Melitaea britomartis (Östlicher Scheckenfalter) (Assmann, 1847)

Verbreitung in Deutschland: Melitaea britomartis ist in Deutschland vornehmlich im Süden und bis zur Mittelgebirgsgrenze verbreitet. Die Vorkommen im Nordosten Deutschlands (Brandenburg) sind bereits seit längerer Zeit erloschen (Settele et al. 2005). Verbreitungsschwerpunkte in Deutschland sind die Kalkgebiete Thüringens, Bayerns und Baden-Württembergs. Einzelnachweise existieren randlich in Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sowie isoliert in Sachsen (Reinhardt et al. 2020). Bundesweit steht die Art aktuell auf der Vorwarnliste (Reinhardt & Bolz 2011).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Östliche Scheckenfalter ist in Baden-Württemberg auf der Schwäbischen Alb, in den (südlichen) Oberen Gäuen und im Baar-Wutach-Gebiet bis zur Hegau-Alb in einem geschlossenen Areal verbreitet. In allen anderen Naturräumen kommt die Art nicht vor (Ebert & Rennwald 1991a).

Habitatansprüche: M. britomartis ist meist auf Kalk-Magerrasen und Wacholderheiden anzutreffen, die entweder beweidet oder brachgefallen sein können. Die höchste Dichte erreicht die Art auf leicht versaumten Magerrasen. Hier frisst die Raupe an verschiedenen Ehrenpreis- aber auch an Wegerich-Arten (Veronica spp. und Plantago spp.) (Ebert & Rennwald 1991a). In den Oberen Gäuen und im Albvorland fliegt M. britomartis an Standorten mit guten Vorkommen des Großen Ehrenpreises (Veronica teucrium) (G. Hermann, schriftl.). Auf der Schwäbischen Alb ist der Östliche Scheckenfalter eindeutig die häufigste Melitaea-Art und noch auf jeder Wacholderheide vertreten.

Gefährdung/Schutz: RL BW: Gefährdet (Ebert et al. 2005). M. britomartis ist in Baden-Württemberg aufgrund der Nutzungsaufgabe von Grenzertragsstandorten mit anschließender Verbrachung und Sukzession gefährdet. Eine regelmäßig durchgeführte Beweidung, möglichst in Hütehaltung, hält diese Habitate offen und bewahrt sie vor Verfilzung. Im Gegensatz zum Ehrenpreis-Scheckenfalter (Melitaea aurelia) erträgt der Östliche Scheckenfalter eine Verfilzung und Verbrachung der Habitate bis zu einem gewissen Grad, weshalb er auf der Alb derzeit auch noch weit verbreitet ist. 

Eignung als Indikatorart: M. britomartis ist ein guter Indikator für beweidete Kalk-Magerrasen.

Quellen für diese Seite:

Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991a): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1, Tagfalter 1. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 552 S.

Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.

Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). -  Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.

Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.

Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.

 

Die in der Tabelle dargestellten Melitaea-Arten sind häufig anhand von Fotos kaum zu unterscheiden. Jedoch gelingt es durch Kombination von Merkmalen und durch Kenntnis von Verbreitung und Lebensraumansprüchen die Arten zumindest in Südwest-Deutschland einigermaßen sicher zu trennen. Recht einfach ist M. diamina von den anderen Arten zu unterscheiden, sie ist fast immer sehr dunkel gefärbt und fliegt verstärkt in feuchteren Habitaten. Ebenfalls gut zu unterscheiden ist M. parthenoides, die sich in ihrer baden-württembergischen Verbreitung nur teilweise mit den anderen Arten überschneidet, fuchsrote Palpen und eine hellrote Flügeloberseite besitzt. M. britomartis zeigt einen charakteristischen flatternden Flug, ist meist die kleinste Melitaea-Art und besitzt auf der Hinterflügel-Unterseite eine meist gut zu erkennende schwarz gefärbte Binde. Am schwierigsten ist die Unterscheidung zwischen M. aurelia und M. athalia. In eher mesophilen Habitaten ist im Normalfall nur mit M. athalia zu rechnen, die allerdings auch auf den von M. aurelia besiedelten Halbtrockenrasen fliegen kann. Im männlichen Geschlecht sind beide Arten kaum zu unterscheiden, auch wenn M. aurelia tendenziell kleiner ist. Im weiblichen Geschlecht dagegen besitzt M. aurelia fuchsrote Palpen und ist deshalb meist gut zu identifizieren (Online).

