Miramella alpina (Alpine Gebirgsschrecke) (Kollar, 1833)
Verbreitung in Deutschland: Miramella alpina ist ausschließlich in Bayern und Baden-Württemberg verbreitet. Hier besiedelt sie den Schwarzwald, das Alpenvorland und die Alpen (Maas et al. 2002).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Die Alpine Gebirgsschrecke kommt in Baden-Württemberg in drei voneinander isolierten Populationen vor. Die meisten Vorkommen finden sich im südlichen und nördlichen Schwarzwald. Der mittlere Schwarzwald auf Höhe des Kinzigtales wird nicht besiedelt und trennt damit die Populationen des Süd- und Nordschwarzwaldes. Außerdem tritt M. alpina auf der Adelegg im südöstlichen Allgäu auf. Dieses Vorkommen setzt sich im bayerischen Alpenraum vor und ist somit als äußerster Vorposten der großen Alpenpopulationen zu deuten (Detzel 1998). In jüngerer Zeit sind vor allem in den tieferen Lagen des Schwarzwaldes Rückgänge zu verzeichnen (Zimmermann & Hafner 2018). Die baden-württembergischen Populationen werden der Unterart M. a. subalpina zugerechnet (Detzel et al. 2021).
Habitatansprüche: Besiedelt werden primär kühl-feuchte Habitate, die häufig an Nordhängen lokalisiert sind. Hier kommen etwa diverse feuchte Wiesentypen, Niedermoore, Hochstaudenfluren, Ränder von Hochmooren, vernässende Nadelwälder (Missen) oder auch Waldschneisen als Habitate in Frage. Normalerweise finden sich Vorkommen von M. alpina erst ab etwa 500 m NN (Detzel 1998, Maas et al. 2002).
Gefährdung/Schutz: Stark gefährdet (Detzel et al. 2022). Aufgrund der zu beobachtenden Rückgänge der Art in tieferen Lagen, wurde die Alpine Gebirgsschrecke in der aktuellen Roten Liste als "Stark gefährdet" eingestuft. Sie ist auf das Vorhandensein von extensiv bewirtschafteten Feuchtwiesen sowie auf den Erhalt naturnaher Bach- und Quellbereiche und Offenstellen im Wald angewiesen. Derartige Habitate sind beständig rückläufig, da die Bewirtschaftung extensiv bewirtschafteter Wiesen häufig nicht mehr lohnenswert ist, deshalb die Nutzung komplett aufgegeben wird und die Flächen der Sukzession zum Opfer fallen. Außerdem entstehen bei Anwendung der heutigen Hochwaldnutzung ("Naturnaher Waldbau") kaum Waldschneisen und lichte Waldbereiche. Das Land Baden-Württemberg besitzt eine besondere Verantwortung für die Erhaltung hochgradig isolierter Vorposten dieser Art in Deutschland (Detzel et al. 2022).
Eignung als Indikatorart: M. alpina kann als Indikator für (hoch-)montane extensiv genutzte Feuchtwiesen, Niedermoore und bachbegleitende Strukturen gelten.
Bestimmung: Sehr charakteristische Art, die aufgrund ihrer Zeichnung und Färbung eigentlich nicht verwechselt werden kann. Am ähnlichsten ist noch die ebenfalls grün gefärbte Kleine Goldschrecke (Euthystira brachyptera). Die Art ist aufgrund der zurückgebildeten Flügel stumm, der Nachweis funktioniert also rein über Sichtbeobachtungen.
Quellen für diese Seite:
Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.
Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.
Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.
Zimmermann, P. & A. Hafner (2018): Heuschrecken der Naturschutzgebiete im Landkreis Freudenstadt. - Carolinea 76: 189-212-
Pärchen der Alpinen Gebirgsschrecke (Miramella alpina) im Nordschwarzwald (Kaltenbronn), August 2008.
Kopula von M. alpina aus dem Südschwarzwald (Vöhrenbach), Juli 2011.
Larve von M. alpina von der Adelegg, Juli 2013.
Aufsicht auf eine männliche Larve der Alpinen Gebirgsschrecke auf der Adelegg (Eisenbach), Juni 2017.
Junge Larve der Alpinen Gebirgsschrecke von der Adelegg, Mai 2017.
Magere Feuchtwiese im Südschwarzwald (Vöhrenbach), hier kommt auch M. alpina vor.
Auf diesen jüngst illegal aufgeforsteten Feuchtbrachen im Südschwarzwald (Vöhrenbach) existiert noch ein Massenvorkommen der Alpinen Gebirgsschrecke.
Habitat der Alpinen Gebirgsschrecke auf der Adelegg, ein hochstaudenreicher Tobeleinschnitt.
Habitat der Alpinen Gebirgsschrecke auf der Adelegg (Eisenbach); bachbegleitende Hochstaudenfluren ehemals rinderbeweideter Flächen.
Schematische Verbreitung von M. alpina in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020
Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus