Lichtwaldarten
Das Thema der Lichtwaldarten ist eines der wichtigsten, komplexesten und am wenigsten beachteten im Naturschutz überhaupt. Vielfach herrscht die Meinung vor, dass es sich hierbei um wenige Arten mit sehr spezifischen Ansprüchen handelt. Diese Ansicht ist jedoch falsch, vielmehr bilden Lichtwaldarten eine äußerst vielfältige Zönose, die eng mit der Geschichte das Waldes in Mitteleuropa verbunden ist. Es ist erstaunlich, dass diese Geschichte den wenigsten bekannt ist, obwohl der Wald im Bewusstsein des Menschen und des Naturschutzes schon immer eine zentrale Rolle gespielt hat und weiterhin spielt. In Forst- und Naturschutzkreisen herrschen häufig falsche Vorstellungen über die Historie Mitteleuropas vor, dabei sind die abgelaufenen Entwicklungen äußerst wichtig für das gesamte Naturschutzdenken. Hierbei geht es vor allem um die zentralen Fragen: Wie sah Mitteleuropa in historischer Zeit aus? War es wirklich komplett bewaldet? Und wo kommen dann die ganzen "Offenlandarten" her?
Die Wiederbewaldung Mitteleuropas begann mit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren. Fast zeitgleich besiedelte der Mensch Mitteleuropa und wurde hier sesshaft (vor ca. 8.000 Jahren). Er begann die gerade aufkommenden Wälder für die Errichtung von Siedlungen, die Gewinnung von Brennholz und die Schaffung kultivierten Lands zum Ackerbau zu roden. Gleichzeitig existierten in Mitteleuropa zahlreiche Großsäuger, so genannte Megaherbivoren, die die Landschaft bereits vor Ankunft des Menschen offen hielten und ein flächendeckendes Aufkommen des Waldes verhinderten. Zu diesen mitteleuropäischen Megaherbivoren zählten Auerochse, Wisent, Wildpferd, Elch und Rothirsch. Sie schufen eine halboffene, parkartige Landschaft, wie sie heute noch in den Savannen Afrikas zu beobachten ist. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch, wenn diese Arten in waldreichen Prozessschutzgebieten eingesetzt werden: Der Waldanteil und die Walddeckung nehmen stetig ab. Des weiteren führten unkontrolliert ablaufende Katastrophenereignisse wie Brände, Stürme oder Hochwässer der damals noch dynamischen Wildflüsse zu einer offenen und sehr strukturreichen Landschaft. Demnach war Mitteleuropa also seit Ende der letzten Eiszeit nie vollständig mit Wald bedeckt, wahrscheinlich nicht einmal zu großen Teilen. Den Beleg hierfür liefern auch Pollenanalysen, die zeigen, dass zu dieser Zeit Lichtbaumarten wie Haseln, Eichen, Birken oder Kiefern vorherrschten.
Die Theorie der potenziellen natürlichen Vegetation, die von einer Klimax-Vegetation aus dichtem, geschlossenem Wald in Mitteleuropa und von einem komplett anderen Bild des ursprünglichen Mitteleuropas ausgeht, muss daher abgelehnt werden.
Der Mensch begann nun die Megaherbivoren zu bejagen und weitgehend auszurotten. Gleichzeitig domestizierte er verschiedene Tierarten wie Rinder und Schweine. Diese wurden zur Nahrungsaufnahme in die Wälder getrieben und übernahmen zunehmend die Rolle der Megaherbivoren. Die Wälder wurden nicht nur als Waldweide genutzt, sondern der Mensch gewann auch Brennholz oder nutzte das Holz als Baustoff. Der Beginn der Stallhaltung im Mittelalter führte ebenfalls nicht zu einer verringerten Nutzung des Waldes. Köhlereien, Flößereien, Nieder- und Mittelwaldbewirtschaftung zur Gewinnung von Brenn- und Bauholz, das Schneiteln von Bäumen und das Herausrechen von Laub zur Gewinnung von Einstreu und Futter für die Stallhaltung führten zu einer dauerhaft intensiven Nutzung des Waldes und zu sehr lichten Waldbeständen. Der stetig steigende Druck auf den Wald und den wertvollen Rohstoff Holz führte letztendlich aufgrund des Holzmangels zum Verbot der Waldweide.
Im 19. und 20. Jahrhundert wurden Nieder- und Mittelwaldbewirtschaftung nach und nach von der Hochwaldbewirtschaftung abgelöst. Gleichzeitig begannen die ersten Aufforstungen von Offenland mit Nadelbäumen (anfangs v. a. mit Kiefern), um die devastierten und nur noch auf kleiner Fläche vorhandenen Wälder zu fördern. Die Hochwaldbewirtschaftung wurde in verschiedenen schlagweisen Verfahren durchgeführt, indem größere Kahlflächen innerhalb der Wälder geschaffen wurden, die den jungen Sukzessionsstadien von Nieder- und Mittelwäldern strukturell und mikroklimatisch ähnlich waren. Nach Ende des 2. Weltkriegs wurden vermehrt unwirtschaftliche Standorte (Nass- und Streuwiesen, Magerrasen und Wacholderheiden) vor allem mit Fichte aufgeforstet. So genannte Reparationshiebe durch die Besatzungsmächte schufen weiterhin riesige Kahlflächen innerhalb der bestehenden Wälder. Im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die schlagweise Hochwaldbewirtschaftung durch den Plenterwald ersetzt. Entscheidendes Charakteristikum des Plenterwaldes ist die einzelstammweise Entnahme hiebsreifer Bäume und der Fokus auf Naturverjüngung. Im Plenterwald bleibt der Bestand dauerhaft geschlossen, es dominieren Schattbaumarten (z. B. Buche), Offenflächen und lichte Bereiche verschwinden. Diese für den Großteil der Waldflora und -fauna schädliche Waldbewirtschaftung wurde "Naturnaher Waldbau" genannt und nicht nur vom Forst, sondern auch von führenden Naturschutzverbänden bis in die heutige Zeit gefordert und gefördert. Sie läutete das große Artensterben innerhalb der Wälder ein, da sie einseitig schattentolerante Arten fördert. Allein die beiden Orkane Wiebke (1990) und Lothar (1999) sowie in Teilen Kyrill (2007) sorgten nochmals für größere Offenflächen innerhalb der Wälder, sodass sich einige Lichtwaldarten kurzzeitig wieder ausbreiten konnten. Der habitatschaffende Effekt dieser Orkane ist nun vorüber, die Sturmwurfflächen sind weitgehend zugewachsen. Hoffnung machen aktuell die Trockenjahre, die mit Borkenkäferkalamitäten einhergehen und regional zum flächigen Absterben der Fichte geführt haben, wodurch neue Offenflächen entstanden sind.
Wie die Geschichte Mitteleuropas zeigt, waren unsere Wälder niemals schattig und dunkel, sondern licht und strukturreich. Daran sind die in unseren Wäldern lebenden Arten angepasst. Ausnahmen existieren immer und so gibt es auch Arten, die auf dichte und/oder alte Baumbestände angewiesen sind, doch diese sind - ganz im Gegenteil zur öffentlichen Wahrnehmung - bei weitem in der Unterzahl im Vergleich zu den Lichtwaldarten, vor allem in Hinblick auf ihre derzeitige Gefährdung. Viele Arten, die heute nur noch im Offenland oder in Wald-Offenland-Ökotonen vorkommen, assoziieren wir nicht mehr mit dem Wald, weil sie in diesem keinen Lebensraum mehr finden. Sie waren aber früher weitaus mehr Arten des Waldes als des Offenlandes.
Angesichts der Naturgeschichte Mitteleuropas ist es geradezu grotesk, dass führende Naturschutzverbände eine Rückkehr zu "Urwäldern" und mehr Wildnis fordern. Sie fordern damit Strukturen, die es in Mitteleuropa seit der letzten Eiszeit nicht oder nur in sehr kleinem Umfang gegeben hat und an die daher nur sehr wenige Arten angepasst sein können. Seien es die Steppenheidewälder am Albtrauf, die Felsen im Oberen Donautal oder die Hochmoore im württembergischen Allgäu - alle diese Lebensräume wurden in früherer Zeit von verschiedenen Herbivoren und dem Menschen genutzt und entscheidend geprägt. Für die Erfüllung der unrealistischen Vorstellungen von Wildnis werden von Naturschutzverbänden große Flächen wie ehemalige Truppenübungsplätze aufgekauft und zu Prozessschutzgebieten erklärt. Es wird mit vom Aussterben bedrohten Arten geworben, die allein aufgrund der intensiven militärischen Nutzung dort vorkommen und die infolge der Ausweisung als Prozessschutzgebiete oder Bannwälder nach und nach verschwinden werden. Hinter einem solchen Handeln kann sich allein fehlende fachliche Expertise oder rein ideologisches Denken verbergen.
