Zygaena transalpina (Hufeisenklee-Widderchen) (Esper, 1780)
Verbreitung in Deutschland: Zygaena transalpina ist vor allem in Süddeutschland verbreitet, im Norden erreicht sie Thüringen und Niedersachsen. Keine Nachweise liegen aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen vor (Reinhardt et al. 2020). Die Art ist aus zwei unterschiedlichen Glazialrefugien nach der letzten Eiszeit wieder nach Mitteleuropa eingewandert, weshalb auch in Baden-Württemberg eine hippocrepidoide- (Schwäbische Alb) und eine transalpina-Form (Oberrheinebene) zu finden sind (Hofmann 1994). Nach neuesten Erkenntnissen aufgrund genetischer Analysen stellen diese beide Formen eigene Arten dar (Haslberger & Segerer 2016). Dieser Einschätzung wird hier vorerst noch nicht gefolgt.
Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Verbreitungsschwerpunkt von Z. transalpina in Baden-Württemberg liegt eindeutig auf der Schwäbischen Alb. Daneben ist die Art jedoch auch regelmäßig in der südlichen Oberrheinebene mit Kaiserstuhl und im Tauberland zu beobachten. Nur vereinzelte Nachweise bestehen dagegen in der nördlichen Oberrheinebene, im Kraichgau, im Albvorland, in den Oberen Gäuen, im Südschwarzwald, im württembergischen Allgäu und im Bodenseebecken mit Hegau. Am Bodensee konnte die Art seit längerer Zeit nicht mehr bestätigt werden. Das Hufeisenklee-Widderchen fehlt außerdem in weiten Bereichen des nördlichen und mittleren Schwarzwaldes, im nördlichen Oberschwaben und in den Keuperwaldbergen (Hofmann 1994).
Habitatansprüche: Im Gegensatz zur Schwesterart dem Elegans-Widderchen (Zygaena angelicae elegans) ist Z. transalpina mehr an das Offenland gebunden und besiedelt hier vor allem trocken-warme Standorte. Dies können Halbtrockenrasen und Wacholderheiden sein, aber auch Böschungen, Dämme oder Schutthalden. Daneben tritt die Art jedoch auch in lichten Waldbereichen (auch Steppenheidewälder) oder auf Kahlschlägen oder Sturmwurfflächen mit nicht zu weit fortgeschrittener Sukzession auf. Die Larve von Z. transalpina lebt an verschiedenen Leguminosen, so am namensgebenden Hufeisenklee (Hippocrepis comosa), aber auch an Kronwicken (Coronilla spp.) und an Hornklee (Lotus corniculatus) (Hofmann 1994). Nach Wagner (2006) finden sich Larvalhabitate einerseits in wechselfeuchten Beständen mit H. comosa und andererseits in mergeligen, mäßig beweideten und mageren Bereichen von Halbtrockenrasen. So ist die Art auf feuchten Kahlschlägen im bayerischen Illertal an Sumpfhornklee (Lotus uliginosus) zu finden (Wagner 2006).
Gefährdung/Schutz: RL BW: Gefährdet (Ebert et al. 2005). Wie die meisten anderen Widderchen ist auch Z. transalpina in Baden-Württemberg mittlerweile deutlich gefährdet. Gründe hierfür sind der Rückgang unverfilzter Halbtrockenrasen und magerer Salbei-Glatthaferwiesen sowie die zunehmende Entsaumung der Waldränder und die anhaltende Dunkelwirtschaft in den Wäldern selbst. Zum Schutz von Z. transalpina muss eine extensive Wiesenbewirtschaftung aufrecht erhalten und die Beweidung auf Wacholderheiden intensiviert werden, außerdem sollten Aufforstungen von Offenstellen im Wald, Waldwiesen und lichten Waldbereichen unterbleiben. Im Übergangsbereich von Wald zu Kulturland sollte immer ein breiterer Saumbereich bestehen bleiben und die Felder und Wiesen nicht direkt bis an den dann entsaumten Waldrand bewirtschaftet werden.
Eignung als Indikatorart: Z. transalpina ist ein guter Indikator für extensiv genutzte Halbtrockenrasen und Magerwiesen.
Bestimmung: Sechsfleckiges Widderchen, das mit dem Elegans-Widderchen und dem Sechsfleck-Widderchen (Zygaena filipendulae) häufig verwechselt wird. Im Gegensatz zu zweitgenannter Art verfügt Z. transalpina meist (nicht immer) über weiße Fühlerspitzen und über einen dünnen, schwarzen Rand um die roten Flügelflecken. Das Elegans-Widderchen kann dagegen in seiner sechsfleckigen Variante sehr ähnlich aussehen und dieselben Habitate besiedeln. Es fliegt zwar etwas früher als das Hufeisenklee-Widderchen, eine sichere Bestimmung ist aber häufig nur mittels Genitaluntersuchung möglich.
Quellen für diese Seite:
Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.
Haslberger, A. & A. H. Segerer (2016): Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). — Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft, 106 Supplement: 1-336.
Hofmann, A. (1994): Zygaeninae. In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 3: Nachtfalter I. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 196-335.
Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.
Wagner, W. (2006): Präimaginalökologie mitteleuropäischer Zygaena-Arten - schwerpunktmäßig untersucht auf Magerrasen der Schwäbischen Alb. - In: Fartmann, T. & G. Hermann (Hrsg.) (2006): Larvalökologie von Tagfaltern und Widderchen in Mitteleuropa. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. Heft 68 (3/4): 171-196.
Hufeisenklee-Widderchen (Zygaena transalpina) auf einem Halbtrockenrasen im Tauberland (Edelfingen), August 2010.
Z. transalpina auf einem lückigen und steilen Halbtrockenrasen in den Oberen Gäuen (Horb), August 2011.
Kopula von Z. transalpina auf einem Halbtrockenrasen im Tauberland (Königheim), Juli 2011.
Larve von Z. transalpina im Tauberland (Tauberbischofsheim), Juli 2010.
Habitat von Z. transalpina im Jagsttal (Dörzbach), ein offener, lückiger Halbtrockenrasen.
Weiteres Habitat im Tauberland (Königheim), ein saumreicher Halbtrockenrasen.
Klassischer Lebensraum von Z. transalpina im Oberen Donautal (Gutenstein); offene Felsköpfe und Steppenheiden.
Schematische Verbreitung von Z. transalpina in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022
Rhagades pruni, Jordanita globulariae, Jordanita notata, Adscita geryon, Adscita mannii, Adscita statices, Zygaena purpuralis, Zygaena minos, Zygaena fausta, Zygaena carniolica, Zygaena loti, Zygaena osterodensis, Zygaena viciae, Zygaena ephialtes, Zygaena transalpina, Zygaena angelicae, Zygaena filipendulae, Zygaena lonicerae, Zygaena trifolii