Omocestus rufipes (Buntbäuchiger Grashüpfer) (Zetterstedt, 1821)
Verbreitung in Deutschland: Omocestus rufipes ist in Deutschland weit verbreitet, jedoch keinesfalls überall anzutreffen. Im Süden werden vor allem die Magerrasen- und Heidegebiete besiedelt, im Norden ist die Art dagegen regelmäßig in Moorgebieten anzutreffen (Maas et al. 2002).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Buntbäuchige Grashüpfer hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in Baden-Württemberg im (südlichen) Schwarzwald und in der Oberrheinebene. Daneben existieren verstreute Vorkommen im Hochrheingebiet, in Oberschwaben, in den Oberen Gäuen, auf der Schwäbischen Alb und im Donauried (Detzel 1998).
Habitatansprüche: O. rufipes besiedelt bevorzugt lückige, mit zahlreichen Offenbodenstellen versehene Habitate, die ein günstiges, xerothermes Mikroklima bieten. Dies sind im Schwarzwald Borstgrasrasen und Ginsterheiden, am Kaiserstuhl lückige Voll- und Halbtrockenrasen sowie angrenzende Felsböschungen, am Oberrhein Hochwasserschutzdämme und in Oberschwaben abgetorfte, verheidete Hochmoore (Detzel 1998). Im württembergischen Allgäu werden außerdem auch zwischenmoorartige Bereiche in Streuwiesen und entlang von Fichtenwaldsäumen mit kurzrasiger, lückiger und oberflächig trockener Heidevegetation besiedelt. Auch in wenigen versauerten, zu Borstgrasrasen tendierenden Streuwiesen ist die Art zu finden. Die besiedelten Bereiche sind allerdings meist sehr kleinflächig, sodass momentan nur individuenarme Reliktpopulationen existieren (Bamann 2018). In Bayern besitzt der Buntbäuchige Grashüpfer seinen landesweiten Verbreitungsschwerpunkt in teilentwässerten Streuwiesen und gestörten Hochmoorbereichen (Bräu & Nunner 2003). Im Elsass ist die Art außerdem stetig auf Waldlichtungen noch in Nutzung befindlicher Mittelwälder anzutreffen (Treiber 2001).
Gefährdung/Schutz: Stark gefährdet (Detzel et al. 2022). Der Buntbäuchige Grashüpfer ist in Baden-Württemberg aufgrund der Nutzungsaufgabe von Grenzertragsstandorten stark gefährdet. Diese führt in den ehemals extensiv gemähten oder beweideten Magerrasen und Heiden zu einer Verfilzung der Vegetationsdecke und zu aufkommender Sukzession. Lückige Standortverhältnisse, die die Art unbedingt benötigt, verschwinden dadurch. Zum Schutz von O. rufipes muss die extensive Bewirtschaftung der Heiden und Magerrasen aufrecht erhalten werden. Die oberschwäbischen Vorkommen sind durch regelmäßige Entbuschungsmaßnahmen und partiellen Oberbodenabtrag in den entwässerten und/oder abgetorften Mooren zu erhalten.
Eignung als Indikatorart: O. rufipes ist ein guter Indikator für trockene und lückige Offenlandstandorte auf meist silikatischem Untergrund.
Bestimmung: Die Weibchen der Art ähneln denjenigen des Bunten Grashüpfers (Omocestus viridulus) sehr. Sie sind aber dunkler gefärbt und besitzen deutlich kürzere Legeröhrenklappen. Die Männchen sind meist aufgrund des leuchtend rot gefärbten Hinterleibs und der dunkelbraunen bis schwarzen Grundfärbung gut zu identifizieren. Der gut hörbare Gesang von O. rufipes ist dem von O. viridulus ebenfalls sehr ähnlich, aber mit etwas Erfahrung gut von ihm zu trennen.
Quellen für diese Seite:
Bamann, T. (2018): Die Heuschrecken (Orthoptera) der Niedermoore im württembergischen Allgäu. - Articulata 33: 21-46.
Bräu, M. & A. Nunner (2003): Buntbäuchiger Grashüpfer - Omocestus rufipes (Zetterstedt, 1821). In: Schlumprecht, H. & G. Waeber (Hrsg.): Heuschrecken in Bayern. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 254-257.
Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.
Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.
Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.
Treiber, R. (2001): Heuschrecken und die Gottesanbeterin (Saltatoria; Mantodea) in der südelsässischen Hardt (Frankreich, Haut-Rhin). - Articulata 16 (1/2): 45-67.
Männchen des Buntbäuchigen Grashüpfers (Omocestus rufipes) in Oberschwaben (Sipplingen), August 2013.
Weibchen von O. rufipes in der grünlichen Farbvariante in Oberschwaben (Sipplingen), August 2013.
Weiteres, grünlich gefärbtes Weibchen von O. rufipes aus dem Südschwarzwald (Belchen), Oktober 2016.
Portrait eines Männchens mit der auffälligen Rotfärbung des Abdomens in Oberschwaben (Sipplingen), August 2013.
Typische Eiablage-Situation des Buntbäuchigen Grashüpfers am Bodensee (NSG Kösternerberg), Oktober 2019.
Im NSG Langenauer Ried (Oberschwaben) kommt O. rufipes syntop mit Stenobothrus stigmaticus und Omocestus haemorrhoidalis auf Kalkmagerrasen vor, besiedelt jedoch auch feuchtere Bereiche mit Offenbodenstellen.
Habitat von O. rufipes in Oberschwaben (Neuravensburg); eine bodensaure, an Offenstellen reiche Streuwiese.
Weiteres Habitat in Oberschwaben (Neuravensburg), ein mittlerweile brachgefallenes Zwischenmoor mit lückiger, kurzrasiger Vegetation und Offenbodenstellen.
Saumbereiche von Streuwiesen mit zwischenmoorartigen Bereichen und trockener, verheideter Vegetation und Offenbodenstellen sind Lebensraum von O. rufipes in Oberschwaben (NSG Arrisrieder Moos).
Südexponierte, lückige Torfstichkante in einem ehemaligen Torfabbaugebiet als Habitat von O. rufipes in Oberschwaben (Bad Waldsee).
Charakteristische Veraperung am zwischenmoorartigen Waldsaum als Mikrohabitat des Buntbäuchigen Grashüpfers in Oberschwaben (Untermooweiler).
Habitat des Buntbäuchigen Grashüpfers in Oberschwaben (Sipplingen); halbtrockenrasenreiche Molassehänge am Bodenseeufer.
Weiterer Einblick in den Lebensraum von O. rufipes am Bodensee (NSG Köstenerberg); großflächige Halbtrockenrasen mit mageren, lückigen Böschungen.
Felsböschung im Südschwarzwald (Belchen) als individuenreich besiedeltes Habitat des Buntbäuchigen Grashüpfers.
Charakteristische Vegetationsstruktur im Habitat von O. rufipes; hier störstellenreicher Moorboden in Oberschwaben (NSG Wurzacher Ried).
Schematische Verbreitung von O. rufipes in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020
Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus