viele Nachweise bereits älteren Datums sind. In Bayern ist die Bestandssituation mit Vorkommen im Grabfeldgau, im zentralen Bayern sowie in den Schottertälern des Voralpinen Moor- und Hügellandes noch etwas besser (Reinhardt et al. 2020). Bundesweit gilt die Art aktuell als gefährdet (Reinhardt & Bolz 2011).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Ginster-Bläuling besaß ehemals mehrere disjunkte Vorkommensgebiete in Baden-Württemberg. So war die Art sowohl am Bodensee und im Illertal als auch in der Oberrheinebene verbreitet. Heutzutage ist nur noch der nördliche Oberrhein besiedelt, alle anderen Vorkommen sind mit Sicherheit erloschen (Ebert & Rennwald 1991b). Nordwestlich angrenzend an Baden-Württemberg ist P. idas in der Pfalz mittlerweile ebenfalls erloschen (Haag et al. 2007).

Habitatansprüche: P. idas besiedelt in Baden-Württemberg bevorzugt mit Ginster bewachsene Kiesgruben, Industriebrachen und Trockenrasen. Ehemals war die Art auch in Mittelwäldern und in verheideten Hochmooren verbreitet. An der Iller dürften in früherer Zeit die Brennenstandorte sowie angrenzende Abbaustellen besiedelt worden sein. In anderen Bundesländern besiedelt der Ginster-Bläuling außerdem Besenginsterheiden sowie ginsterreiche Schlagfluren, Waldschneisen und Wegränder. Die Raupe lebt an verschiedenen Pflanzen, bevorzugt jedoch an Ginster- und Kleearten (Ebert & Rennwald 1991b).

Gefährdung/Schutz: RL BW: Vom Aussterben bedroht (Ebert et al. 2005). Der Ginster-Bläuling kommt aktuell nur noch in einem relativ kleinen Gebiet am nördlichen Oberrhein vor und ist dort auf wenige Sonderstandorte beschränkt, weshalb die Art vom Aussterben bedroht ist. Die ehemaligen oberschwäbischen Vorkommen konnten bereits seit Jahrzehnten nicht mehr bestätigt werden. Die Habitate am nördlichen Oberrhein sind vor allem durch Sukzession (auch innerhalb von Naturschutzgebieten), aber auch durch Aufforstung und anderweitige Nutzung gefährdet. Zum Schutz der Art müssen ginsterreiche Offenland- und Lichtwaldhabitate erhalten und gefördert werden. So ist beispielsweise in den Kiesgruben eine Imitation der ehemaligen Nutzung notwendig, um die Sukzession und das Eindringen von Neophyten (z. B. der Goldrute) zu verhindern.

Eignung als Indikatorart: P. idas ist ein guter Indikator für ginsterreiche Offenlandbrachen und Lichtwaldsituationen.

Bestimmung: Die Art ist leicht mit anderen Arten der Gattung Plebejus zu verwechseln. Während der Kronwicken-Bläuling (Plebejus argyrognomon) etwas größer und prächtiger gefärbt ist, sodass er nach habituellen Merkmalen unterschieden werden kann, ist der Argus-Bläuling (Plebejus argus) äußerlich kaum vom Ginster-Bläuling zu trennen. P. argus verfügt allerdings über einen deutlich sichtbaren Sporn an der Tibia der Füße, der P. idas fehlt. Aufgrund der Seltenheit der Art sollten an bisher unbekannten Fundstellen zur exakten Bestimmung Belegexemplare entnommen und Genitalpräparate angefertigt werden, um den Nachweis abzusichern.

Quellen für diese Seite:

Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991b): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2, Tagfalter 2. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 535 S.

Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.

Haag, M., Rennwald, E. & T. Schulte (2007): Idas-Bläuling - Plebeius idas (Linnaeus, 1761). In: Schulte, T., Eller, O., Niehuis, M. & E. Rennwald (2007): Die Tagfalter der Pfalz, Band 1. - Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft 37: 350-356.

Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). -  Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.

Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.

Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.

 

Weibchen des Ginster-Bläulings (Plebejus idas) in einer ginsterreichen Kiesgrube am nördlichen Oberrhein (Rheinstetten), Mai 2011.

 

Flügelunterseite von P. idas am nördlichen Oberrhein (Rheinstetten), Mai 2011.

 

Kopula des Ginster-Bläulings in einer Kiesgrube am nördlichen Oberrhein (Malsch), August 2013.

 

Habitat von P. idas am nördlichen Oberrhein, eine als Naturschutzgebiet ausgewiesene, ehemalige ginsterreiche Kiesgrube.

 

Schematische Verbreitung von P. idas in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Grauer Bereich: Ehemalige Vorkommen (letztes Nachweisdatum)

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022

Hamearis lucina, Callophrys rubi, Thecla betulae, Favonius quercus, Satyrium acaciae, Satyrium ilicis, Satyrium w-album, Satyrium spini, Satyrium pruni, Lycaena helle, Lycaena phlaeas, Lycaena dispar, Lycaena virgaureae, Lycaena tityrus, Lycaena alciphron, Lycaena hippothoe, Cupido minimus, Cupido osiris, Cupido argiades, Celastrina argiolus, Pseudophilotes baton, Glaucopsyche alexis, Phengaris alcon, Phengaris rebeli, Phengaris arion, Phengaris teleius, Phengaris nausithous, Plebejus argus, Plebejus idas, Plebejus argyrognomon, Aricia agestis, Aricia artaxerxes, Eumedonia eumedon, Agriades optilete, Cyaniris semiargus, Polyommatus damon, Polyommatus dorylas, Polyommatus amandus, Polyommatus thersites, Polyommatus icarus, Polyommatus daphnis, Lysandra coridon, Lysandra bellargus                                                 

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