Metrioptera brachyptera (Kurzflügelige Beißschrecke) (Linnaeus, 1761)
Verbreitung in Deutschland: Metrioptera brachyptera kommt in ganz Deutschland vor. In Westdeutschland wird die Art seltener, hier erreicht sie ihre westliche Verbreitungsgrenze (Maas et al. 2002).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Die Kurzflügelige Beißschrecke kommt hauptsächlich auf der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald und im württembergischen Allgäu vor. Auch aus anderen Naturräumen liegen einige Nachweise vor, so etwa aus dem Albvorland, aus dem Tauberland oder aus den Oberen Gäuen (Detzel 1998). Dort ist sie jedoch seit Jahren stark rückläufig, beispielsweise ist im Neckar-Odenwald-Kreis nur noch ein Vorkommen bekannt (Hafner et al. 2021).
Habitatansprüche: M. brachyptera ist eine Art der Heidevegetation. Sie besiedelt zum einen die Heide-Hochmoore in Oberschwaben, zum anderen aber auch die Zwergstrauchheiden und Hochmoore des Schwarzwaldes und die Wacholderheiden der Schwäbischen Alb. Daneben kann sich M. brachyptera auch in brachgefallenen Streuwiesen finden (Detzel 1998, Maas et al. 2002). In den Oberen Gäuen und im Albvorland kommt die Art auf oberflächlich versauerten, mageren Standorten mit Zwergstrauchvegetation (Heidekraut, Besen-Ginster) vor, die durch unregelmäßige Mahd offen gehalten werden (z.B. Stromleitungstrasse am Spitzberg bei Tübingen; Bamann & Sändig 2019).
Gefährdung/Schutz: Gefährdet (Detzel et al. 2022). Wie viele andere Arten reagiert auch M. brachyptera empfindlich auf intensive Mahd oder zu starke Verbuschung. Deshalb erweist es sich für ihren Schutz erforderlich, die unterschiedlichen Heidetypen großflächig zu erhalten und nur extensiv zu bewirtschaften. Besonders geeignet sind hierfür Beweidung mit Rindern oder Schafen sowie eine regelmäßige Gehölzpflege. Die mehr kontinental verbreitete Art ist in jüngerer Vergangenheit regional stark rückläufig, sodass die Erhöhung des Gefährdungsgrades in der aktuellen Roten Liste gerechtfertigt ist.
Eignung als Indikatorart: M. brachyptera ist ein recht guter Indikator für extensiv genutzte Zwergstrauch- und Wacholderheiden sowie für leicht entwässerte Hochmoore.
Bestimmung: Die Art wirkt sehr dunkel, fast schwarz und verfügt zudem über einen grünen Rücken mit grün gefärbten Flügeln, was sie unverwechselbar macht. Larven sind allerdings sehr schwer von anderen Metrioptera- oder Platycleis-Arten zu unterscheiden. Der Gesang eignet sich zum Nachweis, wobei die Kurzflügelige Beißschrecke häufig bereits optisch auffällt.
Quellen für diese Seite:
Bamann, T. & S. Sändig (2019): Die Heuschrecken des Spitzbergs. In: Gottschalk, T. (Hrsg.): Der Spitzberg – Landschaft, Biodiversität und Naturschutz. – Jan Thorbecke Verlag, 285-306.
Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.
Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.
Hafner, A.; Zimmermann, J. & P. Zimmermann (2021): Die Heuschrecken in Naturschutzgebieten im Neckar-Odenwald-Kreis (Region Rhein-Neckar-Odenwald). - Carolinea 79: 131-162.
Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.
Weibchen der Kurzflügeligen Beißschrecke (Metrioptera brachyptera) an einem mageren und lückigen Bahndamm am Schwarzwaldrand (Nagold), August 2009.
Weiteres Weibchen der Kurzflügeligen Beißschrecke aus Oberschwaben (Waltershofen), August 2014.
Habitat der Kurzflügeligen Beißschrecke im Albvorland (Tübingen); eine durch Mahd offen gehaltene Waldschneise mit Calluna- und Pfeifengrasbeständen.
Kleinflächige Halbtrockenrasen-Brache entlang von landwirtschaftlich intensiv genutztem Grünland als Habitat von M. brachyptera auf der Schwäbischen Alb (Trochtelfingen).
Extensiv-Rinderweide mit Halbtrockenrasenelementen als klassisches Habitat der Kurzflügeligen Beißschrecke auf der Schwäbischen Alb (Albstadt-Laufen).
Verheideter Zwischenmoorbereich in Oberschwaben (NSG Sigrazhofer Ried) als charakteristisches Habitat von M. brachyptera.
Zwischenmoorartige Streuwiesen und Waldsäume mit aperen Stellen - wie hier in Oberschwaben (NSG Arrisrieder Moos) können ebenfalls als Lebensraum der Kurzflügeligen Beißschrecke dienen.
Schematische Verbreitung von M. brachyptera in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020
Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus