Melitaea phoebe (Flockenblumen-Scheckenfalter) (Dennis & Schiffermüller, 1775)
Verbreitung in Deutschland: Melitaea phoebe kommt in Deutschland aktuell nur noch in Thüringen und Bayern vor. Die ehemaligen Vorkommen in Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz und auch in Baden-Württemberg sind höchstwahrscheinlich erloschen (Settele et al. 2005). In Thüringen ist die Art mit zwei Vorkommen im ehemaligen Grenzstreifen zu Bayern anzutreffen. In Bayern selbst existieren damit die weitaus größten deutschen Populationen auf den Mainfränkischen Platten, im Fränkischen Jura und im Alpenraum (Bittermann & Bolz 2013, Reinhardt et al. 2020). Bundesweit gilt die Art aktuell als stark gefährdet (Reinhardt & Bolz 2011).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Flockenblumen-Scheckenfalter kam ehemals in zwei disjunkten Teilgebieten in Baden-Württemberg vor. Zum einen wurde der Kaiserstuhl im Südwesten und zum anderen das Tauberland im Nordosten besiedelt. Noch Anfang der 1990er-Jahre galten diese Populationen als relativ konstant, die Art wurde nur als stark gefährdet eingestuft (Ebert & Rennwald 1991a). Anscheinend hat seitdem ein starker Rückgang dieser Vorkommen eingesetzt, sodass die letzten Nachweise aus beiden Regionen mittlerweile etwa 20 Jahre zurück liegen. Da M. phoebe trotz intensiver Nachsuche nicht mehr nachgewiesen werden konnte, muss aktuell davon ausgegangen werden, dass die Art in Baden-Württemberg ausgestorben ist (G. Hermann, mündl.).
Habitatansprüche: M. phoebe ist eine thermophile Art, die bevorzugt an warmen, südexponierten Halbtrockenrasen-Hängen und in aufgelassenen Weinbergen vorkommt (Ebert & Rennwald 1991a, Settele et al. 2005). Die Raupen bevorzugen hier eine kurzrasige, lückige Vegetation "heißer Standorte" (Settele et al. 2005). Neben der wichtigsten Wirtspflanze, der Flockenblume (Centaurea scabiosa), werden weitere Pflanzen aus der Familie der Disteln (Cirsium arvense, C. aucale, C. vulgare, Carduus defloratus) genutzt (Bolz 2013).
Gefährdung/Schutz: RL BW: Vom Aussterben bedroht (Ebert et al. 2005). In der aktuellen Roten Liste wird der Flockenblumen-Scheckenfalter noch als vom Aussterben bedroht eingestuft. In einer neuen Fassung muss wohl zum ersten Mal der Status "Ausgestorben/Verschollen" konstatiert werden. Die Ursachen für diese Arealregression sind bisher nicht hinreichend geklärt. Neben Lebensraumveränderungen (Versaumung, Sukzession) könnten auch klimatische Prozesse eine Rolle spielen, auch wenn dies bei einer südwesteuropäisch verbreiteten Art eher unwahrscheinlich ist.
Eignung als Indikatorart: M. phoebe ist ein sehr guter Indikator für xerotherme Magerrasen in Südhanglage.
Bestimmung: Der Flockenblumen-Scheckenfalter ist aufgrund seiner Größe, der kräftigen orange-roten und kreisrunden Flecken auf der Flügelunterseite sowie der häufig bunt wirkenden Flügeloberseite eigentlich unverwechselbar. Trotzdem treten ab und an Verwechslungen mit anderen Melitaea-Arten auf.
Quellen für diese Seite:
Bittermann, J. & R. Bolz (2013): Flockenblumen-Scheckenfalter Melitaea phoebe ([Denis & Schiffermüller], 1775). In: Bräu, M., Bolz, R., Kolbeck, H., Nunner, A., Voith, J. & W. Wolf (Hrsg.): Tagfalter in Bayern. - Ulmer-Verlag (Stuttgart), 407-409.
Bolz, R. (2013): Larvallebensraum und -biologie des Flockenblumen-Scheckenfalters in Bayern sowie erste Ergebnisse des DNA-Barcodings des Pyrgus alveus-Komplexes. Online
Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991a): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1, Tagfalter 1. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 552 S.
Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.
Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). - Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.
Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.
Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.
Balzverhalten des Flockenblumen-Scheckenfalters (Melitaea phoebe) in Südfrankreich (Provence), Mai 2013.
Ehemalige Verbreitung von M. phoebe in Baden-Württemberg mit Letztnachweis.
Aglais io, Aglais urticae, Nymphalis c-album, Nymphalis polychloros, Nymphalis antiopa, Araschnia levana, Vanessa atalanta, Vanessa cardui, Limenitis camilla, Limenitis populi, Limenitis reducta, Apatura iris, Apatura ilia, Argynnis paphia, Argynnis niobe, Argynnis adippe, Argynnis aglaja, Issoria lathonia, Melitaea athalia, Melitaea aurelia, Melitaea britomartis, Melitaea diamina, Melitaea phoebe, Melitaea parthenoides, Melitaea didyma, Melitaea cinxia, Boloria eunomia, Boloria selene, Boloria thore, Boloria titania, Boloria dia, Boloria aquilonaris, Boloria euphrosyne, Brenthis daphne, Brenthis ino, Euphydryas aurinia, Euphydryas maturna