Nach dieser langen, aber notwendigen Einleitung soll nun der Fokus auf die Lichtwaldarten gerichtet werden. Diese Arten lassen sich in Gruppen einteilen, die verschieden stark von lichten Wäldern (Hudewälder, Nieder- und Mittelwälder, Hochwälder im schlagweisen Verfahren) abhängig sind:
Arten, die ausschließlich in lichten Wäldern vorkommen
Arten, die bevorzugt in lichten Wäldern vorkommen, aber auch Wald-Offenland-Ökotone nutzen können
Arten, die sowohl in lichten Wäldern als auch im Offenland vorkommen
Arten, die in heutiger Zeit mehr im Offenland vorkommen, aber auch in Lichtwaldlebensräumen angetroffen werden können und in diesen in früherer Zeit wahrscheinlich weiter verbreitet waren
Arten aus den ersten beiden Gruppen können den "echten Lichtwaldarten" zugeordnet werden. Lichtwaldarten finden sich in fast allen Tier- und Pflanzengruppen. Prominente Beispiele unter den Vögeln sind etwa Berglaubsänger, Auerhuhn, Baumfalke, Baumpieper, Halsbandschnäpper oder Ziegenmelker. Manche Vogelarten, die wir heute als Offenlandarten ansehen, waren dies in früherer Zeit nicht ausschließlich, beispielsweise Heidelerche, Wendehals, Neuntöter oder sogar das Braunkehlchen. Im Folgenden soll der Fokus wieder auf die in dieser Internetpräsenz behandelten Artengruppen (Reptilien, Amphibien, Tagfalter und Widderchen, Heuschrecken, Libellen, Sandlaufkäfer) gelegt werden. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über bestandsgefährdete LIchtwaldarten aus diesen Gruppen. Die Einstufung als Lichtwaldart bezieht sich auf die Ansprüche der jeweiligen Art in Baden-Württemberg. Beispielsweise kommt die Aspisviper (Vipera aspis) außerhalb Deutschlands auch in gänzlich anderen Lebensräumen vor, die wenig mit Lichtwäldern gemein haben. Ausgenommen wurden außerdem Arten der Hochmoore (z. B. Hochmoor-Gelbling (Colias palaeno)) oder der Felsköpfe (z. B. Gewöhnliche Gebirgsschrecke (Podisma pedestris)), die durchaus auch in lichtwaldartigen Situationen vorkommen können, jedoch stärker von anderen Faktoren (Moor, Fels) abhängig sind.
Die Aspsisviper (Vipera aspis) ist in Deutschland eine klassische Lichtwaldart. Sie besiedelt hier Blockhalden und lichte Laubmischwälder im Südschwarzwald.
Blockhalden im Südschwarzwald werden neben der Aspisviper von weiteren Arten lichter Wälder besiedelt, hierunter Mauereidechse (Podarcis muralis), Spanische Fahne (Euplagia quadripunctaria), Trauermantel (Nymphalis antiopa), Grüner Zipfelfalter (Callophrys rubi), Waldgrille (Pteronemobius heydenii) und Brauner Grashüpfer (Chorthippus brunneus). Es wird häufig davon ausgegangen, dass die Blockhalden natürlicherweise waldfrei bleiben, was jedoch nicht der Fall ist. Ein Blick auf historische Luftbilder verrät: Diese werden nach und nach von randlich einwachsenden Bäumen stärker beschattet und verkleinert. Hierdurch verändert sich auch das Mikroklima der Blockhalden hin zu einer kühl-feuchteren Ausprägung. Die umgebenden Wälder wurden früher als Niederwälder bewirtschaftet und waren sehr licht. Durch Aufgabe dieser Nutzung sind sie im Laufe der vergangenen 50 Jahre deutlich dunkler geworden. Teile des Gebiets wurden 1970 als Bannwald ausgewiesen. Bisher ist durch die ausbleibende Nutzung keine Auflichtung durch Borkenkäferkalamitäten oder Sturmwurf erkennbar, vielmehr sind die Flächen heutzutage viel dichter bewaldet als noch vor 50 Jahren.
Der Schwarze Apollofalter (Parnassius mnemosyne) benötigt besonnte Bestände des Hohlen Lerchensporns (Corydalis cava) auf Schlagfluren oder in lichten Wäldern im Übergang zum Offenland.
Dieses von Sturmwürfen geprägte Trockental auf der Schwäbischen Alb ist aktuell noch ein Dorado für Lichtwaldarten: Neben dem Schwarzen Apollofalter kommen hier Blauschwarzer Eisvogel (Limenitis reducta), Braunfleckiger Perlmutterfalter (Boloria selene), Silberfleck-Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne), Feuriger Perlmutterfalter (Argynnis adippe), Großer Schillerfalter (Apatura iris), Trauermantel, Großer Fuchs (Nymphalis polychloros), Baldrian-Scheckenfalter (Melitaea diamina), Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia), Braunauge (Lasiommata maera), Weißbindiges Wiesenvögelchen (Coenonympha arcania), Rotbraunes Wiesenvögelchen (Coenonympha glycerion), Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa), Tintenfleck-Weißlinge (Leptidea sinapis/juvernica), Baumweißling (Aporia crataegi), Schlüsselblumen-Würfelfalter (Hamearis lucina), Storchschnabel-Bläuling (Eumedonia eumedon), Kleiner Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus malvae), Platterbsen-Widderchen (Zygaena osterodensis), Klee-Widderchen (Zygaena lonicerae), Hummelschwärmer (Hemaris fuciformis), Wegerichbär (Parasemia plantaginis), Waldgrille, Kleine Goldschrecke (Euthystira brachyptera) und Waldeidechse (Zootoca vivipara) vor. Große Bereiche der Talhänge und auch der Talsohle wurden nach Sturmwurf aufgeforstet, sodass die derzeitige Artenvielfalt nicht von Dauer ist. Um diesen Artenreichtum zu erhalten, müssten, neben der Rücknahme der Aufforstungen in der Talsohle, die Hangbereiche des in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Tals auf einer Breite von jeweils mindestens 30 Metern niederwaldartig bewirtschaftet werden. Die aktuelle Bewirtschaftung als schlagweiser Hochwald (Nadelbäume) dürfte aufgrund der lange anhaltenden Beschattung durch die Aufforstungen nicht dazu geeignet sein, die derzeitige Artenvielfalt inklusive der FFH-Art Schwarzer Apollofalter zu erhalten.
Der Alpen-Perlmutterfalter (Boloria thore) ist in Baden-Württemberg ausschließlich auf der Adelegg anzutreffen und besiedelt dort lichte Tobeleinschnitte.
Zahlreiche Tobel der Adelegg wurden in früherer Zeit in der Tobelsohle landwirtschaftlich genutzt. Diese Nutzung ist heutzutage weitestgehend aufgegeben, weshalb sich Sukzession ausgebildet hat und die Tobel zugewachsen sind. Viele Alpweiden wurden zudem mit Nadelbäumen aufgeforstet und ehemals lichte Laubmischbestände wurden durch dunkle Fichtenforste ersetzt. Allein durch Sturmwürfe in manchen Tobeln und an deren Hänge, die wieder Licht ins Dunkel bringen, findet der Alpen-Perlmutterfalter noch geeignete Lebensräume vor. Typische Begleitarten in den Tobeln sind Feuriger Perlmutterfalter, Silberfleck-Perlmutterfalter, Braunfleckiger Perlmutterfalter, Baldrian-Scheckenfalter, Großer Schillerfalter, Braunauge, Graubindiger Mohrenfalter (Erebia aethiops), Weißbindiger Mohrenfalter (Erebia ligea), Baumweißling, Wegerichbär, Schönbär (Callimorpha dominula), Alpine Gebirgsschrecke (Miramella alpina), Kleine Goldschrecke, Bunter Grashüpfer (Omocestus viridulus), Brauner Grashüpfer und Waldeidechse.
Der Silberfleck-Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne) ist eine klassische Lichtwaldart, die in Baden-Württemberg stetig auf jungen Kahlhieben und Sturmwürfen anzutreffen ist.
Diese Hiebsfläche stellt ein charakteristisches Habitat des Silberfleck-Perlmutterfalters im württembergischen Allgäu dar. Die großen Hiebsflächen bieten gerade im jungen Sukzessionsstadium geeignete Lebensbedingungen für die auf besonnt wachsende Veilchen angewiesenen Raupen der Art. Eine noch bessere Wirksamkeit könnte erzielt werden, wenn das Schwachholz und Reisig von den Flächen abgeräumt würde. Hierdurch wird ein effektiver Nährstoffentzug erreicht, der eine kräuterreiche und lückige Vegetation fördert. Dagegen werden mit dem Belassen von Schwachholz und Reisig aufgrund atmosphärischer Nährstoffeinträge bereits vorbelastete Waldgebiete zusätzlich eutrophiert. Es ist daher unverständlich, dass dies sowohl von Naturschutzverbänden als auch vom Forst im Rahmen des naturnahen Waldbaus gefordert und gefördert wird. Begleitarten auf dieser Kahlfläche sind Kleiner Würfeldickkopffalter, Gelbwürfeliger Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon), Argus-Bläuling (Plebejus argus), Baldrian-Scheckenfalter, Baumweißling, Waldeidechse und Kreuzotter (Vipera berus). Im naturnahen Waldbau (Plenterwirtschaft) entstehen derartige Offenflächen kaum mehr, da Borkenkäferkalamitäten mit anschließender Räumung der Flächen oder Sturmwürfe aufgrund der Bewirtschaftungsform sehr selten sind. Der Silberfleck-Perlmutterfalter gehört daher bundesweit zu den stark gefährdeten Arten, ähnlich wie viele andere Lichtwaldarten.
Der Weißbindige Mohrenfalter (Erebia ligea) kommt in Baden-Württemberg ausschließlich in Lichtwaldsituationen vor. Er benötigt luftfeuchte, halboffene Lebensräume, die durch Sukzession und Beschattung immer mehr verloren gehen.
Breite Waldwegränder mit mageren Krautsäumen und guter Besonnung, wie hier im Killertal bei Jungingen, sind bevorzugte Habitate des Weißbindigen Mohrenfalters, aber auch weiterer Lichtwaldarten wie Feuriger Perlmutterfalter, Braunauge oder Tintenfleck-Weißling. Die Besonnung im gezeigten Lebensraum ist bereits an der Grenze zu zu starker Beschattung. Wachsen die umgebenden Bäume ohne zwischenzeitlichen Einschlag noch mehr auf, wird der gezeigte Abschnitt bald nicht mehr für Lichtwaldarten geeignet sein.
Der Gelbringfalter (Lopinga achine) kommt ausschließlich in lichten Waldlebensräumen vor. Bevorzugt werden Mittelwälder, aber auch Waldbestände mit breiten Waldwegsäumen und kleinflächiger Kahlschlagsnutzung dienen ihm als Lebensraum.
Das Foto zeigt einen mittelwaldartig genutzten Waldbestand in der südlichen Oberrheinebene. Hier kommen neben dem Gelbringfalter zahlreiche weitere Lichtwaldarten wie Kleiner Würfel-Dickkopffalter, Gelbwürfeliger Dickkopffalter, Baumweißling, Tintenfleck-Weißling, Grüner Zipfelfalter, Kreuzdorn-Zipfelfalter (Satyrium spini), Brauner Eichen-Zipfelfalter (Satyrium ilicis), Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades), Brombeer-Perlmutterfalter (Brenthis daphne), Magerrasen-Perlmutterfalter (Boloria dia), Graubindiger Mohrenfalter, Blaukernauge (Minois dryas), Weißer Waldportier (Brintesia circe) und Waldgrille vor. Während einzelne Überhälter (meist Eichen) belassen und erst in einem späteren Stadium geerntet werden, wird der restliche Gehölzbestand abschnittsweise alle 15-25 Jahre geräumt. Hierdurch entsteht ein Mosaik aus unterschiedlichsten Sukzessionsstadien in Kombination mit sehr lichten Waldbeständen. Die mageren, kiesigen Böden in der Trockenaue führen zu einer arten- und kräuterreichen Bodenvegetation, welche durch die Entnahme von Schwachholz und Reisig noch zusätzlich gefördert werden kann.
Der Braune Eichen-Zipfelfalter (Satyrium ilicis) ist die letzte verbliebene, hochgradig gefährdete Lichtwaldart im Schönbuch. Er besiedelt hier größere Kahlflächen, die mit Eiche aufgeforstet werden.
Diese mit Eichen aufgeforstete Sturmwurffläche (Orkan Lothar, 1999) stellt einen Lebensraum des Braunen Eichen-Zipfelfalters im Schönbuch dar. Weitere hier vorkommende Lichtwaldarten sind Braunfleckiger Perlmutterfalter, Silberfleck-Perlmutterfalter, Feuriger Perlmutterfalter, Großer Fuchs, Weißbindiges Wiesenvögelchen, Kurzschwänziger Bläuling, Tintenfleck-Weißling, Kleiner Würfel-Dickkopffalter, Gelbwürfeliger Dickkopffalter, Kleines Fünffleck-Widderchen (Zygaena viciae), Schönbär, Kleine Goldschrecke, Bunter Grashüpfer, Kleine Binsenjungfer (Lestes virens), Gelbbauchunke (Bombina variegata) und Waldeidechse. Die Sturmwurfflächen wurden nach dem Orkan meist komplett beräumt und in der Folge mit Eichen aufgeforstet, die durch Zäunung vor Wildverbiss geschützt wurden. Dadurch dass keine Wuchshüllen verwendet wurden, waren die jungen Eichen für den Braunen Eichen-Zipfelfalter zu Eiablage geeignet. Mittlerweile sind fast alle Lothar-Sturmwurfflächen aus der Eignung für diese und zahlreiche weitere Lichtwaldarten herausgewachsen. Aufgrund der waldbaulichen Veränderungen weg von labilen Fichtenforsten und hin zu stabileren Laubmischbeständen sind die Chancen für vergleichbar verheerende Windwurfereignisse wie bei Orkan Lothar deutlich geschwunden. Ohne die Wiederetablierung einer schlagweisen Hochwaldnutzung, die auch zur Verjüngung der Eiche notwendig ist, werden der Braune Eichen-Zipfelfalter und zahlreiche weitere Lichtwaldarten aus dem Schönbuch verschwinden.
Das Elegans-Widderchen (Zygaena angelicae elegans) ist ausschließlich in den lichten Steppenheidewäldern des Albtraufs mit seinen Abbruchkanten, Rutschungen und Felsbildungen anzutreffen.
In diesem Steppenheidewald am Albtrauf bei Öschingen kommen neben dem Elegans-Widderchen auch Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta), Kurzschwänziger Bläuling, Feuriger Perlmutterfalter, Großer Perlmutterfalter (Argynnis aglaja), Magerrasen-Perlmutterfalter, Tintenfleck-Weißling, Waldgrille, Kleine Goldschrecke, Brauner Grashüpfer und Libellen-Schmetterlingshaft (Libelloides coccajus) vor. Früher galten diese steilen Hangwälder als letzte unberührte Urwälder Mitteleuropas, mittlerweile ist aber belegt, dass auch sie durch die Bevölkerung zur Brennholzgewinnung genutzt wurden. Nach Aufgabe dieser Nutzung sind die lichten Steppenheidewälder beständig rückläufig. Historische Luftbilder belegen den starken Rückgang und die Sukzession an ehemals offenen Standorten. Ohne aktives Eingreifen durch den Menschen werden diese Lichtwälder weiter zuwachsen, bis die an sie angepassten Arten aussterben werden. Das zufällige Entstehen neuer Lichtwaldhabitate durch Rutschungen und Kalamitäten kann den flächendeckenden Verlust durch Nutzungsaufgabe nicht ausgleichen.
Das Platterbsen-Widderchen (Zygaena osterodensis) ist meist mit Offenflächen innerhalb von Wäldern assoziiert, kann aber in Ausnahmefällen auch in mageren Brachen im Offenland angetroffen werden.
In diesem jüngst aufgeforsteten Tal bei Vöhrenbach im Schwarzwald, das aus Waldlücken-Systemen und Wald-Offenland-Ökotonen besteht, kommen neben dem Platterbsen-Widderchen zahlreiche weitere Lichtwaldarten wie Baumweißling, Violetter Feuerfalter (Lycaena alciphron), Feuriger Perlmutterfalter, Großer Perlmutterfalter, Natterwurz-Perlmutterfalter (Boloria titania), Braunfleckiger Perlmutterfalter, Wachtelweizen-Scheckenfalter, Großer Eisvogel (Limenitis populi), Braunauge, Gelbbindiger Mohrenfalter (Erebia meolans), Weißbindiger Mohrenfalter, Wegerichbär, Schönbär, Alpine Gebirgsschrecke und Kleine Goldschrecke vor. Die illegale Aufforstung wurde erst nach anhaltenden Protesten der regionalen Naturschutzverbände in Teilen zähneknirschend zurückgenommen. Das Aufwachsen der Bäume hätte innerhalb von wenigen Jahren das vollständige Erlöschen oben genannter, teilweise vom Aussterben bedrohter Arten bewirkt. Eine extensive Nutzung des naturschutzfachlich wertvollen Tals sollte in nächster Zeit etabliert werden, um eine Verfilzung und Sukzession zu verhindern.