Zygaenidae (Widderchen)
Die Familie der Widderchen wird systematisch zu den Nachtfaltern gestellt, da jedoch alle Arten tagaktiv sind und in der Planungspraxis häufig eine wichtige Rolle spielen, werden sie hier gesondert behandelt. Von wenigen Ausnahmen wie dem Sechsfleck-Widderchen (Zyganea filipendulae) und dem Fünffleck-Widderchen (Zygaena viciae) abgesehen, sind alle Widderchen-Arten in Baden-Württemberg in ihrem Bestand gefährdet. Noch etwas weiter verbreitet sind typische Magerrasenbewohner wie Hufeisenklee-Widderchen (Zygaena transalpina), Beilfleck-Widderchen (Zygaena loti), Esparsetten-Widderchen (Zygaena carniolica), Thymian-Widderchen (Zygaena purpuralis), Bibernell-Widderchen (Zygaena minos), Veränderliches Widderchen (Zygaena ephialtes) oder Sonnenröschen-Grünwidderchen (Adscita geryon) und die Feuchtgebietsarten Sumpfhornklee-Widderchen (Zygaena trifolii) und Ampfer-Grünwidderchen (Adscita statices). Bereits bedeutend seltener und mit hohen Ansprüchen an ihre Lebensräume sind die beiden Grünwidderchen-Arten Flockenblumen-Grünwidderchen (Jordanita globulariae) und Skabiosen-Grünwidderchen (Jordanita notata). Ebenfalls als stark gefährdet müssen Arten lichter Wälder angesehen werden, hierunter Klee-Widderchen (Zygaena lonicerae), Platterbsen-Widderchen (Zygaena osterodensis) und die Arten der Steppenheidewälder Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta) und Elegans-Widderchen (Zygaena angelicae elegans). Besondere Lebensraumansprüche hat außerdem das Heide-Grünwidderchen (Rhagades pruni), das sowohl in verheideten Hochmooren als auch in versaumten Halbtrockenrasen vorkommt. Das Südwestdeutsche Grünwidderchen (Adscita mannii), das ursprünglich am Kaiserstuhl vorkam, ist möglicherweise in den vergangenen Jahren erloschen und wäre damit sowohl in Baden-Württemberg als auch in ganz Deutschland ausgestorben. Bereits seit längerer Zeit erloschen ist das Haarstrang-Widderchen (Zygaena cynarae), sie wurde letztmals in den 1950er-Jahren in Baden-Württemberg gefunden. Für das Distel-Widderchen (Jordanita subsolana) existieren keine gesicherten Nachweise aus Baden-Württemberg.
Rote Liste der Widderchen Baden-Württembergs (leicht verändert nach Ebert [2005]):
Zeichenerklärung: OR = Oberrheinebene, SW = Schwarzwald, NT = Neckar-Tauberland, SA = Schwäbische Alb, OS = Oberschwaben
Gefährdung: 0 = ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste, * = ungefährdet, U = Kenntnislücke, - = nicht vorkommend, ( ) = keine sicheren, bodenständigen Vorkommen, ! = besondere Verantwortung, R= geographische Restriktion. FFH-Richtlinie (nach LUBW 2008): Anhänge II und IV.
Das Heide-Grünwidderchen (Rhagades pruni) besiedelt neben schlehenreichen Magerrasen, wie hier im Tauberland, auch trockene verheidete Hochmoore in Oberschwaben.
Die stark gefiederten, spitz zulaufenden Fühler der Männchen des Flockenblumen-Grünwidderchens (Jordanita globulariae) lassen zumindest eine Eingrenzung auf zwei mögliche Arten zu. Der Fundort im Kraichgau bestätigt dann endgültig A. globulariae.
Das Skabiosen-Grünwidderchen (Jordanita notata) kommt in Baden-Württemberg nur sehr lokal im Südwesten im Grenzgebiet zur Schweiz vor.
Das Südwestdeutsche Grünwidderchen (Adscita mannii), hier ein Männchen aus dem Elsass, ist in Baden-Württemberg wahrscheinlich bereits ausgestorben.
Das Sonnenröschen-Grünwidderchen (Adscita geryon) ist vor allem auf den Magerrasen der Schwäbischen Alb, des Baar-Wutach-Gebietes, der südlichen Oberrheinebene und des Tauberlandes verbreitet.
Das Ampfer-Grünwidderchen (Adscita statices) ist eine Zeigerart intakten Feuchtgrünlandes und gilt in Baden-Württemberg als gefährdet.
Auf den Magerrasen der Schwäbischen Alb noch relativ weit verbreitet ist das Thymian-Widderchen (Zygaena purpuralis).
Das Bibernell-Widderchen (Zygaena minos) ist seltener als vorige Art und von dieser am einfachsten anhand der Raupen zu unterscheiden.
Das Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta) benötigt lichte Steppenheidewälder und gilt daher in Baden-Württemberg als gefährdet.
Das Esparsetten-Widderchen (Zygaena carniolica) ist auf der Schwäbischen Alb auf Kalk-Magerrasen verbreitet, gilt aber als gefährdet.
Das Beilfleck-Widderchen (Zygaena loti) ist eine der noch weiter verbreiteten Widderchen-Arten. Es zeichnet sich dadurch aus, dass die hinteren beiden Flecken zu einem einzigen "Beilfleck" verschmolzen sind.
Das Platterbsen-Widderchen (Zygaena osterodensis) ist in Baden-Württemberg eine der am stärksten gefährdeten Widderchen-Arten.
Das Kleine Fünffleck-Widderchen (Zygaena viciae) gehört in Baden-Württemberg noch zu den weiter verbreiteten Widderchen-Arten, ist aber in jüngerer Zeit stark rückläufig.
Das Veränderliche Widderchen (Zygaena ephialtes) besiedelt Magerrasen, Dämme und Böschungen. Der rote Körperring verrät die Artzugehörigkeit.
Das Hufeisenklee-Widderchen (Zygaena transalpina) gilt als Zeigerart intakter Kalk-Magerrasen und ist in den letzten Jahren stark rückläufig.
Das Elegans-Widderchen (Zygaena angelicae elegans) ist auf lichte Steppenheidewälder am Albtrauf angewiesen und eine der größten Kostbarkeiten der heimischen Schmetterlingsfauna.
Das Sechsfleck-Widderchen (Zygaena filipendulae) ist die einzige Widderchen-Art, die fast noch flächendeckend verbreitet ist und vergleichsweise geringe Ansprüche an ihre Umgebung stellt.
Das Klee-Widderchen (Zygaena lonicerae) ist eine Lichtwaldart, die in den vergangenen Jahren sehr stark zurückgegangen ist.
Das Sumpfhornklee-Widderchen (Zygaena trifolii) ist auf Feucht- und Streuwiesen anzutreffen und nur noch regional im Schwarzwald und in Oberschwaben etwas häufiger.