Calliptamus italicus (Italienische Schönschrecke) (Linnaeus, 1758)
Verbreitung in Deutschland: Calliptamus italicus kommt in Deutschland bis weit in den Nordosten vor. Sie ist allerdings in allen Bundesländern sehr selten oder bereits ausgestorben (Maas et al. 2002).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Die Italienische Schönschrecke war ehemals in Baden-Württemberg in weiten Bereichen der nördlichen und südlichen Oberrheinebene verbreitet. So trat die Art in der Hardtebene bei Karlsruhe, am Kaiserstuhl und in der Markgräfler Rheinebene auf. Lange Zeit waren nur noch Relikte dieser ehemaligen Verbreitung anzutreffen (z.B. NSG Grißheimer Trockenaue, Kaiserstuhl, Umgebung Mannheim). Ausgestorben ist C. italicus im Südschwarzwald, am Bodensee und am Spitzberg bei Tübingen. Isolierte Vorkommen bestehen am Hohentwiel bei Singen (Jürgens & Rehding 1992) und an einem Bahndamm bei Horb in den Oberen Gäuen. Individuenreiche Metapopulationen finden sich im Tauberland, wo die lückigen und steinigen Magerrasen besiedelt werden (z.B. NSG Haigergrund) (Detzel 1998). In jüngerer Zeit ist eine deutliche Bestandserholung zu beobachten, während der sich die Art vor allem in der südlichen Oberrheinebene wieder stark ausgebreitet hat (Detzel et al. 2022). Auch im Neckar-Odenwald-Kreis hat sich die Italienische Schönschrecke, ausgehend vom Tauberland, etwas ausgebreitet (Hafner et al. 2021).
Habitatansprüche: C. italicus besiedelt vegetationsarme, lückige und steinige oder felsige Habitate. Meist sind dies Halb- oder Volltrockenrasen, Rutschhalden oder Schotterflächen (Detzel 1998, Maas et al. 2002). Die Art ist damit ausgesprochen xerothermophil. Bevorzugt werden Bereiche mit hohem Offenbodenanteil und angrenzender etwas wüchsigerer Vegetation. Charakteristisch sind beispielsweise offenbodenreiche Weinbergsböschungen (Hohentwiel, Kaiserstuhl) und steile, mit Steinriegeln durchsetzte Trockenrasen (Tauberland).
Gefährdung/Schutz: Gefährdet (Detzel et al. 2022). Während noch vor einigen Jahren des Fortbestehen dieser Art in Deutschland fraglich war, hat sie sich in jüngerer Zeit aufgrund der klimatischen Veränderungen teilweise wieder ausgebreitet und neue Habitate besiedelt. Konsequenterweise erfolgte eine Rückstufung in der aktuellen Roten Liste von "Vom Aussterben bedroht" auf "Gefährdet". Zahlreiche Gefährdungsfaktoren bleiben trotzdem bestehen: Die ehemals im Rheintal besiedelten natürlichen Kiesbetten und Sandbänke des Rheins wurden vollständig verbaut. Nutzungsaufgabe und Sukzessionsprozesse führen zu einem Zuwachsen der von der Italienischen Schönschrecke besiedelten, schwer zu bewirtschaftenden Steillagen. Die aktuell von C. italicus besiedelten Magerrasen müssen frei von aufkommender Sukzession gehalten werden. Dies kann entweder durch mechanisches Entfernen des Gehölzes oder durch intensive Schaf- und Ziegenbeweidung vonstatten gehen.
Eignung als Indikatorart: C. italicus ist ein sehr guter Indikator für lückige, offene und steinige Halb- und Volltrockenrasen.
Bestimmung: Sehr bunte Art mit im Flug auffälligen roten Hinterflügeln, die in Deutschland unverwechselbar ist. Die Italienische Schönschrecke erzeugt hörbare Laute mit ihren Mandibeln, der Nachweis ist jedoch aufgrund des aktiven Verhaltens der Art durch Sichtbeobachtungen deutlich einfacher.
Quellen für diese Seite:
Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.
Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.
Hafner, A.; Zimmermann, J. & P. Zimmermann (2021): Die Heuschrecken in Naturschutzgebieten im Neckar-Odenwald-Kreis (Region Rhein-Neckar-Odenwald). - Carolinea 79: 131-162.
Jürgens, K. & G. Rehding (1992): Xerothermophile Heuschrecken (Saltatoria) im Hegau - Bestandssituation von Oedipoda germanica und Calliptamus italicus. - Articulata 7: 19-38.
Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.
Zwei Männchen der Italienischen Schönschrecke (Calliptamus italicus) bemühen sich um ein Weibchen am Hohentwiel (Singen), August 2010.
Männchen von C. italicus am Hohentwiel (Singen), Juli 2010.
Männchen der Italienischen Schönschrecke aus den Oberen Gäuen (Horb), August 2011.
Weibchen von C. italicus am Hohentwiel (Singen), Juli 2010.
Weiteres Weibchen aus den Oberen Gäuen (Horb), August 2011.
Larve von C. italicus am Hohentwiel (Singen), Juni 2010.
Habitat von C. italicus am Hohentwiel: Besiedelt werden vor allem die schütteren Böschungen rechts des Weges.
Habitat im Tauberland (NSG Haigergrund): Lückiger, steiniger und steiler Trockenrasen.
Steiniger, fast schutthaldenartiger Trockenrasen bei Königheim im Tauberland.
Ein weiteres Habitat im Tauberland bei Edelfingen: Kurzrasiger, fast ebener Halbtrockenrasen.
Habitat in der Oberrheinebene (NSG Grißheimer Trockenaue): Kiesige und lückige Halbtrockenrasen zwischen Mittelwäldern.
Habitat von C. italicus in den Oberen Gäuen (Horb).
Mikrohabitat von C. italicus in den Oberen Gäuen (Horb): Schütterer, von Gräsern und Felsen durchsetzter Steinboden.
Schematische Verbreitung von C. italicus in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Grauer Bereich: Ehemalige Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020
Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus