Pseudophilotes baton (Graublauer Thymian-Bläuling) (Bergsträsser, 1779)

Verbreitung in Deutschland: Pseudophilotes baton kommt in Deutschland noch in einigen südlichen und östlichen Bundesländern vor, ist jedoch überall zumindest stark gefährdet. Der von manchen Autoren als eigene Art angesehene Östliche Quendelbläuling (Pseudophilotes vicrama) (Moore, 1865) kommt in Deutschland äußerst lokal in Sachsen und Brandenburg vor und ist vom Aussterben bedroht(vgl. Settele et al. 2005). Der Graublaue Thymian-Bläuling besitzt Verbreitungszentren im Kyffhäuser (Thüringen), im Saar-Nahe-Bergland (Saarland, Rheinland-Pfalz), im Südschwarzwald, auf der Schwäbischen und Fränkischen Alb sowie im bayerischen Alpenraum (Reinhardt et al. 2020). Bundesweit gilt die Art aktuell als stark gefährdet (Reinhardt & Bolz 2011).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Graublaue Thymian-Bläuling ist in Baden-Württemberg von der Ostalb über die mittlere Albhochfläche bis in den Südschwarzwald verbreitet. Innerhalb dieses Verbreitungsgebietes sind die Populationen allerdings häufig isoliert und nur vereinzelt vorkommend. So scheint die Art in weiten Bereichen der Südwestalb ganz zu fehlen. Die Vorkommen beschränken sich heutzutage hauptsächlich auf die mittlere Alb (Großes Lautertal und ehemaliger Truppenübungsplatz Münsingen) und den Südschwarzwald. Am Kaiserstuhl, wo die Art ehemals vorkam, ist P. baton ausgestorben. Neuere Nachweise fehlen auch von der Ostalb (zuletzt 2010) und von der Baar- und Hegaualb (zuletzt 1943). Ein isoliertes Vorkommen existiert im Donaumoos im NSG Langenauer Ried an der baden-württembergisch-bayerischen Grenze (Ebert & Rennwald 1991b).

Habitatansprüche: P. baton benötigt offene, lückige und felsige oder steinige Magerrasen, die meist sehr steil und sonnenexponiert sind. Hier frisst die Larve an Gewöhnlichem Thymian (Thymus pulegioides). Alternativ kann die Art auch an strukturell ähnlichen Stellen innerhalb entwässerter Moore vorkommen (Ebert & Rennwald 1991b). Im Schwarzwald werden lückige, kurzrasige und von Rindern beweidete Weidfelder besiedelt. Auf der Schwäbischen Alb handelt es sich um ebenfalls lückige, von Steinen und Felsen durchsetzte Kalk-Magerrasen, Wacholderheiden und Schutthalden. Die Kalk-Magerrasen beinhalten teilweise alte Sandentnahmestellen, die eine besonders lückige Vegetation aufweisen. Im Donaumoos bieten entwässerte, offenbodenreiche Torfböden und Kalktuffbereiche Lebensraum für die anspruchsvolle Art.

Gefährdung/Schutz: RL BW: Stark gefährdet (Ebert et al. 2005). P. baton ist in Baden-Württemberg stark rückläufig und wird deshalb als stark gefährdet eingestuft. Dieser Rückgang ist vor allem durch die Nutzungsaufgabe auf Grenzertragsstandorten bedingt. Diese verfilzen zusehends und werden damit für die auf lückige und trockenheiße Stellen (Larvalhabitate) angewiesene Art unbesiedelbar. Die heutzutage mithilfe von Subventionen durchgeführte Beweidung mit Schafen erfolgt meist zu selten, jahreszeitlich zu spät und nicht intensiv genug. Da die Art auch im übrigen Mitteleuropa überall stark zurückgeht, hat das Land Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung für den Erhalt des Graublauen Thymian-Bläulings. Zum Schutz der Art sollte eine intensive, möglichst dreimalige Beweidung mit frühem erstem Beweidungsgang und regelmäßiger Gehölzpflege durchgeführt werden. Offenbodenstellen sollten gezielt gefördert werden.

Eignung als Indikatorart: P. baton ist ein sehr guter Indikator für lückige, offene und steinig-felsige Magerrasen.

Bestimmung: Sehr kleiner Bläuling, der vor allem mit dem Argus-Bläuling (Plebejus argus) verwechselt werden kann. Charakteristisch sind die schwarzen Fleckenreihen am Flügelrand der Oberseiten, auch die Anordnung der Flecken auf den Flügelunterseiten eignet sich zur Determination. Aufgrund der Seltenheit der Art sollten Nachweise unbedingt per Fotobeleg abgesichert werden.

Quellen für diese Seite:

Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991b): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2, Tagfalter 2. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 535 S.

Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.

Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). -  Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.

Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.

Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.

 

Graublauer Thymian-Bläuling (Pseudophilotes baton) auf einem steinigen Magerrasen auf der Ostalb (Söhnstetten), Juli 2010.

 

Männchen des Graublauen Bläulings auf einer Wacholderheide auf der Schwäbischen Alb (Bichishausen), Juli 2018.

 

Kopula des Graublauen Bläulings auf der Schwäbischen Alb (Bichishausen), Juli 2019.

 

Lückiger, kurzrasiger und steiniger Magerrasen auf der Ostalb (Söhnstetten), Habitat von P. baton.

 

Weiteres Habitat von P. baton auf der Schwäbischen Alb (Bichishausen); eine flachgründige, scharf beweidete Wacholderheide.

 

Habitat des Graublauen Thymian-Bläulings im Südschwarzwald (Schönau); von Rindern beweideter Silikat-Magerrasen mit reichlich Offenbodenstellen und Thymian.

 

Schematische Verbreitung von P. baton in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Grauer Bereich: Ehemalige Vorkommen (letztes Nachweisdatum)

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022

Hamearis lucina, Callophrys rubi, Thecla betulae, Favonius quercus, Satyrium acaciae, Satyrium ilicis, Satyrium w-album, Satyrium spini, Satyrium pruni, Lycaena helle, Lycaena phlaeas, Lycaena dispar, Lycaena virgaureae, Lycaena tityrus, Lycaena alciphron, Lycaena hippothoe, Cupido minimus, Cupido osiris, Cupido argiades, Celastrina argiolus, Pseudophilotes baton, Glaucopsyche alexis, Phengaris alcon, Phengaris rebeli, Phengaris arion, Phengaris teleius, Phengaris nausithous, Plebejus argus, Plebejus idas, Plebejus argyrognomon, Aricia agestis, Aricia artaxerxes, Eumedonia eumedon, Agriades optilete, Cyaniris semiargus, Polyommatus damon, Polyommatus dorylas, Polyommatus amandus, Polyommatus thersites, Polyommatus icarus, Polyommatus daphnis, Lysandra coridon, Lysandra bellargus                                                    

Übersicht