Ephippiger diurnus (Westliche Sattelschrecke) (Fiebig, 1784)

Verbreitung in Deutschland: Ephippiger diurnus war in Deutschland ausschließlich in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg verbreitet. Die größten Populationen bestehen aktuell in Rheinland-Pfalz, wo die Art die warmen Flusstäler von Nahe und Mosel besiedelt. Die Vorkommen in Hessen (Rhein-Main-Gebiet) sind wohl ebenso wie diejenigen in Baden-Württemberg erloschen (Maas et al. 2002). In jüngerer Zeit gelangen auch Nachweise am Niederrhein in Nordrhein-Westfalen, die als die nördlichsten Vorkommen in Deutschland gelten können (Rühlke 2021). Nach www.orthoptera.ch kommt in Deutschland die Westliche Sattelschrecke vor, während die Steppen-Sattelschrecke (Ephippiger ephippiger) ihre westliche Verbreitungsgrenze in Ostösterreich und Westslowenien besitzt. Es ist daher verwirrend, dass beispielsweise in der aktuellen Roten Liste Baden-Württembergs die Steppen-Sattelschrecke und nicht die Westliche Sattelschrecke geführt wird (vgl. Detzel et al. 2022).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Die Westliche Sattelschrecke kam früher am Südlichen Oberrhein vor, von wo sie aus französischem Gebiet im Elsass auch noch aktuell nachgewiesen ist. Die letzten Nachweise in Baden-Württemberg gelangen in den 1960er-Jahren am Isteiner Klotz (Detzel 1998).

Habitatansprüche: Die in Mitteleuropa extrem thermophile E. diurnus kam in Baden-Württemberg ausschließlich in reich strukturierten Lebensräumen der wärmsten Lagen vor. Zu den besiedelten Habitaten zählten etwa versaumte Halbtrockenrasen, Weinbergsbrachen und trocken-warme Gebüschsäume (Detzel 1998, Maas et al. 2002).

Gefährdung/Schutz: Ausgestorben (Detzel et al. 2022). E. diurnus litt wahrscheinlich sehr unter der Intensivierung des Weinbaus (Spritzmittel, Mechanisierung, Flurbereinigung) einerseits sowie unter der Nutzungsaufgabe und Verbrachung andererseits. Die recht immobile Art benötigt größere, strukturreiche Lebensraumkomplexe, die durch Offenhaltung der Halbtrockenrasen und eine Extensivierung des Weinbaus geschaffen werden könnten.

Eignung als Indikatorart: In Mitteleuropa kann E. diurnus als guter Indikator für warme Regionalklimate sowie für strukturreiche, extensiv bewirtschaftete Halbtrockenrasen und Weinberge gelten.

Bestimmung: Als einzige ehemals in Baden-Württemberg vorkommende Sattelschreckenart war die Westliche Sattelschrecke unverwechselbar.

Quellen für diese Seite:

Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.

Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.

Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.

Rühlke, L. (2021): Erstfund der Westlichen Sattelschrecke (Ephippiger diurnus, Dufour, 1841) im Niederrheinischen Tiefland. - Articulata 36: 23-30.

 

Männchen der Westlichen Sattelschrecke (Ephippiger diurnus) aus dem Elsass (Rouffach), Oktober 2019.

 

Weibchen der Westlichen Sattelschrecke aus dem Elsass (Rouffach), Oktober 2019.

 

Habitat von E. diurnus im Elsass (Rouffach); großflächige Trockenrasen mit einem Mosaik aus offenen und versaumten Bereichen.

 

Schematische Verbreitung von E. diurnus in Baden-Württemberg:

Grauer Bereich: Ehemaliges Vorkommen

Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus

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