Brenthis daphne (Brombeer-Perlmutterfalter) (Denis & Schiffermüller, 1775)
Verbreitung in Deutschland: Das Hauptverbreitungsgebiet von Brenthis daphne in Deutschland liegt in Rheinland-Pfalz und im Saarland, wo die Art mittlerweile recht weit verbreitet und ungefährdet ist. Von linksrheinischer Seite ausgehend breitet sich der Brombeer-Perlmutterfalter momentan in der baden-württembergischen Oberrheinebene aus (Fritsch 2005) und hat diese mittlerweile fast flächendeckend besiedelt. Weitere aktuelle Nachweise liegen auch vom hessischen Mittelrhein und aus dem südlichen Nordrhein-Westfalen vor (Reinhardt et al. 2020). Die ehemaligen Vorkommen in Brandenburg sind erloschen, auch aus Bayern existieren keine aktuellen Nachweise mehr (Settele et al. 2005). Bundesweit wird die Datenlage momentan als defizitär eingeschätzt (Reinhardt & Bolz 2011).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Vor etwa zwei Jahrzehnten wurden die ersten (aktuellen) Nachweise von B. daphne auf baden-württembergischem Gebiet am Oberrhein bekannt (Fritsch 2005, Online). Mittlerweile ist die Art am Oberrhein recht weit verbreitet und bis in den Südschwarzwald hinein anzutreffen (Online). Auch angrenzend an den nördlichen Oberrhein hat sich B. daphne in den vergangenen Jahren in Richtung Kraichgau und in der Pfalz ausgebreitet (Eller 2007), ebenso in der süd-westlich angrenzenden Nordschweiz (Imbeck-Löffler 2017).
Habitatansprüche: Der Brombeer-Perlmutterfalter besiedelt lichte Waldlückensysteme mit Waldlichtungen, Sukzessionsflächen und breiten Wegrändern in warmem Regionalklima. In Baden-Württemberg werden außerdem südwestexponierte Dämme und aufgelassene Steinbrüche besiedelt (Fritsch 2005). Im mittelwaldartig bewirtschafteten Naturschutzgebiet Käfigeckengrund am südlichen Oberrhein ist die Art ebenfalls häufig. Außerdem fliegt B. daphne in von Blockschutthalden und Felsen durchsetzten Tälern im Südschwarzwald. Besonnt stehende Brombeer-Büsche (Rubus fruticosus und R. caesius) sind als larvale Wirtspflanzen geeignet (Fritsch 2005, Settele et al. 2005).
Gefährdung/Schutz: RL BW: Vom Aussterben bedroht (Ebert et al. 2005). B. daphne wurde 2005 aufgrund seiner damals beschränkten Verbreitung in Baden-Württemberg und seiner Ansprüche an lichte Waldsysteme als vom Aussterben bedroht eingestuft. Dem Land Baden-Württemberg wurde zudem aufgrund der beschränkten Verbreitung der Art in Deutschland eine besondere Schutzverantwortung für B. daphne zugewiesen. Angesichts der rezenten Ausbreitung der Art in Baden-Württemberg und Deutschland ist diese Einstufung bei der kommenden Roten Liste sicherlich deutlich nach unten zu korrigieren.
Eignung als Indikatorart: B. daphne ist ein guter Indikator für lichte Waldsysteme in wärmegeprägten Regionen.
Bestimmung: Der Brombeer-Perlmutterfalter ist vor allem mit dem Mädesüß-Perlmutterfalter (Brenthis ino) zu verwechseln. Von ihm unterscheidet er sich durch die deutlich stärker ausgeprägte und großflächigere lilafarbene Übergießung der Hinterflügel-Unterseite.
Quellen für diese Seite:
Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.
Eller, O. (2007): Brombeer-Perlmutterfalter - Brenthis daphne ([Denis & Schiffermüller, 1775]). In: Schulte, T., Eller, O., Niehuis, M. & E. Rennwald (2007): Die Tagfalter der Pfalz, Band 1. - Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft 37: 435-440.
Fritsch, D. (2005): Der Brombeer-Perlmutterfalter (Brenthis daphne) - in Baden-Württemberg bodenständig. In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 47-48.
Imbeck-Löffler, P. (2017): Tagfalter und Widderchen der Region Basel. - Reihe "Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel-Landschaft", Band 101, Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal, 592 S.
Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). - Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.
Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.
Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.
Brombeer-Perlmutterfalter (Brenthis daphne) in gepflegten Mittelwäldern am südlichen Oberrhein (NSG Grißheimer Trockenaue), Juni 2010.
Aufsicht auf ein bereits etwas abgeflogenes Exemplar von B. daphne im Südschwarzwald (Berau), Juli 2021.
Weiteres, sich sonnendes Exemplar des Brombeer-Perlmutterfalters im Südschwarzwald (Berau), Juli 2021.
Typischer Einblick in das Habitat von B. daphne am südlichen Oberrhein (NSG Grißheimer Trockenaue): Lichte Waldstrukturen und breite, xerotherme Wegränder.
Weiterer Einblick in den Lebensraum am südlichen Oberrhein: Sturmwurfflächen und Wegränder mit Brombeer-Gebüsch.
Schematische Verbreitung von B. daphne in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Schwarze Punke: Eigene Nachweise Stand 2022
Aglais io, Aglais urticae, Nymphalis c-album, Nymphalis polychloros, Nymphalis antiopa, Araschnia levana, Vanessa atalanta, Vanessa cardui, Limenitis camilla, Limenitis populi, Limenitis reducta, Apatura iris, Apatura ilia, Argynnis paphia, Argynnis niobe, Argynnis adippe, Argynnis aglaja, Issoria lathonia, Melitaea athalia, Melitaea aurelia, Melitaea britomartis, Melitaea diamina, Melitaea phoebe, Melitaea parthenoides, Melitaea didyma, Melitaea cinxia, Boloria eunomia, Boloria selene, Boloria thore, Boloria titania, Boloria dia, Boloria aquilonaris, Boloria euphrosyne, Brenthis daphne, Brenthis ino, Euphydryas aurinia, Euphydryas maturna