Isophya kraussii (Plumpschrecke) (Brunner von Wattenwyll, 1878)
Verbreitung in Deutschland: Durch die erst Ende der 1980er-Jahre erfolgte Auftrennung der Arten Isophya kraussii und Isophya pyrenaea ist über die Verbreitung der beiden Arten noch recht wenig bekannt. Nachweise für die mehr osteuropäisch verbreitete I. kraussii liegen vor allem aus Süd- und Ostdeutschland vor (Maas et al. 2002).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Das Verbreitungszentrum dieser Art liegt in Baden-Württemberg eindeutig auf der Schwäbischen Alb. Von dort ziehen sich die Vorkommen über das Albvorland und Teile der Oberen Gäue bis hin zum Kraichgau und ins Tauberland. Aus dem Bereich der Stadt Stuttgart ist nur ein Vorkommen bekannt (Detzel 2005). Auffällig ist, dass die komplette Westhälfte des Bundeslandes (Schwarzwald, Oberrheinebene) nicht besiedelt wird. I. kraussii fehlt außerdem in Oberschwaben und im Bodenseebecken (Detzel 1998).
Habitatansprüche: I. kraussii ist eine Saumart, die sich meist in höherwüchsigen Magerrasen oder an krautreichen Wald- und Wiesenrändern aufhält. Die Art fehlt sowohl auf intensiver bewirtschaftetem Grünland als auch in zu stark verbuschten Habitaten (Detzel 1998, Maas et al. 2002).
Gefährdung/Schutz: Gefährdet (Detzel et al. 2022). Die auf der Schwäbischen Alb noch weiter verbreitete Plumpschrecke ist außerhalb ihres Verbreitungszentrums bereits deutlich gefährdet. Ähnlich wie die Wanstschrecke (Polysarcus denticauda) benötigt die ebenfalls flugunfähige I. kraussii Habitatverbundnetze. Diese sind in Zeiten intensiver land- und forstwirtschaftlicher Nutzung nur noch selten anzutreffen, da krautreiche Übergangszonen zwischen Wald und Offenland oder Vorwaldstadien dieser zunehmend zum Opfer fallen. Die Nutzungsaufgabe von Grenzertragsstandorten (z. B. Magerrasen in Hanglage) führt anfangs durch das Brachfallen zu einer Lebensraumerweiterung, in der Folge gehen die Habitate jedoch durch Verbuschung und Sukzession komplett verloren. Zum Schutz von I. kraussii und vieler weiterer Arten magerer Säume und Waldränder müssen Land- und Forstwirtschaft ihre Nutzung extensivieren und Raum für kaum genutzte, ungedüngte Übergangsbereiche zwischen Wald und Offenland lassen. Ein ähnlicher Effekt kann auch durch kleinparzellierte Bewirtschaftung von Wiesen entstehen. Ebenso sollten als Verbindungselemente dienende Böschungen extensiv genutzt werden und frei von Gehölzen gehalten werden. Das Land Baden-Württemberg ist in besonders hohem Maße für die Erhaltung dieser Art verantwortlich (Detzel et al. 2022).
Eignung als Indikatorart: I. kraussii ist ein guter Indikator für magere, krautreiche Waldränder und Saumgesellschaften. Unter den Magerrasen bevorzugt die Art die schon stark versaumten Stadien, deren Erhalt in dieser Form nicht unbedingt Naturschutzziel ist.
Bestimmung: Larven der Wanstschrecke können der Plumpschrecke ähnlich sehen. Im Gegensatz zu diesen verfügen Plumpschrecken über eine feine weiße Streifung entlang des Kopfs und Thorax. Der Gesang von I. kraussii ist für das menschliche Ohr ohne Anwendung eines Ultraschall-Detektors nicht hörbar. Der Nachweis mittels Ultraschall-Detektor ist deutlich effektiver als die Suche nach den in der krautigen Vegetation lebenden Individuen.
Quellen für diese Seite:
Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.
Detzel, P. (2005): Die Heuschrecken Stuttgarts - Verbreitung, Gefährdung und Schutz. - Schriftenreihe des Amtes für Umweltschutz 3, 110 S.
Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.
Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.
Weibchen der Plumpschrecke (Isophya kraussii) an einem Waldrand auf der Schwäbischen Alb (Trochtelfingen), Juli 2009.
Männchen von I. kraussii aus dem Albvorland (Dettenhausen), Juni 2011.
Feuchtwiese mit mageren Säumen als Habitat der Plumpschrecke im Albvorland (Dettenhausen).
Trockene Saumbereiche im Bauland (NSG Wacholderheide Wurmberg und Brücklein); charakteristisches Habitat von I. kraussii.
Schematische Verbreitung von I. kraussii in Baden-Württemberg:
Blauer Bereich: Belegte Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020
Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus