Aiolopus thalassinus (Grüne Strandschrecke) (Fabricius, 1781)

Verbreitung in Deutschland: Aiolopus thalassinus kommt in Deutschland nur noch in der Rheinebene (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz) und im Maintal (Hessen) vor (Detzel 1998). Weitere potentielle (ehemalige) Vorkommen in den nördlichen und östlichen Bundesländern konnten mangels Belege nicht verifiziert werden (Maas et al. 2002). Die deutschen Populationen befinden sich am nördlichen Arealrand.

Verbreitung in Baden-Württemberg: Die Grüne Strandschrecke besiedelt die südliche und nördliche Oberrheinebene, fehlt aber in der mittleren Oberrheinebene weitgehend. Die Populationen am nördlichen Oberrhein sind weitaus größer und konstanter als die immer spärlicher werdenden Nachweise am südlichen Oberrhein (Detzel 1998). Zwischenzeitlich konnte sich die Art aufgrund klimatischer Ursachen ausbreiten und es existieren erste Nachweise weit außerhalb des ursprünglich bekannten Verbreitungsgebiets (z. B. Neckarbecken, Albvorland).

Habitatansprüche: A. thalassinus ist ein Pionierbesiedler der ehemals dynamischen Flussaue des Rheins. Heutzutage werden strukturell ähnliche Habitate wie Verlandungszonen von Gewässern, Abbaugebiete und teilweise auch trockenere Habitate wie Flugsandfelder und Binnendünen besiedelt. Neben einer lückigen und offenen Vegetationsstruktur scheinen gerade für die Entwicklung der Larven feuchtere Bereiche notwendig zu sein (Detzel 1998, Maas et al. 2002).

Gefährdung/Schutz: Gefährdet (Detzel et al. 2022). Die Grüne Strandschrecke ist in Baden-Württemberg gefährdet. Durch den Verlust der natürlichen Auendynamik entlang des Rheins aufgrund jahrhundertelanger Begradigungen müssen die Habitate dieses Pionierbesiedlers durch Imitation der Dynamik erhalten werden. Dies wird beispielsweise im Rahmen des Artenschutzprogramms Heuschrecken durchgeführt. Durch Entfernung von Gehölzen, Abtragung von Oberboden und Mahd müssen regelmäßig offene Bodenstellen geschaffen werden, um den Erhalt der Grünen Strandschrecke zu gewährleisten. Auch diese Art zeigte in jüngerer Zeit leichte Ausbreitungstendenzen, weshalb sie in der aktuellen Roten Liste von "Stark gefährdet" auf "Gefährdet" zurückgestuft wurde (Detzel et al. 2022).

Eignung als Indikatorart: A. thalassinus ist ein sehr guter Indikator für natürliche Flussauen und von Dynamik geprägte Feuchtlebensräume.

Bestimmung: Aufgrund der charakteristischen Färbung in Deutschland unverwechselbare Art. Die Grüne Strandschrecke verfügt über keinen typischen Spontangesang.

Quellen für diese Seite:

Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.

Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.

Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.

 

Weibliche Imago der Grünen Strandschrecke (Aiolopus thalassinus) am nördlichen Oberrhein, August 2013.

 

Weiteres, voll ausgefärbtes Weibchen vom nördlichen Oberrhein, September 2013.

 

Braun gefärbtes Männchen von A. thalassinus am nördlichen Oberrhein, August 2013.

 

Männchen der Grünen Strandschrecke im Albvorland (NSG Burglehen), August 2024.

 

Larve der Grünen Strandschrecke am nördlichen Oberrhein, August 2013.

 

Habitat von A. thalassinus am nördlichen Oberrhein; ehemalige Kiesgrube, die durch Mahd offen gehalten wird.

 

Weiteres Habitat am nördlichen Oberrhein; Verlandungszone eines Kiessees mit lückigen Vegetationsbereichen.

 

Habitat von A. thalassinus im Albvorland (NSG Burglehen); eine teilweise noch in Betrieb befindliche Kiesgrube.

 

Schematische Verbreitung von A. thalassinus in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus

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