Oecanthus pellucens (Weinhähnchen) (Scopoli, 1763)

Verbreitung in Deutschland: Das Weinhähnchen erreicht in Deutschland seine nordwestliche Verbreitungsgrenze. Regelmäßige Nachweise liegen derzeit aus Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen vor. Aus anderen Regionen und Bundesländern mehren sich in jüngerer Zeit Einzelnachweise. Die Art ist momentan - möglicherweise aufgrund der Klimaerwärmung - in Ausbreitung, die primär über die Flusstäler von Rhein, Main, Mosel und Lahn erfolgt (Detzel 1998, Maas et al. 2002).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Verbreitungsschwerpunkt ist die Oberrheinebene mit östlich angrenzendem Kraichgau (Detzel 1998). Weitere Nachweise liegen aus jüngerer Zeit auch aus anderen wärmegeprägten Regionen Baden-Württembergs vor, so z .B. aus dem Tauberland, aus dem Heckengäu, aus dem Neckarbecken oder aus dem Albvorland (Detzel 2005).

Habitatansprüche: O. pellucens besiedelt trocken-warme Lebensräume wie die namensgebenden Weinberge, Halbtrockenrasen, Binnendünen, Brach- und Ödland sowie weitere Ruderalgesellschaften (Detzel 1998). Hier halten sich die Tiere gerne in Sträuchern und auf Stauden auf, von denen sie dann auch ihren charakteristischen Gesang anstimmen. Auch ist die Art innerhalb größerer Städte (z.B. Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart), die ein warmes Binnenklima bieten, weit verbreitet und hier an Straßenbegleitgrün oder an Gleisanlagen regelmäßig anzutreffen.

Gefährdung/Schutz: Ungefährdet (Detzel et al. 2022). Als Besiedler trocken-warmer und extensiv genutzter Offenland-Lebensräume stand das Weinhähnchen ursprünglich auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Allerdings ist gerade in den letzten Jahren eine deutliche Ausbreitung zu beobachten, weshalb die aktuelle Einstufung als "Ungefährdet" gerechtfertigt ist. Gefährdungspotentiale bieten Rebflurbereinigungen, Einsatz von Pestiziden im Weinbau sowie der Verlust der häufig als wertlos erachteten Brache- und Ödlandflächen. Zum Schutz der Art sollten saumreiche Halbtrockenrasen gepflegt und Weinberge zumindest in Teilbereichen extensiv genutzt werden.

Eignung als Indikatorart: O. pellucens kann als Indikator trocken-warmer, saumreicher Lebensräume in warmem Großklima dienen.

Bestimmung: Aufgrund des charakteristischen Habitus kann das Weinhähnchen nicht mit anderen Heuschreckenarten verwechselt werden. Auch der laute, sehr melodische und ab der Dämmerung beginnende Gesang ist eindrücklich und die beste Methode zum Nachweis der Art.

Quellen für diese Seite:

Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.

Detzel, P. (2005): Die Heuschrecken Stuttgarts - Verbreitung, Gefährdung und Schutz. - Schriftenreihe des Amtes für Umweltschutz 3, 110 S.

Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.

Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.

 

Ruhendes Weibchen des Weinhähnchens (Oecanthus pellucens) im Tauberland (Lauda-Königshofen), August 2017.

 

Singendes Männchen des Weinhähnchens auf einem Blatt des Wilden Weins in der Oberrheinebene (Philippsburg), September 2013.

 

Habitat des Weinhähnchens in der nördlichen Oberrheinebene (Philippsburg); extensiv genutztes, mit Büschen durchsetztes Offenland.

 

Charakteristisches Habitat des Weinhähnchens am Schönbuch-Südwesthang (Unterjesingen), extensiv genutzte Weinberge und umgebende Weinbergsbrachen.

 

Schematische Verbreitung von O. pellucens in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus

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