Phaneroptera falcata (Gemeine Sichelschrecke) (Poda, 1761)

Verbreitung in Deutschland: Phaneroptera falcata befindet sich in ganz Deutschland in Ausbreitung Richtung Norden. Während vor einigen Jahrzehnten nur Süddeutschland besiedelt wurde, häufen sich mittlerweile Nachweise aus klimatisch begünstigten Regionen im Nordwesten, so z.B. in Nordrhein-Westfalen (Maas et al. 2002).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Auch in Baden-Württemberg zeigt sich eindeutig die Wärmeliebe der Sichelschrecke: Besiedelt werden die Oberrheinebene, der Kraichgau, das Tauberland, das Albvorland und die nördlichen Gäulandschaften sowie das Bodenseebecken (Detzel 1998). Seit einigen Jahren ist auch in Baden-Württemberg eine Ausbreitung von P. falcata in die klimatisch weniger begünstigten Räume der Schwäbischen Alb, der Baar-Alb oder des württembergischen Allgäus zu beobachten. Neben P. falcata ist mit der Vierpunktigen Sichelschrecke (Phaneroptera nana) eine weitere Sichelschrecke in Baden-Württemberg heimisch geworden (Boczki 2007, Treiber 2011). Die wärmeliebende, südeuropäische Art hat über die Schweiz und die Burgundische Pforte den Weg nach Baden-Württemberg gefunden.

Habitatansprüche: Ähnlich wie die Plumpschrecke (Isophya kraussii) benötigt auch P. falcata einen zumindest leichten Saumcharakter. Als Habitate können verschiedenartige Brachen (ehemalige Halbtrockenrasen und Pfeifengraswiesen, Industriebrachen oder Schlagfluren) sowie Wald- und Wegesränder dienen. Im Gegensatz zu I. kraussii ist die Sichelschrecke jedoch deutlich anpassungsfähiger sofern ihr nur das Großklima der jeweiligen Region zusagt (Detzel 1998).

Gefährdung/Schutz: Ungefährdet (Detzel et al. 2022). Die Sichelschrecke ist in den besiedelten Naturräumen meist weit verbreitet und häufig, außerdem weist sie aufgrund der Klimaerwärmung einen positiven Bestandstrend auf.

Eignung als Indikatorart: P. falcata kann in Mitteleuropa als guter Indikator wärmegeprägter Regionen gelten. Da die Art bezüglich der besiedelbaren Habitate eine breite ökologische Valenz aufweist, ist diese Indikatorqualität eher als gering einzuschätzen.

Bestimmung: Die Gemeine Sichelschrecke kann vor allem mit der Vierpunktigen Sichelschrecke verwechselt werden. Beide Arten unterscheiden sich jedoch in mehreren Details. P. falcata ist etwas größer und schlanker und besitzt keine bucklige Gestalt. Die Legeröhre der Art ist recht abrupt und winklig nach oben gebogen, während sie bei P. nana am unteren Rand regelmäßig nach oben gekrümmt ist. Der Gesang der Gemeinen Sichelschrecke ist sehr leise, sodass der Nachweis besser über die auffälligen, häufig kurz auffliegenden Imagines funktioniert.

Quellen für diese Seite:

Bozki, R. (2007): Arealerweiterungen zweier Langfühlerschrecken (Orthoptera: Ensifera): neu in Hessen: Südliche Grille, Eumodicogryllus bordigalensis Latreille, [1804] (Gryllinae), neu in Hessen und Nord-Baden-Württemberg, Phaneroptera nana, Fieber, 1853 (Phaneroptinae). - Articulata 22 (2): 235-248.

Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.

Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.

Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.

Treiber, R. (2011): Beobachtungen zur Ausbreitung der Vierpunktigen Sichelschrecke (Phaneroptera nana Fiber, 1853) am südlichen Oberrhein. -Naturschutz am südlichen Oberrhein 6: 151-152.

 

Weibchen der Gemeinen Sichelschrecke (Phaneroptera falcata) an einem Waldrand im Albvorland (Pfrondorf), Juli 2006.

 

Larve der Sichelschrecke im Albvorland (NSG Schaichtal), Juni 2008.

 

Versaumter Halbtrockenrasen in Oberschwaben (Sipplingen) als charakteristisches Habitat der Sichelschrecke.

 

Stark versaumter und buschreicher Magerrasen auf den Fildern (Stuttgart-Hohenheim) als Habitat von P. falcata.

 

Xerotherme Weinbergsbrachen am Schönbuch-Südwesthang (Unterjesingen) stellen ideale Lebensräume für die Sichelschrecke dar.

 

Schematische Verbreitung von P. falcata in Baden-Württemberg:

Blauer Bereich: Belegte Vorkommen

Grauer Bereich: Verbreitungslücke

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus

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