Arcyptera fusca (Große Höckerschrecke) (Pallas, 1773)

Verbreitung in Deutschland: Arcyptera fusca ist ausschließlich im südlichen Deutschland verbreitet. Hier tritt die Art aktuell noch in Baden-Württemberg auf. Die bayerischen Vorkommen bei München (Garchinger Heide) und bei Augsburg (Haunstetter Heide) sind in ersterem Fall seit langer Zeit (1950) und in letzterem Fall erst seit kurzem (2001) erloschen (Hartmann 2003, Maas et al. 2002).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Die Große Höckerschrecke ist in Baden-Württemberg historisch aus dem Nordschwarzwald, aus dem NSG Irndorfer Hardt und vom Truppenübungsplatz Heuberg auf der Südwestalb nachgewiesen. Die Vorkommen im Nordschwarzwald und im NSG Irndorfer Hardt müssen - trotz eines vergeblichen Wiederansiedlungsversuchs im NSG Irndorfer Hardt - aktuell als erloschen angesehen werden (Döler & Detzel 2008). Damit bleiben die Flächen des Truppenübungsplatzes Heuberg als einzige von der Art besiedelte Habitate der Art in Deutschland (Detzel 1998). 2019 konnten an zwei einige Kilometer vom Truppenübungsplatz entfernten Stellen Einzelindividuen der gut flugfähigen Männchen von A. fusca nachgewiesen werden. Von einer Neubesiedlung dieser Habitate ist allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht auszugehen, da keine Weibchen gefunden werden konnten.

Habitatansprüche: A. fusca ist eine montane bis subalpine Art, deren Vorkommen auf der Schwäbischen Alb als reliktär einzustufen ist. Die Standorte auf der Südwestalb sind montan und subkontinental geprägt. Hierdurch erklärt sich das Auftreten der Art in dieser Region. Die besiedelten Habitate besitzen eine eher langgrasige Struktur mit einem kleinräumigen Wechsel von relativ vegetationsarmen Magerrasen (etwa in Sprengkratern) und angrenzenden dichtwüchsigeren, schafbeweideten Magerrasen. Wahrscheinlich ist die Kombination aus subkontinentalem Klima und Strukturdiversität ursächlich für das noch aktuelle Vorkommen der Art. Im Nordschwarzwald und im NSG Irndorfer Hardt sind die Populationen nach Nutzungsumstellungen (Aufgabe von Waldweide und Streunutzung) bereits seit längerer Zeit erloschen (Detzel 1998, Maas et al. 2002).

Gefährdung/Schutz: Vom Aussterben bedroht (Detzel et al. 2022). Die Vorkommen der Großen Höckerschrecke in Baden-Württemberg beschränken sich aktuell auf die Fläche des Truppenübungsplatzes Heuberg. Zwar sind die Populationen dadurch vor landwirtschaftlichen Intensivierungen geschützt, allerdings erfolgte auch in der militärischen Nutzung der Fläche eine Umstellung. Während früher mit Panzern geübt und der Platz intensiv beschossen wurde, hat der militärische Übungsdruck in den letzten Jahrzehnten nachgelassen. Die Beweidung der Flächen wurde dafür ausgedehnt. Es ist möglich, dass diese Umstellungen auf Kosten der Strukturdiversität gehen und der Platz durch die Schafbeweidung monotonisiert wird. Die Vorkommen von A. fusca sollten deshalb regelmäßig überwacht werden. Auch das letzte bayerische Vorkommen ist nach Aufgabe der militärischen Nutzung und anschließender, recht einheitlicher Mahdnutzung erloschen. Das Land Baden-Württemberg ist in besonderem Maße für die Erhaltung hochgradig isolierter Vorposten der Art verantwortlich (Detzel et al. 2022).

Eignung als Indikatorart: A. fusca gilt in den Alpen als Indikatorart für strukturreiche Magerrasen und -weiden.

Bestimmung: Die sehr große und auffällige Art ist in Deutschland nicht zu verwechseln. Farblich ist die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) ähnlich. Die Schwesterart Kleine Höckerschrecke (Arcyptera microptera) ist in Deutschland seit längerer Zeit ausgestorben. A. fusca ist auch gut über die auffälligen Schwirrlaute nachweisbar. Aufgrund der Seltenheit der Art sollten Nachweise unbedingt mittels Fotobeleg abgesichert werden.

Quellen für diese Seite:

Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.

Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.

Döler, H.-P. & P. Detzel (2008): Zur Heuschreckenfauna des Naturschutzgebiets Irndorfer Hardt - Analyse und Pflegemaßnahmen. - Articulata 23 (1): 1-14.

Hartmann, P. (2003): Große Höckerschrecke - Arcyptera fusca (Pallas, 1773). In: Schlumprecht, H. & G. Waeber (Hrsg.): Heuschrecken in Bayern. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 227-229.

Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.

 

Männchen der Großen Höckerschrecke (Arcyptera fusca) auf dem Truppenübungsplatz Heuberg (August 2014).

 

Weiteres Männchen dieser attraktiven Art vom Truppenübungsplatz Heuberg (August 2014).

 

Dieses Männchen der Großen Höckerschrecke fand sich auf einer Wacholderheide am nördlichen Albrand (Dotternhausen), August 2019.

 

Weibliche A. fusca vom Truppenübungsplatz Heuberg (August 2014).

 

Weiteres Weibchen der Großen Höckerschrecke Truppenübungsplatz Heuberg (August 2014).

 

Larve von A. fusca auf dem Truppenübungsplatz Heuberg, Juli 2019.

 

Lebensraum der Großen Höckerschrecke auf dem Truppenübungsplatz Heuberg.

 

Detailblick in den Lebensraum: Zu sehen ist eine kleine, vegetationsarme Senke und umgebende dichtwüchsigere Magerrasen.

 

Weiterer Einblick in das Habitat der Großen Höckerschrecke auf dem Truppenübungsplatz Heuberg.

 

Schematische Verbreitung von A. fusca in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Grauer Bereich: Ehemaliges Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise (Stand 2020)

Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus

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