Art Bevorzugtes Habitat Allgemeine Unterschiede Männchen Weibchen
Melitaea athalia Lichtwaldsituationen, Saumbereiche, Magerwiesen, waldnahe Halbtrockenrasen Recht große Art, Randstreifen zwischen Marginallinien kaum verdunkelt, Marginallinien meist nur schwach ausgeprägt Palpen schwarz Palpen schwarz
Melitaea aurelia Offene Halbtrockenrasen Recht kleine Art, dreieckiges, gleichfarbiges Feld am Analwinkel, Bogenflecken gelblichweiß bis beige Palpen dunkel mit einigen rötlichen Haaren Palpen fuchsrot
Melitaea britomartis Halbtrockenrasen, Böschungen, Brachen Sehr kleine Art, flatternder Flug, stark geschwärzter Randstreifen zwischen Marginallinien, Feld am Analwinkel meist von schwarzer Linie durchbrochen, Bogenflecken weiß Palpen schwarz Palpen schwarz
Melitaea parthenoides Magerwiesen, Halbtrockenrasen Recht große Art, viel Rot auf den Flügeloberseiten mit charakteristischer Zeichnung Palpen fuchsrot Palpen fuchsrot
Melitaea diamina Feuchtwiesen, Lichtwaldsituationen, versaumte Halbtrockenrasen Recht große Art, sehr dunkle Flügelober- und -unterseite, braun gekernte Halbmonde auf Flügelunterseite Palpen meist dunkel Palpen meist dunkel

 

Die folgende Bildübersicht kann ebenfalls bei der Artbestimmung hilfreich sein. Wichtig zu erwähnen ist jedoch, dass gerade die Flügeloberseiten einiger Arten (z. B. Melitaea athalia) sehr variabel sein können und deshalb nur in wenigen Fällen (M. diamina, M. parthenoides) zur Artbestimmung hinzu gezogen werden können. Auch die Flügelunterseiten können nur bei einem Teil der Arten (M. britomartis, M. diamina) entscheidende Merkmale liefern.

Art Flügeloberseite Flügelunterseite
Melitaea athalia                                                                                            
Melitaea aurelia
Melitaea britomartis
Melitaea parthenoides
Melitaea diamina

 

Östlicher Scheckenfalter (Melitaea britomartis) auf einem Kalk-Magerrasen auf der Schwäbischen Alb (Meidelstetten), Juni 2010.

 

Ruhender Östlicher Scheckenfalter am südlichen Albtrauf (Untermarchtal), gut zu erkennen ist die charakteristische dunkle Binde, Juni 2014.

 

M. britomartis am Albtrauf (Unterhausen) an einem xerothermen Magerrasen, Mai 2009.

 

Puppe vom M. britomartis auf der Schwäbischen Alb (Veringenstadt), Juni 2009.

 

Sich sonnende Larve des Östlichen Scheckenfalters auf einem Halbtrockenrasen am Rande der Schwäbischen Alb (NSG Filsenberg), Mai 2017.

 

Raupe einer Melitaea-Art, wahrscheinlich von M. britomartis auf der Schwäbischen Alb (Meidelstetten), Juni 2010.

 

Bahnböschung in den Oberen Gäuen (Herrenberg-Haslach), hier fliegt M. britomartis zusammen mit dem Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa) und dem Weißbindigen Wiesenvögelchen (Coenonympha arcania).

 

Diese versaumte Wacholderheide am Albtrauf (Neidlingen) ist Lebensraum einer großen Population von M. britomartis.

 

Magere Halbtrockenrasen-Böschung auf der Schwäbischen Alb (Ringingen) als Habitat des Östlichen Scheckenfalters.

 

Habitat des Östlichen Scheckenfalters auf der Schwäbischen Alb (Albstadt); mesophile Brache im Stadtgebiet.

 

Magere Steinriegel und Heckensäume auf der Schwäbischen Alb (Neufra) bieten optimale Lebensbedingungen für den Östlichen Scheckenfalter.

 

Schematische Verbreitung von M. britomartis in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022

Aglais io, Aglais urticae, Nymphalis c-album, Nymphalis polychloros, Nymphalis antiopa, Araschnia levana, Vanessa atalanta, Vanessa cardui, Limenitis camilla, Limenitis populi, Limenitis reducta, Apatura iris, Apatura ilia, Argynnis paphia, Argynnis niobe, Argynnis adippe, Argynnis aglaja, Issoria lathonia, Melitaea athalia, Melitaea aurelia, Melitaea britomartis, Melitaea diamina, Melitaea phoebe, Melitaea parthenoides, Melitaea didyma, Melitaea cinxia, Boloria eunomia, Boloria selene, Boloria thore, Boloria titania, Boloria dia, Boloria aquilonaris, Boloria euphrosyne, Brenthis daphne, Brenthis ino, Euphydryas aurinia, Euphydryas maturna

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