Phengaris (Maculinea) rebeli (Kreuzenzian-Ameisenbläuling) (Hirschke, 1904)

Verbreitung in Deutschland: Phengaris rebeli ist, sofern als von P. alcon getrennte Art gesehen, ausschließlich im südlichen Deutschland verbreitet. Hier besiedelt die Art die Bundesländer Thüringen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg. Überall ist P. rebeli zumindest stark gefährdet (Settele et al. 2005). Zusammenhängende Vorkommen bestehen in den Mainfränkischen Platten, auf der Fränkischen Alb, in den bayerischen Alpen und auf der Schwäbischen Alb (Reinhardt et al. 2020). Bundesweit gilt die Art aktuell als gefährdet (Reinhardt & Bolz 2011).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Die Vorkommen des Kreuzenzian-Bläulings sind in Baden-Württemberg weit verstreut und weitgehend isoliert. Populationen existieren im Tauberland, im Kraichgau, in den Oberen Gäuen und vor allem auf der Schwäbischen Alb bis hin zur Baar-Alb. Nicht besiedelt werden die Oberrheinebene, die Keuperwaldberge und Oberschwaben (Ebert & Rennwald 1991b). In Oberschwaben existieren allerdings wenige Vorkommen von P. alcon, die ebenfalls an G. cruciata leben und somit auch dem Ökotyp P. rebeli zugeordnet werden könnten.

Habitatansprüche: P. rebeli ist auf das Vorkommen des Kreuzenzians (Gentiana cruciata) angewiesen. Dieser wächst bevorzugt auf Wacholderheiden und Kalk-Magerrasen, die zumindest extensiv beweidet werden. Regelmäßig werden außerdem auch (ehemals) beweidete Randbereiche wie Böschungen oder strukturreiche Waldsäume mit Kreuzenzian-Vorkommen besiedelt. Außerdem müssen auch die Lebensbedingungen der wichtigsten Wirtsameise, Myrmica sabuleti, erfüllt werden (Ebert & Rennwald 1991b).

Gefährdung/Schutz: RL BW: Stark gefährdet (Ebert et al. 2005). Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling ist in Baden-Württemberg stark gefährdet, da seine Habitate häufig durch Nutzungsaufgabe verfilzen und schließlich durch Sukzession überwachsen werden. Zum Schutz der Art müssen Kalk-Magerrasen mit Kreuzenzian-Beständen extensiv bewirtschaftet werden. Dies ist durch eine regelmäßige Schafbeweidung oder auch durch Mahd und Rücknahme von Gehölzen möglich. Im Vergleich zu anderen Arten sind die Populationen in Baden-Württemberg während der letzten Jahre auch aufgrund intensiver Pflegemaßnahmen einigermaßen konstant geblieben (vgl. Meier 2005). Regional sind allerdings trotz der umfangreichen Maßnahmen Bestandsrückgänge zu verzeichnen (Hafner 2005). Um den Kreuzenzian zu fördern, sind offene Bodenstellen durch regelmäßige Bodenverwundungen notwendig. Entstehen diese nicht mehr, weil die Nutzung bzw. Pflege zu wenig invasiv ist (z. B. bei Mahd), müssen diese Stellen künstlich durch Auflockern der Grasnarbe geschaffen werden.

Eignung als Indikatorart: M. rebeli ist ein sehr guter Indikator für genutzte, kurzrasige und an Kreuzenzian reiche Kalk-Magerrasen.

Bestimmung: Das Artenpaar P. alcon/P. rebeli ist manchmal schwer von syntop vorkommenden Arten wie dem Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris teleius) und dem Thymian-Ameisenbläuling (Phengaris arion) zu trennen. Im Vergleich zu P. teleius sind die Randflecken bei P. alcon nicht weiß umrandet und die Flügelunterseiten wirken gräulicher, bei abgeflogenen Individuen kann die Bestimmung aber schwierig sein. P. rebeli wirkt im Vergleich zu P. arion deutlich gräulicher und ist kleiner als dieser.

Quellen für diese Seite:

Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991b): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2, Tagfalter 2. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 535 S.

Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.

Geißler-Strobel, S. (1999): Landschaftsplanungsorientierte Studien zu Ökologie, Verbreitung, Gefährdung und Schutz der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge Maculinea nausithous und Maculinea teleius. - Neue Entomologische Nachrichten 44, 1-105.

Hafner, S. (2005): Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Maculinea rebeli) im Regierungsbezirk Freiburg. In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 105-106.

Meier, M. (2005): Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Maculinea rebeli) im Regierungsbezirk Stuttgart. In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 104-105.

Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). -  Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.

Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.

Sanetra, M.; Güsten, R. & R. Trusch (2015): Neue Erkenntnisse zur Verbreitung und Lebensweise von myrmekophilen Bläulingen (Lepidoptera: Lycaenidae) im Tauberland und angrenzenden Regionen. - Carolinea 73: 29-81.

Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.

 

Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Phengaris rebeli) auf einem Kalk-Magerrasen in den Oberen Gäuen (Grafenau-Dätzingen), Juni 2009.

 

Weiterer P. rebeli auf einem Kalk-Magerrasen in den Oberen Gäuen (Grafenau-Dätzingen), Juni 2009.

 

Flügeloberseite des Kreuzeinzian-Ameisenbläulings auf einem Kalk-Magerrasen in den Oberen Gäuen (Grafenau-Dätzingen), Juni 2009.

 

Eier von P. rebeli an Kreuzenzian in den Oberen Gäuen (Grafenau-Dätzingen), August 2011.

 

Kalk-Magerrasen mit Kreuzenzian-Beständen im Kraichgau (Kämpfelbach) als Habitat für P. rebeli.

 

Schematische Verbreitung von P. rebeli in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022

Hamearis lucina, Callophrys rubi, Thecla betulae, Favonius quercus, Satyrium acaciae, Satyrium ilicis, Satyrium w-album, Satyrium spini, Satyrium pruni, Lycaena helle, Lycaena phlaeas, Lycaena dispar, Lycaena virgaureae, Lycaena tityrus, Lycaena alciphron, Lycaena hippothoe, Cupido minimus, Cupido osiris, Cupido argiades, Celastrina argiolus, Pseudophilotes baton, Glaucopsyche alexis, Phengaris alcon, Phengaris rebeli, Phengaris arion, Phengaris teleius, Phengaris nausithous, Plebejus argus, Plebejus idas, Plebejus argyrognomon, Aricia agestis, Aricia artaxerxes, Eumedonia eumedon, Agriades optilete, Cyaniris semiargus, Polyommatus damon, Polyommatus dorylas, Polyommatus amandus, Polyommatus thersites, Polyommatus icarus, Polyommatus daphnis, Lysandra coridon, Lysandra bellargus                                                 

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