Chorthippus apricarius (Feld-Grashüpfer) (Linnaeus, 1758)
Verbreitung in Deutschland: Chorthippus apricarius ist in ganz Deutschland verbreitet, wird jedoch von Nordosten nach Südwesten hin immer seltener. Besonders häufig ist die Art in den großflächigen Agrar- und Industrielandschaften Ostdeutschlands. Deutlich seltener ist der Feld-Grashüpfer dagegen in Rheinland-Pfalz und Hessen anzutreffen. Er gilt in der bundesdeutschen Roten Liste als ungefährdet (Maas et al. 2002).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Die Vorkommen des Feld-Grashüpfers waren in Baden-Württemberg zumindest seit Beginn der Aufzeichnungen über Heuschrecken-Vorkommen weitgehend auf die Schwäbische Alb beschränkt. Hier ist ein beständiger Rückgang zu beobachten, sodass die etwa 30.000 Individuen fassenden Populationen schon zu Beginn der 1990er-Jahre auf wenige Hundert bis Tausend geschrumpft sind (Detzel 1998). Dieser Trend hat sich leider bis zum heutigen Zeitpunkt fortgesetzt, sodass C. apricarius aktuell als vom Aussterben bedroht angesehen werden muss. Die letzten verbliebenen Populationen befinden sich fast ausschließlich auf der Mittleren Albhochfläche. Etwas abgesetzt davon existiert ein Vorkommen am Hohentwiel im Hegau sowie ein erst in jüngerer Zeit entdecktes in der nördlichen Oberrheinebene.
Habitatansprüche: C. apricarius ist eine Art extensiv genutzter, offener Feldlandschaften. Hier werden bevorzugt Säume, Steinriegel, Ackerbrachen, Wegränder und angrenzende Halbtrockenrasen besiedelt (Detzel 1998, Maas et al. 2002). Von besonderer Bedeutung scheint ein fein-krümeliges Substrat, das die Eier und Larven für eine erfolgreiche Entwicklung benötigen (G. Hermann, schriftl.). Ob dies jedoch die einzige Erklärung für die Seltenheit der Art in Südwestdeutschland und die recht weite Verbreitung im Nordosten ist, ist bisher nicht geklärt.
Gefährdung/Schutz: Vom Aussterben bedroht (Detzel et al. 2022). Der Feld-Grashüpfer ist aufgrund einer Vielzahl von Gefährdungsfaktoren, die zusammen synergetisch wirken, in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht. Die intensivierte Landwirtschaft führt zum Verlust kleinräumiger und lückiger Saumstrukturen, gleichzeitig werden diese durch Eutrophierung von nitrophytischen Hochstaudensäumen überwachsen (Detzel 1998). Weiterhin erfolgt keine regelmäßige Pflege der Ackerraine mehr, weshalb sie weitgehend mit Gehölzen bestanden sind. Das abschnittsweise und regelmäßige Auf-den-Stock-setzen dieser Heckenstrukturen und die Offenhaltung von Steinriegeln im Verbund mit extensiv genutzten Äckern kann als wichtigste Pflegemaßnahme gelten.
Eignung als Indikatorart: C. apricarius kann in Baden-Württemberg als Indikator für extensiv genutztes Ackerland in Kombination mit angrenzenden mageren Säumen, Steinriegeln und Halbtrockenrasen gelten.
Bestimmung: Der Feldgrashüpfer kann mit anderen Chorthippus-Arten verwechselt werden, allerdings ist das Medialfeld bei dieser Art stark erweitert, was sie deutlich von allen anderen einheimischen Arten der Gattung unterscheidet. Charakteristisch ist der recht leise Gesang, der an eine Dampflokomotive erinnert. Aufgrund der Seltenheit der Art sollten Nachweise unbedingt mittels Fotobeleg abgesichert werden.
Quellen für diese Seite:
Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.
Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.
Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.
Männchen des Feldgrashüpfers (Chorthippus apricarius) auf einer Ackerbrache auf der Schwäbischen Alb (Gammertingen), September 2012.
Weiteres Männchen des Feldgrashüpfers auf der Schwäbischen Alb (Gauselfingen), August 2013.
Stridulierendes Männchen von C. apricarius auf der Schwäbischen Alb (Gauselfingen), August 2013.
Weibchen des Feldgrashüpfers auf der Schwäbischen Alb (Gauselfingen), August 2013.
Weiteres Weibchen von C. apricarius auf der Schwäbischen Alb (Gammertingen), September 2012.
Als Naturschutzmaßnahme aufgehackte Ackerbrache als Lebensraum für den Feldgrashüpfer auf der Schwäbischen Alb (Gammertingen).
Breiter, noch offener Ackerrandstreifen als Habitat für den Feldgrashüpfer auf der Schwäbischen Alb (Gammertingen).
Ackerrandstreifen und Säume auf der Schwäbischen Alb (Gauselfingen) als Habitat von C. apricarius.
Schematische Verbreitung von C. apricarius in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Grauer Bereich: Ehemalige Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020
Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus