Zygaena fausta (Bergkronwicken-Widderchen) (Linnaeus, 1767)
Verbreitung in Deutschland: Zygaena fausta ist vor allem im Süden Deutschlands (Bayern, Baden-Württemberg) anzutreffen. Ihre Vorkommen erreichen im Norden Thüringen und Hessen. Ehemals bekannte Populationen aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gelten als erloschen. Keine Nachweise liegen aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen vor (Reinhardt et al. 2020).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Das Bergkronwicken-Widderchen ist in Baden-Württemberg auf Kalkstandorte beschränkt. Ihr Verbreitungsareal zerfällt deshalb in zwei Populationszentren. Das kleinere befindet sich im Nordosten Baden-Württembergs im Tauberland, das größere zieht sich von der Ostalb über die Traufzonen der mittleren Schwäbischen Alb bis hin zur Hegau- und Baar-Alb (Hofmann 1994, 2005).
Habitatansprüche: Ursprünglich besiedelte Z. fausta in Baden-Württemberg wohl primär alte, lichte Misch- oder Reliktföhrenwälder mit ihren Auflockerungsbereichen. Heutzutage ist die Art vielerorts im Saumbereich von Halbtrockenrasen zum Wald hin, an Offenstellen an südexponierten bewaldeten Hängen oder in Steppenheidewäldern anzutreffen. Unerlässlich ist hierbei das Vorkommen der einzigen Wirtspflanze, der Bergkronwicke (Coronilla coronata) (Hofmann 1994, 2005). Auch Steinbrüche, Abbruchkanten und steile, felsige Wegböschungen können geeignete Lebensräume für die lichthungrige Waldart darstellen. Im Vergleich mit dem Elegans-Widderchen (Zygaena angelicae elegans) finden sich die Larvalhabitate des Bergkronwicken-Widderchens regelmäßig in etwas offeneren Bereichen. Es ist nicht so sehr auf eine lichte Überschirmung angewiesen wie Z. angelicae (vgl. Wagner 2006).
Gefährdung/Schutz: RL BW: Gefährdet (Ebert et al. 2005). Z. fausta gilt in Baden-Württemberg als gefährdet, da im Laufe der letzten Jahrzehnte zahlreiche Populationen entweder stark rückläufig oder gar erloschen sind. Vor allem die zunehmende Überschattung durch angrenzenden Hochwald und Sukzessionsgehölz führen zu einem Rückgang der Raupennahrungspflanze. Diese wächst vornehmlich im xerothermen Übergangsbereich zwischen Wald und Offenland. Derartige Standorte müssen regelmäßig entbuscht werden, um den Erhalt dieser vielleicht schönsten Widderchen-Art in Baden-Württemberg zu sichern. Diese Pflege entspricht der historischen Nutzung auch steiler Hänge, die durch Beweidung, Niederwaldnutzung oder durch das Sammeln von Brennholz ihren lichten Charakter erhielten. Aufgrund der zahlreichen dokumentierten Vorkommen hat das Land Baden-Württemberg eine besondere Schutzverantwortung für die Art.
Eignung als Indikatorart: Z. fausta ist ein sehr guter Indikator für die Steppenheidewälder des Albtraufs sowie für xerotherme, saumreiche und lichte Waldränder.
Bestimmung: Aufgrund der charakteristischen Färbung und Zeichnung ist dieses schöne Widderchen in Mitteleuropa unverwechselbar. Allein das Esparsetten-Widderchen (Zygaena carniolica) besitzt eine etwas ähnliche Färbung.
Quellen für diese Seite:
Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.
Hofmann, A. (1994): Zygaeninae. In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 3: Nachtfalter I. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 196-335.
Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Elegans-Widderchen (Zygaena angelicae elegans) und Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 106-108.
Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.
Wagner, W. (2006): Präimaginalökologie mitteleuropäischer Zygaena-Arten - schwerpunktmäßig untersucht auf Magerrasen der Schwäbischen Alb. - In: Fartmann, T. & G. Hermann (Hrsg.) (2006): Larvalökologie von Tagfaltern und Widderchen in Mitteleuropa. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. Heft 68 (3/4): 171-196.
Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta) an einem xerothermen Waldsaum mit angrenzendem Magerrasen im Tauberland (Königheim, NSG Haigergrund), Juli 2010.
Z. fausta an einer Offenstelle im Wald am Albtrauf (Pfullingen), Juli 2009.
Weitere Z. fausta an einer der bevorzugten Nektarpflanzen, dem Dost (Origanum vulgare) am Albtrauf (Pfullingen), Juli 2009.
Weiteres Bergkronwicken-Widderchen im Portrait im Tauberland (Edelfingen), Juli 2011.
Sich auf einer Blüte der Berg-Kronwicke sonnende, verpuppungsreife Larve von Z. fausta am nördlichen Albtrauf (Gönningen), Juni 2019.
An Berg-Kronwicke fressende Raupe von Z. fausta am Albtrauf (Öschingen), Mai 2013.
Am Blütenstand ruhende Larve des Bergkronwicken-Widderchens am Albtrauf (Öschingen), Mai 2013.
Ruhende Larve von Z. fausta am Albtrauf (Öschingen), Mai 2013.
Sich sonnende Larve von Z. fausta am Albtrauf (Hülben), Mai 2013.
Larve des Bergkronwicken-Widderchens in Aufsicht am Albtrauf (Hülben), Mai 2013.
Weitere Larve von Z. fausta am Albtrauf (Hülben), Mai 2013.
Frisch geschlüpfte Larven von Z. fausta am nördlichen Albtrauf (Öschingen), September 2017.
Ungewöhnliches Larvalhabitat: von Raupen besetzte Berg-Kronwicken direkt neben einem Waldameisenhaufen am Albtrauf (Hülben).
Habitat des Bergkronwicken-Widderchens am Albtrauf (Hülben), eine sonnenxponierte Hangabbruchkante.
(Larval-)Habitat des Bergkronwicken-Widderchens am Albtrauf (Öschingen), ein steiler, lichter und südexponierter Steppenheidewald.
Habitat von Z. fausta im Tauberland (Königheim, NSG Haigergrund).
Halbtrockenrasen mit viel Bergkronwicke im Tauberland (Edelfingen) als Habitat von Z. fausta.
Schematische Verbreitung von Z. fausta in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022
Rhagades pruni, Jordanita globulariae, Jordanita notata, Adscita geryon, Adscita mannii, Adscita statices, Zygaena purpuralis, Zygaena minos, Zygaena fausta, Zygaena carniolica, Zygaena loti, Zygaena osterodensis, Zygaena viciae, Zygaena ephialtes, Zygaena transalpina, Zygaena angelicae, Zygaena filipendulae, Zygaena lonicerae, Zygaena trifolii